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Vollständige Version anzeigen : Gebrochener Carbon Gabelschaft - viele Ursachen


LidlRacer
17.08.2014, 22:57
Dieses Thema ist eigentlich der Ursprung meines anderen Threads
Problem beim Gabelwechsel: Wie unteren Lagerkonus lösen? (http://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=33737)

Sybenwurz's Kommentar dort

Der einfachste Weg [einen Carbon-Gabelschaft zu zerstören], den ich kenne, ist einer dieser netten FSA-Vorbauten, wegen denen die sich mit TREK in den Haaren liegen, weilse sich nicht einigen können, wer von beiden Schuld an den gebrochenen Gabelschäften ist.
Meiner (unmassgeblichen) Meinung nach aber FSA. Wenn ich ein Werkzeug konstruieren müsste, welches einen Carbongabelschaft abreisst oder abschnürt, würd ich mir die Arbeit sparen und so nen Vorbau nehmen.
zeigte mir, dass das Problem wohl nicht nur mich betrifft.

Und ein wenig Recherche dazu zeigte mir weiterhin, dass es sich bei mir um eine Häufung von Problemen handelt, die ich nur teilweise abstellen kann ...

Interessant ist diese Service Information von Trek (http://www.bike-manual.com/brands/trek/om/assets/pdfs/10bt_ca_steerer_stem_0701PN.pdf). Praktisch alle Empfehlungen darin sind bei meinem Rad (und teilweise von mir selbst) missachtet worden!

Aber erst mal von Anfang an: Was ist passiert?
Mein Wettkampfrad Focus Izalco Chrono stammt von einem Radprofi. Vieles daran habe ich einfach so übernommen, wie es von Focus bzw. dem Katusha-Team aufgebaut wurde. Getauscht habe ich aber u.a. Vorbau und Lenker.

Neulich bemerkte im Bereich des Lenkers ein nerviges Knatschen und Knacken. Dass das gefärlich sein könnte, war mir zunächst nicht bewusst und ich habe es zunächst ignoriert.
Bei der nächsten Fahrt wurde es mir dann aber zu nervig und ich habe angehalten, um zu kontrollieren, ob ich es vielleicht durch Anziehen der einen oder anderen Schraube beheben könnte.
Hab dann im Stand mal am Lenker gewackelt und festgestellt, dass er sich mitsamt dem Vorbau erschreckend leicht auf und ab bewegen ließ. Quasi als ob der Vorbau am Gabelschaft nicht fest angeschraubt sondern elastisch gelagert wäre.
Das war nicht gut! Gar nicht gut!

Sofort war mir klar, dass der Gabelschaft angebrochen sein muss.
Kurz vorher bin ich noch ohne Bedenken im Wiegetritt damit gefahren und kurz danach wäre ich normalerweise eine schnelle Abfahrt mit engen Kurven runtergedonnert ...

Normalerweise wäre es nicht ratsam, damit überhaupt noch weiterzufahren, aber auf 25 km zu Fuß hatte ich wenig Lust und ein Abholer stand auch nicht zur Verfügung, also bin ich extrem vorsichtig damit nach Hause gerollt - Lenker so wenig wie möglich belastet und nur sehr sachte gebremst. Das ging zum Glück gut.

Bei der genaueren Untersuchung stellte ich dann fast, dass der Gabelschaft auf der Vorderseite exakt an der Unterkante des Vorbaus gerissen ist. Der Riss erstreckte sich schon auf den halben Umfang des Gabelschaftes.

Jetzt wieder zu der oben genannten Trek-Anleitung (http://www.bike-manual.com/brands/trek/om/assets/pdfs/10bt_ca_steerer_stem_0701PN.pdf).

Deren Empfehlungen im Einzelnen:
1. Mindestens 5 mm Spacer unter dem Vorbau - zusätzlich zur ebenfalls mindestens 5 mm hohen Lagerabdeckung!

Da ist bei mir kein Spacer. Und die Lagerabdeckung haben die Freunde von Katusha radikal abgedreht/-geschliffen auf knapp 2 mm. Beides war mir nicht als problematisch bewusst.

