Vollständige Version anzeigen : Chefs mit Charakter dringend gesucht
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,502547,00.html
SpiegelOnline hat ja leider ziemlich nachgelassen, aber der Artikel spricht mir wirklich zutiefst aus der Seele. Und trifft IMHO auch wirklich 100%ig ins Schwarze.
Thorsten
02.09.2007, 00:35
Hmmm - kann der Spiegel nachlassen? Ich lese das Zeugs seit Ewigkeiten nicht mehr. Frage mich auch hier beim einleitenden Satz, ob da ein Betriebsrat einer Niederlassung (das sind die schicken Glaspaläste, in denen du die Kisten kaufen und reparieren lassen kannst) im BMW-Werk (das sind die großen Blechbuden, in denen die Dinger gebaut werden) rumturnt. Vielleicht eine Lustreise, weil die Kantine besser ist oder einfach nur mal wieder journalistische Ungenauigkeit ...
Und dadurch, dass sie aufzeigen, dass verdammt viele deutsche Manager promoviert haben und was für Sachen alles falsch gemacht werden können (ohne den Zusammenhang dazwischen herzustellen, auch wenn der Leser das jetzt bitte unterstellen soll), sehe ich auch nicht, dass diese Fehler von allen deutschen Managern begangen werden. Das dürfte woanders ähnlich aussehen und in anderen Tätigkeitsfeldern außerhalb der Managementebene genauso.
Und warum soll bei Audi nicht ein BWLer an der Spitze stehen, nur weil es vorher Ingenieure waren? Die haben auch nicht mehr selber die Details entwickelt, mal abgesehen von Herrn Piëch, der sich den Phaeton mit einer irrsinigen Klimaanlage ausgedacht hat, weil er selbst so zugempfindlich ist. Das Absatzergebnis (außerhalb der eigenen Firmenwagen) ist ja bekannt.
Werde wohl weiterhin dabei bleiben, den Spiegel nicht zu lesen. Wenn dieser Artikel nur online und nicht gedruckt erscheint, stirbt jedenfalls kein Baum dafür ...
halb/halb
in dem Artikel steht schon viel Wahres.
als Naturwissenschaftlerin fühle ich mich natürlich auch von den BWL-lastigen Top-Managern "bedroht", die sich bei uns nun breitgemacht haben.
Denen isses wurscht ob sie Sardinenbüchsen verkaufen oder Pharma.
Es zählen Kennzahlen - und die sollen mit so wenig wie möglichen Resourchen erreicht werden.
Dass diese von Menschen errreicht werden müssen, die auch nur 2 Hände, einen Kopf und 24 Stunden am Tag haben - ist für diese Kollegen schier fremd.
Gerade die Kollegen, die von der Uni direkt in eine Top-Position rutschen verlieren die bodenständigkeit bevor sie nur einen Dunst davon hätten atmen können.
Und wie rutscht man in die Top-Position?
Dr. oder MBA, Auslandsaufenthalte, Noten und Vitamin B.
Ich habe mehr Vertrauen zu den alten Hasen, die sich vom Labor- über den Gruppen- zum Abteilungsleiter hochgearbeitet haben und irgendwann in der Geschäftsleitung landen
als zu den BWL-lern.
Als nichtpromovierte Naturwissenschaftlerin habe ich es erfahrungsgemäß "schwerer" (umfeldabhängig),
aber die ganz jungen, die frisch von der Uni ohne Promotion kommen -- für die wird zunehmend die Luft eng.
Solange es welche mit Titel gibt, fallen die anderen hintenrunter.
Natalie
Helmut S
02.09.2007, 11:47
Ach ....
Manager ist gleich Manger und ne GmbH (nahezu egal wie groß) tickt anders als ne AG. In der Industrie ist's anders als in Banken und anders als in Behörden/Ministerien.
Ins wirkliche Top-Management kommt keiner von der Uni weg. Egal welche Beziehungen. Abteilungsleiter ist nicht Top-Management.
