Vollständige Version anzeigen : Bremsflüssigkeit
Bleierpel
10.09.2020, 07:21
Wie lange ist die Bremsflüssigkeit für hydraulische Scheibenbremsen eigentlich haltbar? Gibt es da Richtwerte?
Benni1983
10.09.2020, 08:01
Ich kann hier nur mein Wissen aus dem KFZ Bereich bereitstellen.
Hier muss alle zwei Jahre die Breflü gewechselt werden.
Breflü ist stark hygroskopisch.
Die Siedetemperatur sinkt durch den ansteigenden Wassergehalt. Dann können Luftblasen enstehen und im schlimmsten Fall liegt kein Bremsdruck mehr vor.
Thorsten
10.09.2020, 08:41
Meine SRAM, die mit DOT laufen, hatten nach 1,5 Jahren einen Service bitter nötig. Meine Maguras, die mit Mineralöl befüllt sind, haben das auch nach etlichen Jahren nicht nötig.
Die Shimanos laufen ebenfalls mit Mineralöl (Erfahrungszeitraum bislang 1,5 Jahre und ziehen wie am ersten Tag). Das war mit ein Grund dafür, dass für den Crosser jetzt eine GRX-Gruppe hier rumliegt und darauf wartet, dass der Fahrer mal die Zeit für den Umbau von SRAM zu Shimano findet.
sybenwurz
10.09.2020, 12:07
Von wem die Info stammt, geht aus dem Text hervor:
Bremsflüssigkeit von LIQUIMOLY hat eine Mindesthaltbarkeit von 2Jahren.
In Abhängigkeit von der Rezeptur und den hygroskopischen Eigenschaften sind einige Flüssigkeiten auch bis zu 3 Jahre haltbar.
Die Art des Gebindes hat auf die Haltbarkeit keinen Einfluss. Die Mindesthaltbarkeit beschränkt sich auf das geschlossene Gebinde. Je nach Qualität ist ein Wechsel der Bremsflüssigkeit innerhalb von 1 und 3 Jahren notwendig.
Benni1983
10.09.2020, 12:29
Genau!
Einfach bei Unsicherheit einen Bremsflüssigkeitstester für paar Euro kaufen und testen.
Dann hast du Sicherheit und Gewissheit.
Deswegen fahre ich ausschliesslich mit Bremsen die mit Mineralöl gefüllt sind.
Da gibts niemals Probleme.
Meine Bremsen (Shimano XT) sind jetzt aktuell schon seit 7 Jahren immer noch mit dem gleichen Öl gefüllt, keine Aussetzer, nichts, rein garnichts zu bemängeln.
Bleierpel
10.09.2020, 14:23
Ist eine Hayes Nine Bremse. DOT3 or DOT4 Liquid steht drauf...
Kann man jede Bremse mit Mineralöl befüllen?
sabine-g
10.09.2020, 14:27
Ist eine Hayes Nine Bremse. DOT3 or DOT4 Liquid steht drauf...
Kann man jede Bremse mit Mineralöl befüllen?
ne. deine Bremse braucht DOT.
DOT <=> Mineralöl
sybenwurz
10.09.2020, 14:28
Ist eine Hayes Nine Bremse. DOT3 or DOT4 Liquid steht drauf...
Kann man jede Bremse mit Mineralöl befüllen?
Nein, um Gottes Willen!
Abgesehen davon, dass die Dichtungen das nicht zwangsläufig abkönnen, würden voraussichtlich alleine aufgrund der sehr unterschiedlichen Viskosität der Flüssigkeiten (DOT und Mineralöl) Funktionsausfälle auftreten.
Wir hatten mal nen Kunden, der hat ne komplette Formula-Bremse durchs 'Umstellen' auf Magura-Blood zerstört.
Bleierpel
10.09.2020, 14:32
OK! Also die empfohlene Flüssigkeit rein und gut ist...
DANKE an alle :-)
OK! Also die empfohlene Flüssigkeit rein und gut ist...
.... und entlüften nicht vergessen.:Huhu:
sabine-g
10.09.2020, 15:43
.... und entlüften nicht vergessen.
und vorher lüften, damit du klar im Kopf bist.
Thorsten
10.09.2020, 16:39
OK! Also die empfohlene Flüssigkeit rein und gut ist...
... oder auch "gut ist, aber nicht besonders lange" ;)
Wie Körbel: Da es gute Bremsen mit Mineralöl gibt, die deswegen nicht teurer sind, sehe ich keinen Grund, mich mit DOT zu belasten.
