gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
Bestzeit!
Triathlon Coaching
Individueller Trainingsplan vom persönlichen Coach
Wissenschaftliches Training
Doppeltes Radtraining: Straße und Rolle mit separaten Programmen
Persönlich: Regelmäßige Skype-Termine
Mehr erfahren: Jetzt unverbindlichen Skype-Talk buchen!
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Von Null auf Sprintdistanz (sorry, langer Artikel)
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 21.07.2008, 13:32   #1
DieAndy
triathlon-szene.de TV-Team
 
Benutzerbild von DieAndy
 
Registriert seit: 28.06.2008
Ort: Mainhattan
Beiträge: 3.731
Von Null auf Sprintdistanz (sorry, langer Artikel)

Da doch jetzt schon mehrfach per PN darum gebeten wurde, beschreibe ich meinen 1. Triathlon in der SD (0,5 – 20 – 5).

Zur Vorgeschichte: ich war schon als Kind sportlich und habe immer alles ausprobiert (vom Ballett über Tennis, Ski, Leichtathletik, Vollebally uvm.). Meine schlechten Bänder (u.a. in den Knien), allergisches Asthma und ein paar andere Dinge haben aber dazu geführt, mit 18 nahezu ganz mit allen Sportarten aufzuhören, später immer wieder mal etwas zu probieren, was meist gesundheitlich misslang. So blieb laufen, ab und zu Rad fahren, tauchen, zwischendurch auch mal Golf übrig...“Richtiges“ Schwimmen konnte ich übrigens noch nie leiden, wobei ich eine Wasserratte bin und gerne in/auf jedem See oder Meer bin.

Nach einem Sturz auf einem Schotterweg (habe heute noch winzige Splitter unter der Haut) hatte ich 2002 die Schnauze voll und hörte auch mit Laufen auf. 2003 erlitt ich eine leichte Gehirnerschütterung durch einen Stoß auf den Kopf und 2005 wurde ein Bandscheibenvorfall in der HWS diagnostiziert. Mittlerweile war ich ab und zu wieder gerannt und Rad gefahren (Trekkingbike, reine Freizeitaktivität, die eher wenig mit Sport zu tun hat). Allerdings erhielt ich vorerst absolutes Sportverbot. Außer Schwimmen.
Vollkommen genervt und schmerzgeplagt habe ich 2006 mein Fahrrad umbauen lassen für eine aufrechtere Sitzposition und bin nahezu täglich ins Büro geradelt. 3km, aber besser als nix.
Mein Mann begann 2007 mit Triathlon (SD) und nachdem ich ihn zu einem Wettkampf begleitet hatte, war es auch um mich geschehen. Zuerst kaufte ich mir ein Crossbike, um ihm besser hinterher radeln zu können; allerdings wieder mit recht recht aufrechter Sitzposition.
Im Januar 2008 wachte ich eines Samstag morgens auf und wusste: es geht los. Ich ging mit ihm schwimmen, merkte, das ich 500m schaffe ohne zu kollabieren und meldete mich sofort für einen Triathlon in der SD im Mai an. Am nächsten Tag begann ich wieder mit Laufen. Meine Zeiten sind grottenschlecht, aber ich konnte schon im 3. Training die 5km ohne Pause laufen. Halt langsam und ohne hinterher Schmerzmittel wg der HWS nehmen zu müssen. Allein das war schon mein großes Erfolgserlebnis. Mein Ziel war: den Wettkampf durchhalten/heil ankommen und falls möglich, unter 2h. Im Training hatte ich 1 Woche vor dem Wettkampf zum 1. Mal alle drei Sportarten nacheinander absolviert, allerdings mit einstündiger Pause dazwischen (aus logistischen Gründen).