2. Mindestens 5 mm Spacer über dem Vorbau!

Ich glaube, ursprünglich war da ein Mini-Spacer. Mein neuer Vorbau hat aber eine etwas größere Klemmhöhe, so dass der Spacer wegfiel und der Vorbau nun leicht über das Gabelschaftende hinausragt. Das war mir als nicht optimal bewusst, habe ich aber nicht als gravierend eingestuft (und tue ich noch immer nicht).

3. Auf korrekte Einstellung des Steuersatzes achten!

Habe ich wohl nicht ausreichend getan und bin gelegentlich mit leicht wackelndem Steuersatz gefahren. Nicht gut.

4. Die Schrauben am Vorbau nicht zu fest anziehen!

Hab noch nie nen Drehmomentschlüssel am Rad benutzt. Aber der löst das Problem auch nicht unbedingt. Viele ziehen die Schrauben wahrscheinlich mit den auf dem Vorbau angegebenen Werten an, aber das kann schon zu viel für den Gabelschaft sein!
[ACHTUNG! Folgendes scheint KEIN guter Tipp zu sein. Stammt wohl auch nicht von Trek, hatte ich aber sonstwo gelesen: Die nötige Klemmkraft kann man mit Carbonmontagepaste deutlich reduzieren - hatte ich aber wahrscheinlich nicht getan. Specialized widerspricht dem - siehe nächstes Posting!]

5. Carbonfreundlicher Vorbau!

Der ursprünglich am Rad verbaute FSA(!) SLK hatte im hinteren Klemmbereich ein "cutaway", was Trek verbietet. Die vorgeschriebenen 10 mm Materialhöhe ober- und unterhalb der längs durch den Vorbau gehenden Bohrung verfehlte er mit 8 mm.

Mein neuer XLC Pro SL hat zwar nicht das hintere "cutaway", dafür aber nur 4 mm Materialhöhe über und unter dem Längsloch!

Mir scheint, es gibt wahrscheinlich kaum einen leichten Vorbau, der die 10 mm Bedingung erfüllt - kennt jemand einen?

@sybenwurz
Welche Eigenschaft(en) von FSA Vorbauten hältst Du für bedenklich?

Das alles ist nicht gut, aber ich vermute, von starker Bedeutung ist auch eine Besonderheit meiner 3T Funda Pro Gabel. Zur Verstärkung des recht dünnen Gabelschaftes rät 3T zum Einkleben der mitgelieferten Alu-Hülse. Die hat Katusha aber nicht eingeklebt sondern einen ganz normalen Kompressor verwendet.
Das fand ich zuächst sehr bedenklich, aber irgendwelchen Foren-Diskussionen habe ich entnommen, dass das angeblich auch ok wäre.

Ich vermute aber, dass das doch nicht ok ist. Jedenfalls nicht, wenn der Kompressor nicht auf der ganzen Klemmhöhe des Vorbaus von innen dagegen hält, und das tut der verbaute nicht annähernd. Unten fehlte die Stabilisierung von innen und dort hat der Gabelschaft versagt.

Sorry, ist etwas lang geraten, aber vielleicht bewahrt es ja den einen oder anderen vor einem gefährlichen Problem ...

LidlRacer
17.08.2014, 23:31
Specialized gibt teilweise gegensätzliche Empfehlungen:
http://static.specialized.com/media/docs/support/0000010123/0000010123_IG0298_revE.pdf

- Von nötigen Spacern unter dem Vorbau ist keine Rede.
- Von Spacern über dem Vorbau wird abgeraten. Er soll das Steuerrohr leicht überragen!
- Vor Carbonmontagepaste wird ausdrücklich gewarnt!

WARNING! Do not apply carbon assembly compound (carbon paste) between the stem and the steerer tube. Application of carbon paste to the stem/steerer tube interface may result in a catastrophic failure of the fork, resulting in serious personal injury or death.

LidlRacer
17.08.2014, 23:54
Ah, hier war die Empfehlung FÜR Carbon-Montagepaste:


[FSA marketing manager Max] Ralph [...] added that almost every carbon component interface is significantly improved with carbon fiber friction paste or assembly gel, because it corrects irregularities in the interface between mating surfaces, dramatically reducing the torque required to secure a carbon part.

