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Vollständige Version anzeigen : Schnappatmung im Wettkampf


KJS
04.07.2022, 10:53
Hallo,

mir ist es nun zum wiederholten Mal im WK passiert, dass ich beim Schwimmen in eine Art Schnappatmung verfalle. D.h. meine Atmung wird nach kurzer Schwimmstrecke so schnell, dass ich den Kopf zum Kraulen nicht mehr lange genug unter Wasser halten kann und gezwungen bin, Brust oder Rücken zu schwimmen.

Am WE war es nach ~ 200 m so schlimm, dass ich die Atmung bis zum Ende der Schwimmstrecke kaum mehr unter Kontrolle gebracht habe und mich die 600 m so extrem Körner gekostet haben, dass ich schon recht angeknockt aufs Rad bin und der Tag dann auch mehr oder weniger gelaufen war….

Ist mein Fehler vielleicht, dass ich mich vor dem Schwimmen i.d.R. nur ein wenig dehne (Schulter- und Hüftkreisen etc.), aber eigentlich nie mein Herz-/Kreislaufsystem vorbereite? Im Endeffekt ist schwimmen bei mir quasi ein „Kaltstart“…. Andere scheinen damit ja aber auch kein Problem zu haben? Wie handhabt ihr das? Hattet ihr auch schon solche Probleme? Und wenn ja, wie fangt ihr Euch da selbst wieder ein?

Im Becken bin ich als Späteinsteiger ein durchschnittlicher Schwimmer (ca. 35 min. auf 1.900 m).

Schwimme aktuell oft Sachen wie 15 x 100 m hart mit 50 m Pause. Da erhole ich mich immer ganz gut während des Schwimmens und hatte noch nie solche Probleme. Fehlt mir vielleicht auch die Wende im Freiwasser als zusätzliche kleine Pause?

Bin jetzt total verunsichert, weil ich diesen Monat noch meine MD-Premiere habe, und das auf keinen Fall so versauen möchte wie jetzt am Wochenende.

tridinski
04.07.2022, 11:00
ich kenne das auch, ist mir in den ersten Jahren Triathlon öfter mal passiert, bin dann meist Rücken geschwommen für 1-2 Minuten. Ich denke dass es zwei Gründe dafür gab:

- Neo zu eng bzw. unflexibel
- zu schnell losgeschwommen

Insb. durch Nicht-Vollgas-Losschwimmen ist es dann nachhaltig besser geworden bzw. nie mehr aufgetreten.

Necon
04.07.2022, 11:04
Mit Neo oder ohne?

KJS
04.07.2022, 11:06
Bisher immer, wenn ohne Neo.
Jetzt am WE hatte das Wasser 22,5 °C.

Stefan K.
04.07.2022, 11:07
Ging mir bei den ersten Wettkämpfen genauso. Bei mir spielte die Aufregung eine Rolle. Nach einigen Wettkämpfen ließ die Schnappatmung nach und etwas Routine stellte sich ein.
Manchmal ist es halt eine mentale Geschichte...
Vielleicht hilft es, dir vor dem Start dir mehr Zeit zu nehmen um sich zu forcieren und einzustellen.

Bleib optimistisch, dass wir schon.

Stampfyourfeet
04.07.2022, 11:14
Bei mir war das Problem die fehlende Kreislauftechnische Vorbereitung! Seit dem ich mich ausgiebig warmlaufe und eventuell schwimme, kann ich mich voll in die Waschmaschine stürzen. :Huhu:

Badekaeppchen
04.07.2022, 11:23
Ich kenne das mit der "Schnappatmung" auch und ich habe das erfolgreich in den Griff bekommen. Und zwar wie folgt:

Zum Einen ist das mit dem "Kaltstart" sicher nicht hilfreich. Also einschwimmen und dabei auch gerne mal kurz Gas geben. Zum Anderen habe ich mir angewöhnt, im Wettkampf bewusst locker los zu schwimmen. Dann komme ich relativ schnell in meinen Rhythmus und die Atmung beruhigt sich auch. Im Training schwimme ich darüber hinaus dann gerne auch mal die ein oder andere Bahn im 7er-Zug oder sprinte mal für 25m und schwimme danach einfach locker weiter. So komme ich dann auch im Wettkampf gerade in der Startphase ganz gut zurecht.

Und wenn Du mal in der Phase bist, dass Du scheinbar nicht genug Luft bekommst: Ruhig bleiben und versuchen gaaaanz locker zu schwimmen. Das pendelt sich dann schon wieder ein.