Wie Körbel: Da es gute Bremsen mit Mineralöl gibt, die deswegen nicht teurer sind, sehe ich keinen Grund, mich mit DOT zu belasten.
:Blumen: :Huhu:
LidlRacer
10.09.2020, 23:39
... oder auch "gut ist, aber nicht besonders lange" ;)
Wie Körbel: Da es gute Bremsen mit Mineralöl gibt, die deswegen nicht teurer sind, sehe ich keinen Grund, mich mit DOT zu belasten.
Wollte gerade fragen, warum es überhaupt Bremsen gibt, die nicht mit Mineralöl funktionieren, wenn das so eindeutig besser ist.
Dann dachte ich mir, das weiß doch bestimmt die Wikipedia - und so ist es - irgendwie:
"Hydraulikflüssigkeit
Im Gegensatz zu mit Mineralöl befüllten Modellen müssen Bremsen, die mit Bremsflüssigkeit gemäß DOT-Spezifikation befüllt sind, regelmäßig gewartet werden, da Bremsflüssigkeit hygroskopisch ist, also Wasser aufnimmt. Das Tauschen der Bremsleitungen, das Wiederbefüllen und Entlüften erfordert spezielles Hilfsmittel.[54] Ohne korrekte Entlüftung kann sich Luft im Ausgleichbehälter sammeln, der über eine Membran von der Außenluft abgeschottet ist. Beim Umdrehen des Rades kann die Luft beim Betätigen des Bremshebels in den Hydraulikkreislauf gelangen.
Die meisten Hersteller verwenden als Hydraulikflüssigkeit eine Bremsflüssigkeit nach den DOT Standards 3, 4 oder 5.1. Bremsflüssigkeit DOT 5 auf Silikonbasis kommt im Fahrradbereich nicht vor und kann mit den anderen DOT Flüssigkeiten auf Glykolbasis auch nicht gemischt werden. Als Vorteil der DOT Bremsflüssigkeiten wird die Mischbarkeit mit Wasser genannt. Wasser, welches etwa durch einen Handhabungsfehler in den Bremskreislauf gelangt, wird so von der Bremsflüssigkeit aufgenommen und verteilt sich im System. Der Einfluss auf die Siedetemperatur der Flüssigkeit ist dadurch überschaubar und hängt von der Wassermenge ab. Da geringe Wassermengen auch durch Schläuche und Verbindungsstellen in die Bremsflüssigkeit gelangen, ist bei Kraftfahrzeugen üblicherweise vorgesehen, dass alle zwei Jahre ein vollständiger Austausch vorgenommen wird.[55] DOT Bremsflüssigkeit ist günstig zu erhalten. Sie sollte jedoch nicht auf Vorrat eingekauft werden, da geöffnete Verpackungen nicht lange gelagert werden können, ohne dass die Bremsflüssigkeit Wasser aufnimmt.
Insbesondere die Hersteller Magura und Shimano setzen Mineralöl als Hydraulikflüssigkeit ein. Sobald eine geringe Menge Wasser in ein mit Mineralöl gefülltes System gelangt, wird sich diese im Bremszylinder als dem tiefsten Punkt des Systems absetzen und dazu führen, dass die Siedetemperatur von deutlich über 200 °C auf 100 °C absinkt. Als Vorteil von Mineralöl wird der geringe Wartungsaufwand angesehen. Mineralöl altert nicht, es muss nicht ausgetauscht werden, Dichtungen und Hydraulikkolben setzen sich nicht fest und müssen in der Regel nicht gereinigt werden, wie es bei DOT Bremsflüssigkeiten gelegentlich nach einigen Jahren der Fall ist."
https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrradbremse
Hm, also Probleme mit Wasser hat man bei beiden Varianten.
Ist das bei Mineralöl wesentlich unwahrscheinlicher, dass Wasser reinkommt, weil es nicht hygroskopisch ist?
Und wenn es doch rein kommt, merkt man das rechtzeitig, oder erst, wenn man gerade die Alpen runterrast ... ?
sybenwurz
11.09.2020, 09:18
Ist das bei Mineralöl wesentlich unwahrscheinlicher, dass Wasser reinkommt, weil es nicht hygroskopisch ist?