Citing an example, [FSA’s Tech and Warranty Manager Bryan] Wielgasz pointed to tests demonstrating that using carbon paste can reduce the necessary torque to secure seatposts in frames by half. He said it would be safe to assume a similar (though not identical) reduction in the torque needed to secure a stem on a steerer, making for a healthier steerer tube and safer riding situation. “All our carbon seatposts come with friction paste,” he said.
Steered wrong? Racers concerned about broken carbon steerer tubes (http://velonews.competitor.com/2010/06/news/steered-wrong-racers-concerned-about-broken-carbon-steerer-tubes_121389/2)

Paste oder nicht Paste? Das ist hier die Frage!
Oder muss es die richtige sein?

coparni
18.08.2014, 06:59
Paste ja.
Rand über und unter dem Loch nicht zu groß aber 4-5mm müssten reichen. 2mm halte ich für etwas wenig. 8mm des FSA sind mehr als genug.
Spacer unter dem Vorbau unnötig genauso wie der darüber. Der obige wird höchstens nötig wenn der Rand sehr schmal ist.
Ausschnitt hinten ist sicherlich nicht ideal aber bei richtiger Montage eher unrelevant.

Unter richtiger Montage verstehe ich, dass man Hülsen einklebt wenn es der Hersteller vorschreibt oder zumindest einen langen, stützenden Expander verwendet. Dass man Drehmomente einhält sollte selbstverständlich sein. Dabei ist das max. Drehmoment auf dem Vorbau kein min. Drehmoment und schon gar nicht für die Gabel. Es gilt wie immer so viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Das Problem bei dir war die fehlende Hülse oder ein schlechter bzw. nicht für diese Gabel geeigneter Expander.

Trek macht es sich da mMn schon etwas einfach und wälzt die Schuld einfach ab. Muss ich halt meine Gabeln besser konstruieren. Gibt genug sub300g-Gabeln die halten ohne Hülsen und ewig lange Expander.

Hafu
18.08.2014, 07:20
Ich glaube nach dem Lesen der Beschreibung von Lidlracer auch, dass es an dem Expander lag.

Meist liefern Rahmenhersteller ja einen "optimalen" Expander sicherheitshalber mit, der aber oft auch bleischwer ist.

Magst du, Lidlracerc vielleicht mal ein Bild des genutzten Expanders posten, dass man sich vorstellen kann, wieviel Unterstützung innerlich im Schaft gefehlt hat?

sybenwurz
18.08.2014, 08:16
@sybenwurz
Welche Eigenschaft(en) von FSA Vorbauten hältst Du für bedenklich?


Ich bin da hundertpro bei den Aussagen von Trek, zumal ich auch schon einige FSA-Vorbauten ausgesondert und die dazu verbauten Gabeln entsorgt hab.
Da waren allerdings sehr wohl auch welche mit eingeklebter Hülse dabei.

Generell denke ich, dass bei dir sehr viele Faktoren zusammengespielt haben.
Konnte mir das jetzt nicht alles im Einzelnen durchlesen, werde es aber heute Abend nachholen.

Prinzipiell: wenn es Knarzen/Knacken am Rad gibt, wo es (eigentlich nie) nicht hingehört, sollte man unbedingt Ursachenforschung betrieben.
Je eher, desto besser.

Und: ich sehe keinen Grund, keine Montagepaste zu verwenden.
Die Geschichte mit den Spacern leuchtet allerdings ein.
Ich weiss natürlich nicht, wie Trek die Gabeln konstruiert, kann mir aber im weitesten Sinne vorstellen, dass die die paar Millimeter, die der Spacer zwischen Lager/Konus(oben) und Vorbauklemmung verwenden, um dem Schaft ein wenig Flex zu ermöglichen.*