Die Überschrift trifft aber genau das, was im Top-Management weltweit fehlt: Charakter. Semmler/Peltzer schreiben in Ihrem "Arbeitshandbuch für Vorstandsmitglieder" (sowas wie Friel oder Gordo für die Trias) bzgl. der Eigenschaften die ein Vorstandsmitglied haben soll: "... aber die wichtigste Eigenschaft ist immer noch der Charakter." Der fehlt im Übrigen aber auch vielen Menschen die nicht im Top Mangement sind.
Wie verschieden das auch ist in den verschiedenen Läden/Ländern/Branchen: Was sehr viele im Top Management oder die Ebene darunter, die ich in meinem Berufsleben kennen gelernt habe gemein haben: Sie sind nahe am Soziophaten und sie verbringen mehr Zeit damit politischen Zwängen von aussen gerecht zu werden oder ihre Reputation zu erhalten als das Unternehmen zu leiten und die Menschen zu führen. Zu Letzterem sind sie wg. dem Soziophaten-Aspekt allerdings kaum in der Lage. Richtig gute Führer (ich meine nicht den Leitungsaspekt) kenne ich nicht. Ich nehme mich da nicht aus.
Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass sich einer, der nicht "dabei" war/ist nur im entferntesten vorstellen kann was da teilweise widersinniges und absurdes abgeht. Das ist teilweise echt schlimm.
Ich kann (noch) nicht allzuviel erzählen, nur soviel: Mein neues Leben beginnt am 1.10, dieses Jahres und ich komme mir vor wie ein drogenabhängiger, der den Absprung gerade noch geschafft hat.
peace Helmut
Thorsten
02.09.2007, 13:39
Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass sich einer, der nicht "dabei" war/ist nur im entferntesten vorstellen kann was da teilweise widersinniges und absurdes abgeht. Das ist teilweise echt schlimm.
Ich kriege das zum Glück nur aus zweiter Hand mit. Aber je höher man kommt, desto mehr Meetings und umso weniger operatives Geschäft. Da gibt es Leute, denen das operative (lösungsorientierte) Geschäft liegt, dazu zähle ich mich und andere, die sich in endlosen Meetings gerne im Kreis drehen, keine Entscheidungen treffen, aber aus ihrer Sicht bestimmt genau das richtige tun. Sonst würden sie doch selbst wahnsinnig werden, wenn sie diese Meetings genauso sehen würden wie ich. Ich empfinde die meisten Meetings als Selbstdarstellung, vom eigentlichen Thema auf seine ganz persönlichen Dinge zu kommen (die im allgemeinen für 75% der Anwesenden völlig unrelevant sind) und sich seine Streicheleinheiten für die Seele abzuholen. Zählt mal spaßeshalber mit, über wieviele Themen etliche Runden gedreht werden, ohne dass nachher eine einzige Entscheidung festgehalten wurde oder wieviele Statusmeetings in Einzelproblemdiskussionsmeeting abdriften :Nee: :(.
Sie sind nahe am Soziophaten und sie verbringen mehr Zeit damit politischen Zwängen von aussen gerecht zu werden oder ihre Reputation zu erhalten als das Unternehmen zu leiten und die Menschen zu führen. Zu Letzterem sind sie wg. dem Soziophaten-Aspekt allerdings kaum in der Lage. Richtig gute Führer (ich meine nicht den Leitungsaspekt) kenne ich nicht.
Full ACK! Das ist genau das, was ich kennengelernt habe (und ich "durfte" eine Menge sogenannte Führungskräfte kennenlernen). Daher spricht mir dieser Artikel auch so aus der Seele.
ich habe nur wenige aus den top-etagen kennengelernt. einen soziopathen im angesprochenen sinne habe ich dabei nicht getroffen. dass ein vorstand die mitarbeiter des unternehmens als numme rund nicht als namen sieht kann man ihm oder ihr wohl kaum vorwerfen. mein derzeitiger projektleiter ist noch 2 hierarchiestufen vom top management weg und hat "nur" 850 leute in seinem bereich. soll er die alle mit namen der kinder kennen und morgens per handschlag begrüßen?
auf allen stufen gibt es trottel, im management fallen sie blos mehr auf.
