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Alt 03.08.2018, 12:37   #119
Helmut S
Szenekenner
 
Registriert seit: 30.10.2006
Beiträge: 8.971
Danke für die Antworten Dan!

Zitat:
Zitat von Dan Lorang Beitrag anzeigen
Eine sportartübergreifende Sichtung halte ich auch immer noch für sinnvoll. Allerdings bedraf es dafür einer engen Zusammenarbeit von unterschiedlichen Sportverbänden. Die Frage ist ob das möglich ist.
Das halt ich für eine ausgesprochen gute Idee. Bin aber auch der Meinung, dass die Zusammenarbeit sich auf diejenigen jungen Athleten beschränken wird, die es in den Duchgangskadern der Spezialdisziplinen nicht weiter schaffen.


Zitat:
Zitat von Dan Lorang Beitrag anzeigen
Es gibt mittlerweile gute "Testbatterien" um die verschiedenen Fertigkeiten und Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen einzuordnen. Zusätzlich ist das geschulte Auge von Trainern, die sich schon über Jahre mit Sport beschäftigen nicht zu vernachlässigen. Es geht also in meinen Augen nicht darum ein System für die Beurteilung zu finden sondern überhaupt diese Scouting sportartübergreifend zu machen.
Aber genau dieses statische (es wird behauptet es sei dynamisch) System der Beurteilung von aktuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten durch "Testbatterien" ist doch m.E. ein riesiger Schwachpunkt. Vor allem wenn es auf so einer dünnen quantitativen Grundlage wie im Triathlon erfolgt. Sowas ergibt ja kaum verlässliches Feedback inwieweit die gewählten Kriterien tatsächlich eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit des Athleten in der Zukunft vorhersagen oder ob man justieren muss.

Ganz offensichtlich bleiben im Triathlon ja Erfolge aus. Man muss sich schon auch Fragen ob das ggf. auch an der Methodik der Talentselektion und -bewertung liegt. In dem Bereich zu sagen: Weiter so - gibt es alles, ist mir schon zu wenig. Ich bin schon der Meinung, hier sollte tatsächlich jeder Stein umgedreht werden - auch ein Beurteilungssystem. Man muss einfach mindestens zwei Fragen stellen (und nicht nur eine): a) Fördern wir die richtigen Athleten? und b) Fördern wir die Athleten richtig?

Beispiel: Beim DFB machen die das (Testbatterien) schon seit 2004 so nach nem Programm aus der DSHS Köln (Prof. Weber). Aber die Jungs da haben ne völlig andere quantitative Basis: Die Sichten ca. 600.000 Nachwuchsspieler in den Stützpunkten und NLZs jedes Jahr. Hieraus kriegst du u.a. Feedback ob es die richtigen Kriterien waren.

Aber: Nicht erst seit dem Ausscheiden der Nationalmannschaft steht dieses System auch beim DFB in der Kritik, da hier Athleten in ein Raster gepresst werden und wenn sie dem nicht entsprechen, ggf aus der Förderung fliegen. Meikel Schöneweitz z.B. (DFB U18 Coach) kritisiert u.a. die Uniformität der Talente die aus diesem System entstehen.

Es ist vielmehr sogar so, dass bei einer Untersuchung/Rückverfolgung des Verbleibs von selektierten Talenten (siehe Seifert/Güllich TU Kaiserslautern) herauskam:

- nach 3 Jahren bleiben < 50% in den Kaderstrukturen und nach 5 Jahren < 30%.
- Die meisten früh Geförderten werden bald durch andere Spieler ersetzt, die sich außerhalb des Fördersystems erfolgreicher entwickelt haben.
- Populationen der früh geförderten Spieler und der später erfolgreichen Profi-Spieler sind nicht identisch, sondern weitgehend disparat.
- Spitzenspieler gehen eher aus wiederholten Auswahlund De-Selektions-Prozessen hervor.

und bei einem Vergleich der Spieler in den Förderstrukturen (NLZ - Nachwuchsleistungszentrum) mit denen ausserhalb der Förderstrukturen kam herhaus, dass die Leistung in den NLZ durchgehend höher war, aber die Leistungssteigerung teils höher, teils geringer; war und überwiegend keine signifikant unterschiedliche Leistungsentwicklung (keine „Schere”) festzustellen war.

Die Ergebnisse waren übrigens konsistent mit anderen Sportarten, die Autoren nennen Joch, 1992; Winter, 1993; Pauer, 1996; Martin et al., 1997; Radtke, 2002; Güllich, 2006

Als Implikation folgt: Verlässliche frühe Talenterkennung ist nicht möglich und die Wirksamkeit der Fördermaßenhahmen ist unsicher.

Es ist also keineswegs so, dass der Ansatz mit den Testbatterien über alle Zweifel erhaben wäre. Das das beim DFB wenigstens einigermaßen klappt, liegt halt an der schieren Masse. Im Triathlon ist die bei weitem nicht vorhanden.


Die empfohlenen häufigen Selektions-/Deselektionsmechanismen müssen m.E. unbedingt Wettkämpfe auf der Zieldistanz beinhalten. Letztlich muss ein Kaderathlet im altersgemäßen vergleich gewinnen. Siehe Timo Bolls Aussage ("Talente erkennt man, weil die meist gewinnen"). An der Stelle bin ich doch auch bei HaFu. Die Talente müssen regelmäßig auf mehr oder weniger offenen Sichtungs-/Selektionswettkämpfen auf der OD gegeneinader antreten. Das sollte m.E. alles viel direkter passieren. Es geht um's gewinnen, also schaut man wer gewinnt. Es interessiert halt am Ende nicht wie gut einer beim 20m Sprint oder bei Prellsprüngen ist. Undzwar sollte man diese Selektions/Deselektions WKs nicht auf der im Elite Bereich nicht mal halb so lange dauernden Unterdistanz, sondern auf der doppelt so lange dauernden Zieldistanz machen.


Aufgrund der genannten Ergebnisse/Implikationen bin ich übrigens der Meinung, dass dein Vorschlag der sportartübergreifenden Sichtung recht gut ist, denn wenn die Athleten aus den Spezialdisziplinen fliegen, haben sie bereits ein gewisses Alter (sie werden für den Triathlon nicht zu früh selektiert und erleiden nicht deren Schicksal) und haben bestimmte Merkmale auch bereits bewiesen.

Die große Frage ist allerdings: Wie stark kann man Athleten die in einer Spezialdisziplin aus nem Kader fliegen noch motivieren, dass selbe Spiel im Triathlon nochmal mitzumachen? Für Kinder und Jugendliche platzen da ggf. massive Träume und die müssen mit einer großen Enttäuschung umgehen. Ich war als Jugendlicher selbst so ein "Ausgespuckter" (völlig andere Sportart) und mein jetzt 18 jähriger Sohn is auch so einer (auch völlig andere Sportart). Ich hab den speziellen Sport damals an den Nagel gehangen und mein Sohn ist dabei ähnliches zu erleben. Wenngleich es bei ihm nicht ganz so schlimm ist wie bei mir damals, denn ich habe ihn auf die Enttäuschung vorbereitet (es war früh klar, dass es ihn irgendwann erwischt) und er hat noch andere Dinge, aus denen er Selbstwertgefühl bezieht. Hier könnte das Konzept eine größere, zu bewältigende Aufgabe haben. Ansonsten finde ich den Vorschlag sehr gut.

LG H.
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