Der große Tag: ein paar Tage zuvor wurde ich nervös und aufgeregt, konnte es kaum erwarten. Habe mir immer wieder überlegt, was lege ich wohin, was ziehe ich wann und wie an, was nehme ich alles mit. Da es kühl war (11 C Aussentemp) habe ich mich nicht getraut, mit einem Einteiler den kompletten Wettkampf zu bestreiten. Hatte Angst, auf dem Rad in den nassen Klamotten zu frieren, somit war 1 Umziehpause geplant. In der Nacht vor dem Wettkampf beschlich mit eine Art Panik, dass ich mich bloß nicht verfahre oder etwas Dummes falsch mache.
Am Morgen selbst (stöhn, 5:00h raus) war mir alles egal. Ich hatte keine Lust, war unmotiviert und fuhr halt dorthin, weil es nun mal so ausgemacht war. Es war Kaiserwetter, kalt aber sonnig und noch nicht einmal das hob meine Laune.
Noch bevor ich mich richtig sortiert und alles zu Ende überlegt hatte, war ich im Wasser und es ging los.
Ich schwamm ruhig (immer im Kopf, es nicht zu übereilt anzugehen) und als ich 400m geschafft hatte, waren außer mir nur noch 2 andere im Wasser (ooops). Als letzte kam ich aus dem Becken, nicht ohne einen Kommentar des Stadionsprechers – das war doch irgendwie ein doofes Gefühl. Dann verhedderte ich mich mit meinem tollen Rad/Laufoberteil und musste einen Zuschauer bitten, weil ich hoffnungslos verkeilt war. Endlich auf dem Rad und die Flachstrecke entpuppte sich zu Beginn als eine (für mich) Bergwertung, denn das Schwimmbad lag in einer Senke. Ich strampelte mit ca. 10km/h die Steigung hoch und dachte nur: „wenn das so weiter geht, komme ich gar nicht an“. Und etwas später: „warum mache ich das eigentlich?? So etwas Doofes mache ich nie mehr....“

Die Strecke war dann aber tatsächlich flach und auch landschaftlich schön und ich strampelte so vor mich hin. Wildfremde Menschen feuerten mich an und unterwegs klopfte mir bei einer weiteren kleinen Steigung ein Teilnehmer auf die Schulter und meinte: „du schaffst das“ und sauste davon. Radfahren machte dann tatsächlich Spaß und sooo schlecht war meine Zwischenzeit auch nicht (natürlich nur gemessen an meiner persönlichen Trainingszeit).
Also Rad abgeben, Helm weg und losgerannt. Ähm, gekrochen. Meine Beine fühlten sich etwas gummiartig an und ich bekam keine Luft mehr, der Kopf pochte und die Sonne knallte. Na gut, dann also noch langsamer laufen. Das zog sich. Bereits bei km 1 (jemand hat garantiert die Strecke falsch ausgemessen) dachte ich, ich bin schon 2km mindestens gerannt. Hatte Durst und freute mich sooo sehr auf den Wendepunkt, wo es etwas zu Trinken geben sollte. Als ich dort ankam, war aber leider nichts mehr da. Das waren die längsten 5 km und ich habe mich erst so ab 3,5 km wieder „eingekriegt“ und besser gefühlt. Als ich dann feststellte, ich kann es tatsächlich noch unter 2h schaffen, konnte ich sogar ein wenig Gas geben.
Hoch motiviert und angefeuert von meinem Mann rannte ich die letzten 100m ins Ziel.
Yeah, I did it. 1:59:45 – das war knapp.
Das euphorische Gefühl blieb allerdings aus. Alle freuten sich, waren stolz auf mich und ich stand da und hatte nur Durst.
Später haben wir uns dann aber doch kringelig gelacht, weil ich Letzte wurde. Sogar ein 70jähriger war zwei Minuten schneller als ich, aber der macht das ja auch schon länger.

Es ging mir schnell gut und das Gefühl stellte sich endlich ein: ich habe es geschafft, etwas Tolles geleistet. Vor einem Jahr konnte ich nicht länger als 3km am Stück rennen und jede falsche Belastung löste Migräne aus...

Und jetzt werde ich gefälligst ein wenig mehr/effizienter trainieren und dann beim nächsten Mal zumindest nicht mehr Letzte sein. Und wenn doch, ist es auch egal!!!
In einer Woche weiß ich mehr!
__________________

Jan. 2008 mit Triathlontraining begonnen - auf der Sprintdistanz unterwegs.
2009 die olympische Saison absolviert.

- 2010 ging's auf die Mitteldistanz -
2012: die 2. MD, bissl olympisch, Radstaffel in Roth und Spaß haben
2013: ! einfach nur schneller werden ! Dachte ich ...


2014 : Wieder einsteigen - aufm Rad
DieAndy ist offline   Mit Zitat antworten