Die Eigenschaft, hygroskopisch zu sein entscheidet nicht, ob Wasser reinkommt oder nicht, sondern bedeutet nur, dass eingedrungenes Wasser molekular gebunden wird
Hatte in Chemie nen Fensterplatz, daher mags sein, dass das nicht korrekt formuliert ist. Jedenfalls verteilt sichs Wasser durch die und in der Bremsenbrühe, während es sich ansonsten in ner nicht-hygroskopischen Flüssigkeit als Tropfen an der tiefesten Stelle ablagern würde.
Scheint bei Shim oder Magura nicht vorzukommen, sonst hätten wir davon gehört, denke ich.
Essentiell hier ist heute imho eh nur das Siedeverhalten, wenn Wasser dort hingelänge, wo die Wärme entsteht. Korrossion ist zumindest bei Fahrrad, wo kaum Metalle an den Bremsen verwendet werden, eher nicht so das Thema.
Verwunderlich ist, dass der Artikel nicht auf die Viskosiät eingeht.
Wer sich an die frühen Tage Maguras als Fahrradbremsenhersteller erinnert, gabs da vor dem Blauen Blut arge Probleme bei Kälte, weil die Bremsen nimmer aufgingen, nachdem das Öl zäh wurde.
Interessant ist, nachdem im Automobilbereich (wo ich ansonsten ab bin davon, Parallelen zu Motorrad oder gar Fahrrad ziehen zu wollen) eine spezielle Flüssigkeit für Bremssysteme vorhanden ist, dass ausgerechnet Magura, also eigentlich ein Automobilzulieferer mit Faible für Kunststoffdruckguss (der allerdings auch Bremsbauteile für nen deutschen Motorradhersteller liefert oder Umrüstsätze für Motorradkupplungen zum Umbau von Seilzug auf Hydraulik anbot) wegging davon und zu Mineralöl griff, vorallem hinsichtlich der viel geschätzten Wartungsfreiheit.
Ich halte es für halbwegs bedenklich, ein höchst sicherheitsrelevantes Bauteil wie ne Bremse mit dem Zertifikat, es nimmer beachten zu müssen, nachdems initial verbaut und befüllt wie entlüftet wurde, an ein Fahrzeug zu hängen.
Gerade an Alltagsfahrzeugen, wo vorallem Scheibenbremsen tatsächlich ein ziemlich unbeachtetes Dasein führen, gibts immer wieder Probleme mit verschmutzten Kolben die dann klemmen, wenn der Dreck beim Belagwechsel einfach mit den Kolben in den Sattel gedrückt wird.
Ne Bremse stellt für mich definitiv eins der am meisten zu beachtendsten Bauteile am Bike dar, daher halt ichs gerne und nach ausschliesslich positiven Erfahrungen seit der Juicy, zu der ich nach ner ewig nervenden Magura Louise gewechselt bin (parallel zu ner Gustav M., die durch ne frühe Hayes ersetzt wurde) mit der Aussage von Sram, kein Ferrari dieser Welt würde mit Mineralöl bremsen.
Wir sind am Fahrrad ziemlich weit weg davon, dass irgendwer sich beim Kauf Gedanken um die Unterhaltskosten macht.
Ist ja auch nicht wie beim Motorrad, dass es klar gegliederte Wartungspläne mit Zeitvorgabe gäb, aber das ist zunehmend ein Thema und ich hab da ne klare Haltung: wer keine 300Öre pro Jahr fürn Dämpferservice bei Fox aufbringen kann, wer beim Preis seiner Sintermetallbremsklötze zusammenzuckt oder blass wird, wenn sich die jährliche Durchsicht mit Reifen Antrieb und Bremse auf satt dreistellig summiert, wer Rennradlenkerband nicht als Verschleissteil sieht und den Zwanni für neues scheut, soll zu Fuss gehn, sich in ner tieferen Preisklasse einkaufen oder seiner Familie nur Reis und Bohnen zu essen geben.
Auch wenn man Bikes mittlerweile zu handlichen, monatlichen Raten finanzieren kann, kanns trotzdem sein, dass man sie sich einfach nicht leisten kann...
sybenwurz
11.09.2020, 09:19
Hatte in Chemie nen Fensterplatz, ...an der tiefesten Stelle ...
In Deutsch scheinbar auch...:-((
Als Vorteil von Mineralöl wird der geringe Wartungsaufwand angesehen. Mineralöl altert nicht, es muss nicht ausgetauscht werden, Dichtungen und Hydraulikkolben setzen sich nicht fest und müssen in der Regel nicht gereinigt werden, wie es bei DOT Bremsflüssigkeiten gelegentlich nach einigen Jahren der Fall ist."
https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrradbremse
Hm, also Probleme mit Wasser hat man bei beiden Varianten.