(Ähnlich wie bei Lenkern, wo ne zeitlang gerne mal direkt am Vorbaudeckel Risse und Brüche aufgetreten sind, sobald man nen Vierschraubendeckel verwendet hat. Da war schlicht über die komplette Deckelbreite Klemmung und Steifigkeit da, die bei Zweischraubendeckeln harmonisch vom Bereich der Verschraubung selbst bis zum Rand des Deckel abgebaut werden konnte. Die Belastung trat dann haargenau neben der Klemmung auf und die Lenker haben reihenweise versagt)

*) Edith: hier schreiben sie es selbst (1.Link, glaub ich):
If the stem rests against the bearing cover, a point
load is created on the steerer that could eventually cause the steerer to break.

coparni
18.08.2014, 09:19
Natürlich ist eine geschlossene Klemmung und ein möglichst kleines Loch optimal weil es die Klemmkraft ideal verteilt. Eine geschlossene Klemmung ist auch für den Vorbau bzw. für dessen Gewicht und Steifigkeit von Vorteil. Aber einerseits gibt es halt solche Vorbauten bei denen das nicht so ist und andererseits gibts genug Gabeln, auch sehr leichte, denen das nichts ausmacht. Trek muss damit rechnen, dass da mal ein FSA-Vorbau dran landet und entsprechend konstruieren, was eigentlich kein Problem sein sollte. Alte Ritchey WCS Gabel erreichten nach Kürzung teilweise Gewichte nahe der 250g und die hielten. Die Wandstärke der Gabelschäfte wurde mit ordentlich Glasfaserlagen erhöht und damit gab es dann keine Probleme.

@Lidl: Kannst du mal die Wanddicke des Gabelschaftes messen? Mitm Messschieber halt.

popolski
18.08.2014, 11:15
Ich glaube nach dem Lesen der Beschreibung von Lidlracer auch, dass es an dem Expander lag.

Meist liefern Rahmenhersteller ja einen "optimalen" Expander sicherheitshalber mit, der aber oft auch bleischwer ist.

Magst du, Lidlracerc vielleicht mal ein Bild des genutzten Expanders posten, dass man sich vorstellen kann, wieviel Unterstützung innerlich im Schaft gefehlt hat?


Leidiges Thema. Ich habe irgendwann damit begonnen Gewindeplatten aus Alu in meine Gabeln einzukleben, das ist leicht, hält dem zum Einstellen benötigten Zug der Schraube aus und bringt keinen Spreizdruck auf den filigranen Schaft.

LidlRacer
18.08.2014, 11:38
Magst du, Lidlracer vielleicht mal ein Bild des genutzten Expanders posten, dass man sich vorstellen kann, wieviel Unterstützung innerlich im Schaft gefehlt hat?

Gerade keine Zeit für ein Bild. Die Klemmung des Expanders ragte etwa 21 mm in den Gabelschaft hinein. Die Klemmhöhe des Vorbaus ist 40 mm.
Das passt nicht sonderlich gut zusammen.

@Lidl: Kannst du mal die Wanddicke des Gabelschaftes messen? Mitm Messschieber halt.

Sehr gute Frage, das Ergebnis ist nämlich überraschend:

Oben ca. 2,2 mm.
Aber nach etwa 35 mm wird die Wandstärke nicht größer sondern kleiner! Wüsste nicht, wie ich's messen könnte aber ist deutlich fühlbar - ich schätze ca. 0,5 mm weniger!
Das ist vermutlich kein Problem, wenn da nix klemmt, aber bei mir klemmte da eben der Vorbau im noch dünneren Bereich.

Das hat so wohl keiner vorgesehen, dass so tief etwas klemmt!
Mein Steuerrohr hat 95 mm und der Vorbau saß nur ca. 2 mm drüber.