Helmut S
03.09.2007, 19:01
einen soziopathen im angesprochenen sinne habe ich dabei nicht getroffen.
Freu Dich darüber. Ist nämlich nicht besonders spaßig. Zumindest solange nicht, solange Du nicht die selbe Sicht der Dinge in Interessensfragen hast.
Der Rest ist Offensichtlich und da stimm ich Dir völlig zu. Diese Situation ist aber kein Problem. Weder für die Einen noch für die Anderen.
Grüße Helmut
Wie kann es sein, daß offenbar haufenweise Soziopathen ohne Führungskompetenz ins Top-Management kommen?
Und wo kommt über die Jahre immer wieder der Nachschub führungsinkompetenter Soziopathen her?
Helmut S
04.09.2007, 12:16
Wie kann es sein, daß offenbar haufenweise Soziopathen ohne Führungskompetenz ins Top-Management kommen?
Und wo kommt über die Jahre immer wieder der Nachschub führungsinkompetenter Soziopathen her?
Sehr gute Fragen!
Man soll allerdings nicht übertreiben. Meine Wahrnehmung ist, dass diese Menschen "nahe am Soziopathen" sind (siehe meinen Beitrag vom 02.09.2007, 11:47). Der Eine mehr, der andere Weniger. Ob da der eine oder andere tatsächlich Soziopath ist, kann ich nicht beurteilen. Bin kein Psychologe.
Wieso schaffen es diese Menschnen leichter in's Top-Management?
Es gibt sicherlich haufenweise Gründe dafür. Eine Eigenschaft, die mir immer wieder aufgefallen ist, ist der unglaublich starke Wille zur Macht, ja sogar die Sucht nach Macht. Um diesen Machthunger zu stillen wird alles getan. Rücksichtslos anderen Menschen gegenüber. Ohne Mitleid oder Mitgefühl.
Eine wichtige Voraussetzung für mehr Macht ist eine einwandfreie Reputation. Du musst mal einen Top-Manager auch nur zwischen den Zeilen in einer klitzekleinen Andeutung in einem Meeting vor Seinesgleichen zu brüskieren. Du hast dann einen "Feind" mehr. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Schon gar nicht öffentlich. Umgangsformen, Manieren und politisch korrekte Formulierungen sind das A und O.
Wo kommt der Nachwuchs her? Naja ... von den Unis, den MBA Schools, aus den internen Förderprogrammen, aus den Netzwerken. Nicht das man nahe am Soziopathen sein muss um da durch zu kommen - es erleichtert die Sache aber ungemein. Wenn es m.E. allerdings von den Unternehmen auch nicht gewollt ist (sie tun aber auch nix dagegen - money rules).
Man muss auch sehen, dass der Top-Manager kaum jemandem direkte Führung "angedeihen" lässt. Dem Zirkel derer, die unter dem Top-Management angesetzt sind wird ja nur delegiert. Die Jungs und Mädls sind alle 100% self-driven und 100% self-motivated. Da is nix mit Führung. Ausserdem wollen die ja tendentiell den Stuhl des Top-Managers. So gesehen gilt meist: Ich steh hinter Dir solange Du meine Interessen vertrittst. Ansonsten bist Du mein Feind.
Zu guter Letzt dann halt noch das gute alte Peter-Prinzip. ;)
peace Helmut
Wie kann es sein, daß offenbar haufenweise Soziopathen ohne Führungskompetenz ins Top-Management kommen?
Gleich und gleich gesellt sich gern.
Wenn Du jemand als Nachfolger heranziehen solltest - wen würdest Du nehmen? Denjenigen, der Deiner Art am meisten entspricht oder denjenigen, der völlig anders ist?
Ich konnte das in meiner letzten Firma excellent beobachten: der Vorstand ist ein Soziopath - das auch ganz offen. Er brauchte einen Abteilungsleiter, wen nimmt er? Einen allten Bekannten aus seiner ehemaligen Firma, der ihm dort schon den A**** abgewischt hat. Dieser ist absolut keine Führungskraft aber das ist nach oben ja egal, denn wenigstens macht der, was man ihm sagt ohne zu murren. Die dann eingestellten Mitarbeiter werden nach ähnlichem Kriterium ausgewählt. Und schon hast Du genau diese Situation.