Brian
04.07.2022, 12:56
Alte Geschichte bei mir, obwohl ich sehr sehr viel im Freiwasser schwimme und den Start im Training auch schon mal simuliert habe. Anfangs (Bonn, Roth, Frankfurt) war es extrem, diesmal in FFM hatte ich viel Zeit zum Einschwimmen, fühlte mich dadurch entspannt, suchte mir eine Box ganz außen aus, schwamm locker mit genügend Platz los...und nach 100m ging die Kacke von vorne los, 180er Puls, Schnappatmung, Enge. Ich würde mir am liebsten den Anzug vom Leib reißen und bin kurz vor der Aufgabe. Inzwischen kenne ich den Zustand, schwimme dann Brust mit dem Kopf aus dem Wasser und weiß, dass sich der Zustand nach paar Minuten normalisiert. Dann irgendwann 20 gezählte Kraulzüge, wieder paar Meter Brust und plötzlich ist alles gut und ich schwimme die Strecke komplett ohne Probleme als wäre nix gewesen. Ist bei mir ne Kopfsache, muss ich mit leben.

KJS
04.07.2022, 15:12
Vermutlich ist es tatsächlich Nervosität gepaart mit zu hartem Anschwimmen.
Im Nachhinein betrachtet ist das Problem bisher auch nur bei Wasserstarts aufgetreten. Beim Rolling Start konnte ich mich offensichtlich besser kontrollieren...

Werde mich daher bei meinem MD-Start erst mal hinten aufstellen und versuchen locker in meinen Rhythmus zu finden...

Danke Euch!

keko#
04.07.2022, 15:24
....
Ist mein Fehler vielleicht, dass ich mich vor dem Schwimmen i.d.R. nur ein wenig dehne (Schulter- und Hüftkreisen etc.), aber eigentlich nie mein Herz-/Kreislaufsystem vorbereite? Im Endeffekt ist schwimmen bei mir quasi ein „Kaltstart“…. Andere scheinen damit ja aber auch kein Problem zu haben? Wie handhabt ihr das? Hattet ihr auch schon solche Probleme? Und wenn ja, wie fangt ihr Euch da selbst wieder ein?

....

Obwohl ich gelernter Beckenschwimmer war, hatte ich dieses Problem früher bei Kurztriathlons gelegentlich auch, wenn man also mit Vollgas losschwimmt. Möglicherweise nicht so stark wie du.
Was mir immer geholfen hat, war, dass ich meinen Körper vor dem Wettkampf langsam auf einige Sekunden Betreibstemperatur gebracht habe. Oft mit einem kurzen Radfahren (Materialtest) oder 1km joggen. Wenn es ging, dann mit Einschwimmen. Damit hatte ich dann jedenfalls nie Atemprobleme.

noam
04.07.2022, 19:38
Vermutlich ist es tatsächlich Nervosität gepaart mit zu hartem Anschwimmen.
Im Nachhinein betrachtet ist das Problem bisher auch nur bei Wasserstarts aufgetreten. Beim Rolling Start konnte ich mich offensichtlich besser kontrollieren...

Werde mich daher bei meinem MD-Start erst mal hinten aufstellen und versuchen locker in meinen Rhythmus zu finden...

Danke Euch!

Bin wie Keko gelernter Beckenschwimmer mit der Zusatzausbildung Wasserball.

Auch wenn es blöd klingt: Such dir nen Paar Kumpels, geht ins Schwimmbad, nehmt nen Ball mit und spielt ein bisschen Rugby im Wasser. Mit untertauchen, festhalten, und allem was dazugehört. Sprints mit Körperkontakt und ordentlich Wellengang helfen da auch.

Finde einfach vertrauen zu deinen Fähigkeiten im Medium Wasser.

Steppison
05.07.2022, 09:15
Dieses Problem hatte ich auch schon, bis hin zu einer Panikattacke im Wettkampf. Da bin ich dann auf dem Rücken ganz locker weiter, bis es wieder ging. Das lag an einem schnellen Start und zu engem Oberteil.

Ähnliches hatte ich beim ersten Freiwasserschwimmen dieses Jahr. Gleich Hartes Anschwimmen, Intervalle, Überschwimmen, 4er Gruppe schwimmen usw. Da war der Einteiler mit geschlossenem Reißverschluss und der doch recht enge Neo insgesamt zu eng und das Schwimmen zu hart. Da hab ich dann auch ähnliche Luftprobleme wie bei dem einen WK bekommen.