Hm, jetzt scheint mir sehr fraglich, ob es überhaupt sinnvoll ist, wieder ne Funda Pro zu nehmen. Bei der, die ich jetzt eigentlich nehmen wollte, ist das Steuerrohr ca. 2 cm länger und ich hab die Aluhülse eingeklebt.
Aber 1. weiß ich nicht mehr genau, wie lang das Aluding ist, und 2. nützt es auch nix, wenn es zwar so weit runterreicht aber es da unten wegen der verringerten Wandstärke keinen Kontakt zum Gabelschaft hat ...

amontecc
18.08.2014, 17:44
Trek macht es sich da mMn schon etwas einfach und wälzt die Schuld einfach ab. Muss ich halt meine Gabeln besser konstruieren. Gibt genug sub300g-Gabeln die halten ohne Hülsen und ewig lange Expander.
Immerhin haben die scheinbar konkrete Vorgaben zur Montage gemacht.
Dass es bei anderen Produkten eventuell andere Dinge zu beachten gibt, ist doch kein Argument?

Wenn man von den Vorgaben abweicht, sollte man zumindest wissen, warum die gemacht wurden.

coparni
18.08.2014, 19:33
Gerade keine Zeit für ein Bild. Die Klemmung des Expanders ragte etwa 21 mm in den Gabelschaft hinein. Die Klemmhöhe des Vorbaus ist 40 mm.
Das passt nicht sonderlich gut zusammen.



Sehr gute Frage, das Ergebnis ist nämlich überraschend:

Oben ca. 2,2 mm.
Aber nach etwa 35 mm wird die Wandstärke nicht größer sondern kleiner! Wüsste nicht, wie ich's messen könnte aber ist deutlich fühlbar - ich schätze ca. 0,5 mm weniger!
Das ist vermutlich kein Problem, wenn da nix klemmt, aber bei mir klemmte da eben der Vorbau im noch dünneren Bereich.

Das hat so wohl keiner vorgesehen, dass so tief etwas klemmt!
Mein Steuerrohr hat 95 mm und der Vorbau saß nur ca. 2 mm drüber.

Hm, jetzt scheint mir sehr fraglich, ob es überhaupt sinnvoll ist, wieder ne Funda Pro zu nehmen. Bei der, die ich jetzt eigentlich nehmen wollte, ist das Steuerrohr ca. 2 cm länger und ich hab die Aluhülse eingeklebt.
Aber 1. weiß ich nicht mehr genau, wie lang das Aluding ist, und 2. nützt es auch nix, wenn es zwar so weit runterreicht aber es da unten wegen der verringerten Wandstärke keinen Kontakt zum Gabelschaft hat ...

Problem erkannt. Du hast in einem Bereich geklemmt wo es nicht vorgesehen war zu klemmen. 2,2mm sollten genug sein um alle Kräfte einschließlich des Vorbaudrucks aufzunehmen. Im unteren Bereich hat 3T wohl entsprechende Radiallagen weg gelassen. Da richtet auch eine Hülse oder ein langer Expander nichts mehr aus vor allem weil da immer ein Spalt zu Hülse oder Expander bleibt.

Die Frage ist ob 3T das Problem erkannt hat und nachgebessert hat oder der Gabelschaft gleich konstruiert ist. Solltest du nachmessen. Der dickere Bereich sollte noch min. 3mm unter die Unterkante deines Vorbaus gehen.

sybenwurz
18.08.2014, 21:35
Natürlich ist eine geschlossene Klemmung und ein möglichst kleines Loch optimal weil es die Klemmkraft ideal verteilt. Eine geschlossene Klemmung ist auch für den Vorbau bzw. für dessen Gewicht und Steifigkeit von Vorteil. Aber einerseits gibt es halt solche Vorbauten bei denen das nicht so ist und andererseits gibts genug Gabeln, auch sehr leichte, denen das nichts ausmacht. Trek muss damit rechnen, dass da mal ein FSA-Vorbau dran landet und entsprechend konstruieren, was eigentlich kein Problem sein sollte. Alte Ritchey WCS Gabel erreichten nach Kürzung teilweise Gewichte nahe der 250g und die hielten. Die Wandstärke der Gabelschäfte wurde mit ordentlich Glasfaserlagen erhöht und damit gab es dann keine Probleme.