Und wo kommt über die Jahre immer wieder der Nachschub führungsinkompetenter Soziopathen her?
Siehe oben. Eine der später eingestellten Mitarbeiterinnen war genau der gleiche Typ Mensch. Nun rate mal, wer da dann bei Karrierebetrachtungen bevorzugt wird...
Führung MUSS man lernen. Einen Teil hat man in seiner Persönlichkeit aber das Meiste muss man sich erarbeiten. Wie soll jemand, der selbst keine Führungspersönlichkeit ist, das einem anderen beibringen?
Oder: wie soll jemand, der sich detailliert einen Plan zur gerechteren Bonusverteilung ausarbeiten lässt, damit nicht zufrieden ist und dann die Mitarbeiter anbrüllt (!) "Ich mache das jetzt wieder nach Gutsherrenart!" eine gute Führungskraft ausbilden.
Derjenige wurde von seinem Vater (konservativer Fabrikbesitzer, absoluter Machtmensch) genau auf so ein Verhalten gedrillt. "Mit 16 geht der Junge Boxen - das gibt Durchsetzungsfähigkeit!"
Und mach mal Führungskräftetrainings in größeren Firmen mit - da wird Dir sehr genau beigebogen, wie man es anstellt, Schwein zu sein ohne dass es an einem kleben bleibt. Und ausgesiebt wird dabei dann auch gleich: wer das nämlich nicht lernt, wird keine Führungskraft.
Du nennst das pessimistisch? Ich nenne das realistisch!
Du nennst das pessimistisch? Ich nenne das realistisch!
Das was Du schilderst ist Deine Erfahrung - und als solche brauche ich sie nicht in Frage zu stellen und will das auch gar nicht.
Natürlich wird der Gutsherren-Diktator keinen Charakterkopf mit Führungsqualitäten unter sich dulden, der braucht einen "Wadenbeisser". Sonst untergräbt er ja seine eigene Autorität.
Der von Dir glaube ich nicht so geschätzte Heiko Mell hat mal geschrieben "Such Dir den Chef aus und nimm die damit verbundene Arbeit hin". Da ist IMHO was dran; auch wenn Du nicht vom CEO eingestellt wirst. Auch in Konzernen herrscht ein gewisser Führungsstil, denn kann man erkennen.
Wobei ich einräume, daß es in großen Konzernen Veränderungen geben kann, so wie bei uns derzeit ...
Natürlich wird der Gutsherren-Diktator keinen Charakterkopf mit Führungsqualitäten unter sich dulden, der braucht einen "Wadenbeisser". Sonst untergräbt er ja seine eigene Autorität.
Exakt. Der Charakterkopf muss also weiterziehen und hoffen, dass er eine Firma findet, die das schätzt und ihm die Führungskarriere ermöglicht.
Im übrigen habe ich mittlerweile einige Menschen kennengelernt, die Führungsqualitäten haben, diese aber nicht einsetzen wollen, wohin gegen eine Menge Möchtegerns mit aller Macht noch vorne strebt und dann eben auf den Posten landet, die für sie eigentlich ne Nummer zu groß sind (siehe Peter Prinzip...).
Der von Dir glaube ich nicht so geschätzte Heiko Mell hat mal geschrieben "Such Dir den Chef aus und nimm die damit verbundene Arbeit hin". Da ist IMHO was dran; auch wenn Du nicht vom CEO eingestellt wirst. Auch in Konzernen herrscht ein gewisser Führungsstil, denn kann man erkennen.
Wobei ich einräume, daß es in großen Konzernen Veränderungen geben kann, so wie bei uns derzeit ...
"Nicht so geschätzt" ist gut formuliert... :Lachen2: Mit dem Spruch hat er durchaus Recht - schwierig wirds halt, wenn sich die von Dir angedeuteten Veränderungen ergeben oder aber man den Chef zunächst nicht wirklich kennenlernen kann.