Da hilft nur mental entspannen, langsamer schwimmen und beruhigen. Reine Kopfsache. Und natürlich, vorher warm zu machen.

Jimmi
07.05.2023, 11:43
Ich geselle mich mal dazu. Letztes Jahr hatte ich das Phänomen noch auf Corona geschoben. Gestern am Kalterer See wieder Katastrophe.
In den Tagen davon noch locker 3 km durchgekrault, dann in der Waschmaschine nicht übertrieben schnell und recht weit außen los geschwommen.
Nach 300 m ging nur noch Brust. Bei 800 m dann langsam wieder ins Kraulen rein.

Ich schiebe das jetzt auf zu engen Neo in Verbindung mit geschlossenem Tri-Suit und HF-Gurt sowie sehr langem Warten auf den Start.
Ich werde morgen im Training erst mal 200 m etwas härter anschwimmen und mal sehen, wie das System reagiert.

Ich bin ein erfahrener Schwimmer, aber nun doch ein wenig irritiert.

NBer
07.05.2023, 12:24
Ich glaube, das ist ein psychologisches, kein physiologisches Problem. Ich hatte diese Art Panikattacken auch eine Zeit lang. Mir hat geholfen mich auf etwas zu konzentrieren, was mir beim Schwimmen total schwer fiel.... bei mir war es der Beinschlag. Man darf halt gar nicht daran denken oder gar darauf warten, dass es wieder losgeht. Natürlichw eiß man im Hinterkopf um dieses Problem, man ersetzt es aber durch ein anderes, in diesem Fall technisches, Problem.

Jimmi
07.05.2023, 12:33
Guter Tipp. Danke. Sehe ich ähnlich. Dazu muss ich aber auch alles um den Brustkorb weg lassen, was die Gedanken in Enge treibt.
Kommendes WE ist OD im Becken. Das wird der nächste Test. Vor 8 Wochen war hier mal Massenstart über 400 m im 25er Becken. Da hatte ich gar keine Probleme. Neuseemän wird dann wieder spannend.

Schwarzfahrer
07.05.2023, 17:35
Ich geselle mich mal dazu. Letztes Jahr hatte ich das Phänomen noch auf Corona geschoben. Gestern am Kalterer See wieder Katastrophe.
In den Tagen davon noch locker 3 km durchgekrault, dann in der Waschmaschine nicht übertrieben schnell und recht weit außen los geschwommen.
Nach 300 m ging nur noch Brust. Bei 800 m dann langsam wieder ins Kraulen rein.
Ich schiebe das jetzt auf zu engen Neo in Verbindung mit geschlossenem Tri-Suit und HF-Gurt sowie sehr langem Warten auf den Start.

So ähnlich habe ich es bei mir auch erklärt. als ich zuerst 2011 in Maxdorf 200 m Brustschwimmen mußte, und Aufregung oder ähnliches nicht so recht eine Erklärung waren nach vielen Trias davor ohne Probleme. Dann kam es 2013 in Heilbronn wieder, da mußte ich mich sogar am Ufer kurz hinstellen. Danach habe ich sehr auf sachtes Anfangen geachtet, aber kleine Ansätze davon kamen immer wieder - bis dann 2015 rauskam, daß meine Herzklappe inzwischen übel eingeengt ist. Im Nachhinein ist auch ab ca. 2012 eine deutliche stetige Verlangsamung der Laufleistung zu erkennen - habe ich damals immer mit "gerade schlecht trainiert", "man wird ja nicht jünger", u.ä. erklärt, im Nachhinein aber alles Anzeichen, die erst 2015 als Einschränkung bewußt wurden.

Im Nachhinein bin ich deshalb nicht sicher, ob diese Atemnot-Anfälle nicht die ersten Anzeichen der Klappenproblematik waren. Ich wünsche Dir, daß es "nur" die anderen Erklärungen sind, aber mal draufschauen schadet sicher nicht.