Das ist ein Henne-Ei Problem.
Ich denke, niemand kann so und vorausschauend konstruieren, dass jederzeit alle prinzipiell von den Massen passende Teile damit kombiniert werden können.
Zumal wir hier jetzt Trek schon insofern keinen Vorwurf zu machen ist, da keine Trek/Bontrager-Teile betroffen sind.
Trek war nur das 'Opfer', bei dem zuerst reihenweise die Kombination mit FSA-Vorbauten kollabierte, aber wie oben (und auch bereits mehrfach zuvor anderer Stelle) geschrieben, ist der FSA-Vorbau berüchtigt als Carbonkiller und ich hab schon mehrere Gabeln entsorgen dürfen, die mit dem Vorbau gefahren wurden.
An den Ausschnitten im Klemmbereich allein kanns an sich auch nicht liegen, denn wir haben auch schon tune-Vorbauten, die im Klemmbereich zur Gabel nur ein Hauch von Nichts sind und den Massgaben von Trek nie und nimmer standhielten, mit den gleichen Gabeln verbaut, die der FSA-Vorbau gekillt hat.



Das hat so wohl keiner vorgesehen, dass so tief etwas klemmt!
Kann gut sein, dann sollte der mögliche Klemmbereich aber markiert und im Manual drauf hingewiesen sein.
Kann natürlich sein, dass die Herren Rennmechaniker das geflissentlich ignoriert haben.
Während immer alle meinen, das sei die Hautevolee der Schrauberzunft, wage ich zu behaupten, dass die meisten im Rennzirkus eher bessere Hiwis mit gefährlichem Zugang zu edlem Material sind.
Anders gehts auch gar nicht, denn wennst als qualifizierter Mechaniker jeden Tag 15x Lenkerband wickeln und 70Satz Schlauchreifen kleben sollst, wirst einfach deppert. Ist aber OT.

Aber:


Die Frage ist ob 3T das Problem erkannt hat ...

Ich bin nicht sicher, ob es da ein Problem zu erkennen gibt. Kann durchaus sein, dass 3T die Gabel so konstruiert hat, dass der Schaft eine bestimmte Länge braucht.
Je länger der Hebel bei gleichem Moment, umso geringer die Kraft.
Wie oben geschrieben, sollte das aber deutlichst publiziert werden.
natürlich hast du Recht, dass man die Stabilität auch anders erreichen kann, aber niemand von uns weiss, was genau 3T sich dabei gedacht hat.
Zumal es von der Gabel ja verschiedene Typen (Pro, Team, Team Stealth) gibt, die sich gewiss nicht nur im Preis unterscheiden...

Grad noch gesehn:
Zur Verstärkung des recht dünnen Gabelschaftes rät 3T zum Einkleben der mitgelieferten Alu-Hülse. Die hat Katusha aber nicht eingeklebt sondern einen ganz normalen Kompressor verwendet.
Das fand ich zuächst sehr bedenklich, aber irgendwelchen Foren-Diskussionen habe ich entnommen, dass das angeblich auch ok wäre.

Ich vermute aber, dass das doch nicht ok ist.
Ich halte deine Vermutung für richtig.
Ich kann in andere Foren schon gar nicht mehr reingucken (zumindest nicht in den Technikteil), weil mir sonst die Galle hochkommt.
Es ist unglaublich, was da für Mist verzapft wird, aber es gibt eine einfache Regel: der Hersteller weiss es im Zweifelsfall besser als die Forumsschwätzer.

LidlRacer
18.08.2014, 22:10
Gerade kam ne PN zum Thema.
PNs sind aber wahnsinnig unpraktisch, weil ich immer 49 Stück gespeichert hab, und wenn ne 50. kommt, muss ich wieder eine löschen ...

Also bitte hier fragen! Und vielleicht präzisieren, worauf Du hinaus willst ...

magicman
19.08.2014, 09:02
wie ich diesen ganzen Prozedere entnehme
wurde an dem Rad einfach gepfuscht seitens Katusha
nicht alle vorgaben wie zb einkleben der Hülse wurde nicht gemacht.

Würde mal sagen das FSA wohl keine (Haupt)Schuld triff, ist aber ein Streitthema.

Kurzum FSA Vorbauten vermeiden und alle Herstellerangaben anwenden.

Microsash
19.08.2014, 12:24
Mh...