"Nicht so geschätzt" ist gut formuliert... :Lachen2: Mit dem Spruch hat er durchaus Recht - schwierig wirds halt, wenn sich die von Dir angedeuteten Veränderungen ergeben oder aber man den Chef zunächst nicht wirklich kennenlernen kann.
Chef kennenlernen ist nicht so schwer - nicht nur rumschleimen sondern offen und ehrlich sein, vielleicht mal etwas provokant fragen - dann stellen sich die A...löcher schnell raus.
Chef kennenlernen ist nicht so schwer - nicht nur rumschleimen sondern offen und ehrlich sein, vielleicht mal etwas provokant fragen - dann stellen sich die A...löcher schnell raus.
nicht "sich" sondern "dich" :Blumen:
nicht "sich" sondern "dich" :Blumen:
Ja, das dürfte eher wahrscheinlich sein...
Thorsten
05.09.2007, 13:28
... dann weißt du, dass es ein A... ist, aber es hilft dir nicht mehr.
... dann weißt du, dass es ein A... ist, aber es hilft dir nicht mehr.
Das ist ja Linus' Intention: schon im Bewerbungungsgespräch ein paar offene Fragen und Du weißt woran Du bist.
Das ist ja Linus' Intention: schon im Bewerbungungsgespräch ein paar offene Fragen und Du weißt woran Du bist.
Korrekt - ich will nämlich gar nicht für ein A...loch arbeiten.
Korrekt - ich will nämlich gar nicht für ein A...loch arbeiten.
Wer will das schon?
Leider ist es eben nicht immer so einfach, den Charakter innerhalb eines so kurzen Gesprächs herauszufinden.
Helmut S
05.09.2007, 15:15
Lest mal "The 7 habbits..." (http://www.amazon.de/Habits-Highly-Effective-People-Powerful/dp/0743269519/ref=sr_1_1/303-9130930-9294640?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1188997427&sr=1-1). Ist mittlerweile ein Managementklassiker. Darin wird zwischen Charakterethik und Persönlichkeitsethik unterschieden. Charakterethik ist das was fehlt, das was wir meinen. Persönlichkeitsethik ist das, wonach viele/alle der Top-Manager und auch der Menschen i.A. heute Leben. Schnell ein Rethorikseminar da, schnell ein FK Training dort. Aber keine echten Werte auf deren Basis man miteinander respektvoll umgeht. Keine Kunst des Zuhörens usw.
Gibt's auch auf deutsch. Der deutsche Titel (7 Wege zur Effektivität oder so) ist richtig schlecht, der Inhalt trotzdem gut.
peace Helmut
RibaldCorello
05.09.2007, 15:48
Mein neues Leben beginnt am 1.10, dieses Jahres und ich komme mir vor wie ein drogenabhängiger, der den Absprung gerade noch geschafft hat.
peace Helmut
Nur so aus reiner Neugirede, kannst du mal kurz andeuten was du am 1.10 den machst ?
Ich glaube, dass es schon immer eine Tendenz gab, dass ein bestimmter Typus oben landet.
Nach meiner Erfahrung muss man das zuerst mal wollen. Mittlerweile kann ich kaum noch nachvollziehen warum ein ausgeglichener Mensch da unbedingt hin will. Letzten Endes steht damit meist der Job derart im Vordergrund das alles andere zurückbleibt.
Was mich zu meiner zweiten Erfahrung bringt. Nicht selten findet man dort Leute, deren Familienleben nicht das ist was einen dazu veranlassen würde gerne nach hause zu gehen. Oftmals haben die auch zu hause gar nichts zu melden, was dazu führt Machtansprüche im Betrieb auszuleben.
Der Mensch, der aufgrund seiner sozialen Identität sehr gut geeignet wäre andere zu führen hat oftmals überhaupt nicht die Absicht einen solchen Job anzunehmen, geschweige den alles dafür zu tun um den Job zu bekommen. Was das Dilemma eigentlich erst möglich macht.
Thorsten
05.09.2007, 16:55
Da bedingt wahrscheinlich eines das andere. Um nach oben zu kommen, muss man (auch) Zeit investieren, die dann für die Familie fehlen würde.