Ist das bei Mineralöl wesentlich unwahrscheinlicher, dass Wasser reinkommt, weil es nicht hygroskopisch ist?
Und wenn es doch rein kommt, merkt man das rechtzeitig, oder erst, wenn man gerade die Alpen runterrast ... ?
Wasser im System kündigt sich nicht von jetzt auf gleich an.
Das merkt man schon einige km vorher, bevor es kritisch werden sollte.
Für mich gibts nichts besseres als eine Bremse mit Mineralöl, wie ich schon geschrieben habe, seit 7 Jahren arbeitet mein XT ohne murren und knurren und bremst immer noch wie am ersten Tag.
Sagt mein Schrauber übrigens auch.
Wollte ihm meine alte Formula schenken, er meinte nur: "Wirf sie in die Tonne"!
Greyhound
11.09.2020, 12:33
Wasser im System kündigt sich nicht von jetzt auf gleich an.
Das merkt man schon einige km vorher, bevor es kritisch werden sollte.
Das kündigt sich nicht an. Das sollte man nicht mit Fading verwechseln.
Ich würde damit nicht spaßen. Sobald deine Bremsflüssigkeit zu heiß wird, verdampft das Wasser und Gas ist im Gegensatz zu Flüssigkeiten kompressibel. Das heißt deine Bremswirkung ist im schlechtesten Fall = 0. Genau aus dem Grund wird im Auto auch hygroskopische Flüssigkeit verwendet.
Da ich keine Ahnung habe, wie warm die Bremsflüssigkeit beim Rad werden kann, ist das möglicherweise nur ein theoretisches Problem.
Das kündigt sich nicht an. Das sollte man nicht mit Fading verwechseln.
Ich würde damit nicht spaßen. Sobald deine Bremsflüssigkeit zu heiß wird, verdampft das Wasser und Gas ist im Gegensatz zu Flüssigkeiten kompressibel. Das heißt deine Bremswirkung ist im schlechtesten Fall = 0. Genau aus dem Grund wird im Auto auch hygroskopische Flüssigkeit verwendet.
Da ich keine Ahnung habe, wie warm die Bremsflüssigkeit beim Rad werden kann, ist das möglicherweise nur ein theoretisches Problem.
Glaube mir, ich kenne den Unterschied zwischen fading und dem Verlust der Bremsfähigkeit.
Bremsen am MTB werden warm und das nicht zu knapp, vor allem hier im Sommer, vor allem bei giftigen Downhills, da hat meine Formula-Bremse ständig den Geist aufgegeben, aber langsam halt.
Ich konnte immer noch gut das Rennen zu Ende fahren oder kam sicher nach Hause.
Danach war Wartung angesagt.
Was ich zum Glück jetzt nicht mehr brauche.
Siebenschwein
11.09.2020, 15:58
Der Effekt von Wasser, das verdampft, sollte sehr unterschiedlich sein - je nachdem, ob ich ein offenes System mit Ausgleichsbehälter, wie bei KFZ, oder ein geschlossenes System wie die meisten Fahrradbremsen habe (correct me if I m wrong).
Beim offenen Systen drückt es Flüssigkeit aus der Bremse in den Ausgleichsbehälter und der Druckpunkt verschiebt sich zu längerem Hebelweg. Im geschlossenen System dagegen steigt der Druck an, dadurch drückt es die Bremskolben nach aussen. Wenn ich nun bremse, komprimiere ich zwar den Dampf, aber die Bremse bremst trotzdem. Eventuell nur etwas weniger definiert.
Wenn ich eine Bremse für Öl bauen würde, wäre der tiefste Punkt sicher immer möglichst kühl. Bei Öl besteht eher die Gefahr, dass Wassertropfen zu Korrosion (Lochfrass) führen. Was aber durch entsprechende Additive recht lange minimiert werden kann.
Schlussendlich sollte ein geschlossenes System sowieso nicht so viel Wasser abbekommen, denke ich. Deswegen ist die Diskussion vermutlich eher Glaubensfrage.
sybenwurz
11.09.2020, 16:03
...ein geschlossenes System wie die meisten Fahrradbremsen habe (correct me if I m wrong).
Beim offenen Systen drückt es Flüssigkeit aus der
Zumindest bei hydraul. Scheibenbremsen sind die Zeiten lang vorbei.
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