Hab mir damals bei der Selbstmontage auch ein paar Gedanken gemacht, so war es für mich recht logisch, oberhalb des Vorbaus noch einen kleinen spacer zu setzten, damit die Vorbauklemmung kpl auf dem Schaft liegt. In dem Fall von Lidl muss ich sagen, das mir der FSA Kompressor nicht gefällt durch die recht kleine segmentierte Klemmfläche. Ich habe einen ohne Segmente gewählt, der auf einer 60mm Aluhülse am Schaft anliegt....ähnlich dem hier:

http://www.fahrrad.de/fahrradteile/vorbauten-steuersaetze/procraft-kompressor-f-steuersatz/14610.html

Gruß

Sash

sybenwurz
19.08.2014, 15:26
Ich habe einen ohne Segmente gewählt, der auf einer 60mm Aluhülse am Schaft anliegt....ähnlich dem hier:

http://www.fahrrad.de/fahrradteile/vorbauten-steuersaetze/procraft-kompressor-f-steuersatz/14610.html


Das ist auch so ein zweischneidiges Schwert.
Zunächst mal: wenn der Gabelhersteller verlangt, dass eine Gewindehülse eingeklebt wird, würde ich sie einkleben. Fertig. Grad in der Werkstatt gibts aus haftungsrechtlichen Gründen keine Alternative zur Herstellervorgabe.
Von Cannondale gabs zB. mal ne Serie Gabeln mit Carbonschaft, wo ne Kralle eingeschlagen werden musste.
Da hab ich zwar dreimal nachgefragt, ob das nicht ein wenig irre sei, aber die habens bestätigt und wolltens so. Also haben sie es bekommen.

Deine oben verlinkte Kralle seh ich zwar zunächst mal sehr materialfreundlich an, weils den Gabelschaft auf ner grossen Fläche unterstützt, bei genauerem Nachdenken kanns aber natürlich auch sein, dass dadurch der durchs Anziehen der Klemmschraube auf den Gabelschaft von innen ausgeübte Druck zu niedrig ist, um im Sinne des (Gabel-)Herstellers die gewünschte und vorgesehene 'Verstärkung' (evtl. auch gerade und gezielt in einem bestimmten Bereich des Vorbaus) sicherstellen zu können.
Oder gar durch die Verstärkung die auftretenden Kräfte genau an solch eine Stelle abzuleiten, die eh schon aus anderen Gründen stark belastet oder von der Auslegung/Konstruktion her nicht für diese Belastung vorgesehen ist.
(Ähnlich wie beim Innendurchmesser von LidlRacers Gabel: der am wenigsten belastete Teil des Gabelschaftes liegt meines Wissens nach etwas unterhalb des oberen Lagers -irgendwo hab ich auch Bilder dazu-, ich kann mir schon vorstellen, dass ein Hersteller dort Gewicht einspart, die Wandung dünner macht und weiter oben, wo die auftretenden, höheren Kräfte es erfordern, dicker. Nur das der Rahmen in diesem Fall die erforderliche Bauhöhe im Lenklagerbereich gar nicht mitbringt bzw. sogar durch Abdrehen der Steuersatzkappe noch zusätzlich reduziert wurde)

Mag spekulativ sein/klingen, aber letztlich: solange die Möglichkeit besteht, die original mitgelieferte Klemme zu verwenden, würde ich das tun.

TriFra
20.08.2014, 18:20
Ich benötige für die Montage einer 3T Gabel mit der Aluhülse die
Montageanleitung zum Einkleben.( Gibt es nur in Englisch )
Kann mir die netterweise jemand mailen ?

LidlRacer
20.08.2014, 18:34
Ich benötige für die Montage einer 3T Gabel mit der Aluhülse die
Montageanleitung zum Einkleben.( Gibt es nur in Englisch )
Kann mir die netterweise jemand mailen ?

Nimm dies:
http://www.cervelo.com/media/docs/3T20Fork-instruction-3b5bcb7a-3b2f-42fd-af3d-dd3de2bd2814-0.pdf

Ich hab aber noch ne bebilderte Version, die scheinbar nicht mehr online ist.
Kann ich Dir mailen, wenn Du mir Deine Adresse PNst.