Die glücklichen, die wissen, wo sie hingehören und nicht ständig versuchen, immer weiter nach oben zu streben, bis sie dort sind, wo sie weder hingehören noch in Wirklichkeit hinwollten. Siehe dazu auch das Peter-Prinzip. klingt manchmal etwas überzogen, trifft die Sache aber ganz gut.
Helmut S
05.09.2007, 19:55
Nur so aus reiner Neugirede, kannst du mal kurz andeuten was du am 1.10 den machst ?
Nicht mehr das was ich jetzt mache :Cheese: :liebe053:
Bin dann frei(er Künstler) und "helfe" nur noch da wo ich will und wo ich sehe das die Wertesysteme passen - such's mir also aus.
peace Helmut
alessandro
05.09.2007, 20:38
Mittlerweile kann ich kaum noch nachvollziehen warum ein ausgeglichener Mensch da unbedingt hin will. Letzten Endes steht damit meist der Job derart im Vordergrund das alles andere zurückbleibt.
...
Der Mensch, der aufgrund seiner sozialen Identität sehr gut geeignet wäre andere zu führen hat oftmals überhaupt nicht die Absicht einen solchen Job anzunehmen, geschweige den alles dafür zu tun um den Job zu bekommen.
Die glücklichen, die wissen, wo sie hingehören und nicht ständig versuchen, immer weiter nach oben zu streben, bis sie dort sind, wo sie weder hingehören noch in Wirklichkeit hinwollten.
Ein Problem haben die Glücklichen aber trotzdem: Sie dürfen sich nicht outen. Denn wenn sie ausgeglichen sind und wissen, was sie können bzw. was nicht, machen sie vielleicht sogar einen guten Job und kommen dann urplötzlich doch ins Gespräch für höhere Weihen. Aber dann nein sagen ohne als Nichtallesfürdiefirmageber entlarvt zu werden ist auch nicht ganz einfach...
Ich erlebe "über mir" zum Glück nicht nur Soziopathen, ein Spruch meines Chefs trifft meine Beobachtung ganz gut: Erstklassige umgeben sich mit Erstklassigen, Zweitklassige mit Drittklassigen.
Grüße
A., zweite Führungsebene, glücklich, aber sicherheitshalber dennoch ungeoutet;)
so gesehen habe ich glück. keiner meiner cheffes leidet unter APS. bei uns geht es eher nach dem motto "work hard - party hard"
und zum thema "ganz nach oben kommen": geschäftsführer ist der geworden, der am langsamsten laufen konnte
auf kundenseite habe ich festgestellt, dass die übelsten zeitgenossen nicht an der spitze sitzen sondern auf der 2ten oder 3ten ebene und mit macht nach oben wollen
auf kundenseite habe ich festgestellt, dass die übelsten zeitgenossen nicht an der spitze sitzen sondern auf der 2ten oder 3ten ebene und mit macht nach oben wollen
Au ja... Da hatte ich mal ein traumhaftes Projekt. Software-Einführung in einem großen mittelständischen Unternehmen. Zweite Ebene bestand aus 10 Leuten, Vorstand sollte im Folgejahr in Rente gehen. Da war was los. Jeder gegen jeden. Das Projekt konnten wir am Ende vergessen...
Lecker Nudelsalat
06.09.2007, 08:57
Nicht mehr das was ich jetzt mache :Cheese: :liebe053:
Bin dann frei(er Künstler) und "helfe" nur noch da wo ich will und wo ich sehe das die Wertesysteme passen - such's mir also aus.
peace Helmut
Da kann ich nur sagen, herzlichen Glückwunsch.
Ich bin vor 6 Jahren freiwillig von der 2. in die 4. Reihe zurückgetreten, seitdem geht es mir wunderbar.:Cheese:
Damit ich für höhere "Weihen" ungeeignet bin, habe ich mich letztes Jahr in den Betriebsrat wählen lassen. :Cheese:
Gruß strwd
Irgendwie läuft die Diskussion auf den Umkehrschluß raus - wer (freiwillig) kein Chef ist hat Charakter?