Jimmi
07.05.2023, 18:02
Danke für den Hinweis. Ich werde das sorgsam beobachten.

schnodo
07.05.2023, 18:32
Nicht, dass ich noch nennenswert schwimmen würde. Meine Jahreskilometer mache inzwischen nahezu komplett in einer Woche Schwimmcamp nach dem Jahreswechsel. Aber falls ich dann doch mal versehentlich irgendwo starte, dann sage ich mir, dass ich angetreten bin, um was zu erleben. Was könnte emotionaler sein – außer vielleicht dem Gesamtsieg – als eine ordentliche Panikattacke? :Cheese:

Erfahrungsgemäß geht die vorbei, mittlerweile kennt man sich, und danach schwimmt es sich ganz entspannt. :)

Zum Glück hatte ich keine Ahnung wie schlimm es tatsächlich werden würde. Der Start war grausam. Zum ersten Mal wieder im Wasser und dann gleich Massenstart. Letztes Jahr wurde wegen der Pandemie in Gruppen gestartet. Ich fand überhaupt keinen Rhythmus und hatte mich so blöd platziert, dass das halbe Feld über mich drüber geschwommen ist. Nach 200 oder 300 m musste ich mich dann erstmal auf den Rücken legen und mich sammeln, während ich mir überlegte, warum ich mir das antue.

Jimmi
08.05.2023, 09:43
Ich war auch überrascht, das mich das Debakel nur gute 4 Minuten gekostet hat. Und erfreut, dass ich irgendwann auch gemütlich weiter schwimmen konnte.

Günsch7
08.05.2023, 10:13
Da kann ich nun die Hand heben und mich dazu gesellen.

Sprint-Distanz gestern im Becken. Davor die Tage locker die Distanzen gemeistert über 1.5km etc.
Aber im Becken ging dann noch 6 Bahnen (!) auf einmal nicht mehr viel. Hab versucht die Atmung unter Kontrolle zu bekommen, auf Brust gewechselt.
Zwischendurch war es so schlimm, dass ich ans Aufhören gedacht habe.
Hatte das ständige Gefühl von Atemnot.

Bin dann irgendwie fertig geworden und konnte mich dann auf dem Rad erstmal "erholen".
Glaube ich bin viel zu schnell losgeschwommen und es hat, weil es der erste WK dieses Jahr gewesen ist, einfach noch die Routine gefehlt.

Aber ich habe daraus gelernt und kenne nun auch diese Situation.

Jimmi
22.05.2023, 10:00
Kurzes Update

Im Ferropolis vergangenes WE wurde ein Neo-Testschwimmen angeboten. Ich sofort hin, Testneo an und dann in die windgepeitschten Fluten des Neuseenlandes. Rauhe Bedingungen und beste Voraussetzungen für Aussetzer der Atemfunktion.

Ich hatte buchstäblich Tränen in der Augen. Voll Power, keine Probleme mit Luft und einen unbändigen Spaß am Kampf mit dem Kabbelwasser.

Die 1500 am Sonntag gingen für 25 Minuten weg. Das wäre PB im Freiwasser und so schnell wie vor 100 Jahren im Becken. Ich traue den Zahlen aber nicht so recht.

Mitsuha
22.05.2023, 12:03
Ich habe seit geraumer Zeit auch Probleme mit der Atmung auf den ersten 300-400m, danach bin ich dann in einem Flow und es passt alles. War gestern im Kraichgau. Was mir da total geholfen hat - und ich hätte das nie gedacht - war die neue Schwimmbrille, die ich nach eingehender Beratung geholt hatte. War keine normale Schwedenbrille, sondern eine mit großem Sichtfeld (Roka X1). Da ich ohne Brille nicht so gut sehe, hat mir dieses mehr an Blickfeld ungemein geholfen und ich konnte mich mehr auf die Atmung konzentrieren und damit lief es gut.

Kann natürlich auch nur Einbildung sein und das Schwimmen vor Ort war einfach viel angenehmer als sonst ;)

Jimmi
22.05.2023, 12:40
Ich denke inzwischen, es könnte ein Zusammenspiel mehrerer Komponenten sein, welche das Gehirn dann einen Schalter umlegen lassen.
Dazu gehören imho sehr unruhige Startverhältnisse mit recht wenig Fokussierungsmöglichkeit auf sich selbst.
Mit größerem Sichtbild wird dann auch die Einordnung des "Selbst" in der Waschmaschine bewusster. Genau so wie aktive Konzentration auf Technikaspekte das "Selbst" bewusster machen. Man kann sich durch Kälte irritieren lassen oder aber diese auch auf das "Selbst" wirken lassen und sich bewusst werden, was jetzt in einem selbst physiologisch passiert.

Don't fight the water. Dance with it.