LidlRacer
20.08.2014, 18:41
Ich hab aber noch ne bebilderte Version, die scheinbar nicht mehr online ist.
Kann ich Dir mailen, wenn Du mir Deine Adresse PNst.

Doch noch gefunden:
http://www.cometbicycle.com/shop/board/download.php?id=tech&no=2&div=0

TriFra
20.08.2014, 21:42
Vielen Dank !

LidlRacer
27.08.2014, 13:59
Hat etwas gedauert, aber jetzt hat meine Rakete endlich wieder ne funktionierende Gabel. *freu*

Erst mal musste ich ja den Gabelkonus von der kaputten zur heilen Gabel tauschen. Vorsichtige Versuche mit Messer etc. brachten nix und hämmern wollte ich nicht.

Gibt sauteure Spezialwerkzeuge. Ich hab mir aber nur einen Lagerabzieher bei ebay für 20€ geholt.

Edit: Genau gesagt heißt das Teil "Trennmesser": http://www.ebay.de/itm/Trennvorrichtung-fur-Kugelgelenk-Kugellager-30-50-mm-Trennmesser-Lager-Abzieher-/301231222021?pt=Spezielle_Werkzeuge&hash=item4622c7ad05

Hab ich bestellt, hat aber leider nicht funktioniert. Die "Schneidkante" liegt bei diesem Teil nicht ganz untern sondern ca. 1 mm höher. So kommt das Ding nicht unter den Konus sondern drückt nur von außen drauf. :(

Dann hab ich dieses Gerät gefunden, bei dem die Kante wirklich ganz unten ist:
http://www.fabial.de/p16344-tb-1925-gabelkonusabzieher.kaufen.html

Damit hat das Abziehen wirklich funktioniert - jedenfalls ca. 2 mm weit, dann war der Abzieher am Anschlag. Statt der Herstellerempfehlung folgend auf dem Abzieher herumzuhämmern (https://www.youtube.com/watch?v=Z_w1zj68Ji4), habe ich für den Rest dann doch wieder den 1. Abzieher genommen. Der schafft wesentlich mehr Weg, wenn er denn erstmal drunter packen kann.

Zuvor hatte ich allerdings schon etwas brutaler den anderen Konus von der kaputten Gabel entfernt. Schaft knapp drüber abgesägt und dann tridumas Rat befolgt und nen Schlitz in den Konus (und ein wenig in den Gabelkopf) gesägt.

Neue Lagerkonus nur geschlitzt montieren. Dann geht er auch leicht wieder runter. Manche sind schon von Haus aus geschlitzt. Wenn nicht hab ich auch schon neue mit einer dünnen Eisensäge selbst aufgesägt.

So ging er ganz leicht ab und an die andere Gabel wieder dran.

Zur Lösung des Problems der zu tiefen Klemmung im nicht dafür vorgesehenen Bereich des Gabelschaftes hab ich einen Vorbau mit anderem Winkel genommen und den mit 2 cm Spacern drunter montiert. Der Vorbau vom großen Krümel (http://triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=33699)schien mir besonders geeignet, da er auch noch ein wenig Winkelverstellbarkeit mittels dreier verschiedener Hülsen bietet und außerdem von Specialized ausdrücklich für Carbon-Gabelschäfte empfohlen wird.
Den hab ich auf 20 Grad eingestellt, so dass er fast waagerecht liegt. Hab nicht genau nachgemessen oder gerechnet, aber die Lenkerposition dürfte so ziemlich nah an der alten ohne Spacer und mit 1 cm kürzeren 7 Grad Vorbau liegen.

Ach ja, Carbon-Montagepaste hab ich verwendet, obwohl Specialized dringend abrät. Cervelo/3T rät dagegen dringend zur Verwendung! :confused:

Bevor einer fragt:
Das Gedöns mit Kabelbinder und Tesafilm ist Teil der Befestigung meines Flaschenhalters. Nicht schön, hält aber. :)

PS:
Falls ich mich heute nicht mehr melde, hab ich wohl irgendwas falsch montiert ...