Irgendwie läuft die Diskussion auf den Umkehrschluß raus - wer (freiwillig) kein Chef ist hat Charakter?
Könnte sein, es könnte aber auch sein, dass der betreffende keinen Mumm in den Knochen hat.
Wers aber könnte und nicht will, weil ihm sein privatleben wichtiger ist, ist meist jemand mit dem man auch ein Bier trinken gehen kann.
Kann sein, läuft dann aber entsprechend dem Motto: "Der Klügere gibt nach." Das würde konsequent angewandt dazu führen, daß die Welt von Dummen regiert wird. Und das kann ja wohl nicht sein, oder? :Cheese:
Die Sache mit der coolen 1. und der beißenden 2. Ebene scheint IMHO nur so. Die 1. Ebene kann es sich gegenüber Externen und Leuten von den weiteren Ebenen großzügiges Verhalten leisten, denn die haben ja ihre Kettenhunde. Schön nach dem Motto good cop – bad cop. Wenn sich die 2. Ebene mit dem Verkäufer zerstritten hat, weiß man, das nix mehr drin is und es nicht billiger wird. Dann kann man auf 1. Ebene die Fugen kitten, weil man ja weiter beliefert werden will.
Kann sein, läuft dann aber entsprechend dem Motto: "Der Klügere gibt nach." Das würde konsequent angewandt dazu führen, daß die Welt von Dummen regiert wird. Und das kann ja wohl nicht sein, oder? :Cheese:
Die Sache mit der coolen 1. und der beißenden 2. Ebene scheint IMHO nur so. Die 1. Ebene kann es sich gegenüber Externen und Leuten von den weiteren Ebenen großzügiges Verhalten leisten, denn die haben ja ihre Kettenhunde. Schön nach dem Motto good cop – bad cop. Wenn sich die 2. Ebene mit dem Verkäufer zerstritten hat, weiß man, das nix mehr drin is und es nicht billiger wird. Dann kann man auf 1. Ebene die Fugen kitten, weil man ja weiter beliefert werden will.
Genauso ist das.
Übrigens finde ich unsere ganze Gesellschaft relativ charakter-und wertelos. Warum soll das in Chefetagen anders sein?
Radrausch
06.09.2007, 20:05
wenn ich den ganzen thread hier lese, muss ich mir wieder vor augen führen, wie gut es einem beim staat doch geht.
da gibts zwar auch ein übles hauen und stechen um die höher dotierten stellen. was nicht heisst, dass man auch befördert wird, man könnte nur. und das macht dann so 50 Euro aus. mit zunehmendem alter gibts automatisch mehr geld und wenn man eine totale krampe ist, wird man an altersgrenzen auch automatisch befördert. das wort "kündigung" gibts nicht.
dafür ist der job dann halt mehr oder weniger übel.
Helmut S
07.09.2007, 07:57
Übrigens finde ich unsere ganze Gesellschaft relativ charakter-und wertelos. Warum soll das in Chefetagen anders sein?
Jap.
Die Sache mit der coolen 1. und der beißenden 2. Ebene scheint IMHO nur so. Die 1. Ebene kann es sich gegenüber Externen und Leuten von den weiteren Ebenen großzügiges Verhalten leisten, denn die haben ja ihre Kettenhunde. Schön nach dem Motto good cop – bad cop. Wenn sich die 2. Ebene mit dem Verkäufer zerstritten hat, weiß man, das nix mehr drin is und es nicht billiger wird. Dann kann man auf 1. Ebene die Fugen kitten, weil man ja weiter beliefert werden will.
bedingt. ich habe nicht behauptet, dass die ganz oben nicht auch "dreckige hunde" waren, als sie noch etwas weiter unten in der hierarchie standen. jetzt haben sie es aber meist nicht mehr nötig, alles um sich rum plattzumachen (weiter gehts eh nicht).
ausserdem gibt es einen feinen unterschied zwischen einem fordernden aber gerechten chef und einem intriganten mistkerl.
wie es bei inhabergeführten mittelständlern (auf kundenseite) aussieht kann ich nicht beurteilen.
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