Vollständige Version anzeigen : Woher kommt das "Infektionsfenster" genau?
Tieflieger
13.01.2009, 10:27
Das Infektionsfenster ("open window effect") scheint unumstritten zu existieren: nach dem Training ist der Körper für eine gewisse Zeit anfälliger für Infektionskrankheiten. So weit scheinen sich alle einig.
Schon Dauer und "Intensität" des Effektes in Abhängigkeit von Trainingsdauer und -intensität werden aber unterschiedlich beurteilt.
Was mich aber am meisten interessiert: Wo kommt der Effekt her?
Einige Autoren meinen, es liege an kalorischer Unterversorgung und raten, schon beim Training Kohlehydrate zuzuführen und das insbesondere nach dem Training sofort zu wiederholen.
Andere deuten an, dass der Zugriff des Körpers auf körpereigene Proteine bzw. Aminosäuren den Effekt verursacht, und raten zum Ausgleich dieser Stoffe.
Wieder Andere sehen wohl gar keinen Zusammenhang mit der Nährstoffversorgung, ohne die Ursache des Effektes näher zu erläutern.
Nachdem für mich persönlich die Vermeidung einer erkältungsbedingten Trainingspause hohe Priorität hat, würde ich's gerne wissen:
Woher kommt der Effekt physiologisch genau - und wie kann man ihn ggfs. abmildern?
...das würde mich auch interessieren.
Ich habe irgendwo mal aufgeschnappt dass o.g. Effect besonders nach dem Schwimmen "die Fenster öffnet". Seitdem fahre ich bei Minusgraden nur mitm Auto zum Schwimmbad(12km).
und ich hab mal "irgendwo" gehört, dass das Immunssystem nach dem Training mit "reparationsmaßnahmen" an trainingsbedingten defekten arbeitet und somit nur eingeschränkt zur infektabwehr zur verfügung steht
auch denkbar wäre eine "dehydrierung" während des sports, die dafür sorgt dass die Schleimhäute austrocknen und somit nicht mehr richtig funktionieren...vielleicht sollte man gerade beim schwimmen auch mal trinken:)
kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass man nach ga einheiten besonders anfällig sein soll. nach harten belastungen sicher.
Mafalda_Pallula
13.01.2009, 11:00
kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass man nach ga einheiten besonders anfällig sein soll. Kommt wahrscheinlich auf die Länge und den Trainingszustand an.
naja....ga einheiten sind ga einheiten PUNKT
mit zunehmendem trainingsstand werden auch die "härter", und die länge...nunja, bei minus 10 grad relativiert sich die länge von ganz allein, und ob jetzt 2std. bei kälte "gesünder" sind als 6 std bei 20 grad und sonnenschein...ich weiß ja nicht
Kommt wahrscheinlich auf die Länge und den Trainingszustand an.
hmmm, da ist auch was dran.
Würde mich auch interessieren, falls jemand wissenschaftliche Untersuchungen dazu kennt.
Persönlich habe ich die Erfharung gemacht, daß ich natürlich in der kalten Jahreszeit anfälliger bin und dann speziell in zwei Fällen:
1. Nach sehr intensiven Einheiten (Intervalle)
2. Wenn ich nach langen GA Einheiten anschließend nicht rechtzeitig und genug KH zuführe.
Werner
Mafalda_Pallula
13.01.2009, 11:14
2. Wenn ich nach langen GA Einheiten anschließend nicht rechtzeitig und genug KH zuführe.
Werner Bist Du sicher, dass es an den KHs liegt?
carolinchen
13.01.2009, 11:17
http://www.umckaloabo.de/umckaloabo/documentpool/3-154-Sport_051006.pdf
Ist zwar Werbung,ich finde aber ganz gut erklärt,auch was man tun sollte
Bist Du sicher, dass es an den KHs liegt?
Sicher bin ich natürlich nicht. Ich kann mich aber an mehrere Fälle erinnern, wo ich lange Läufe gemacht habe (so lange, daß der KH Mangel spürbar wurde) und anschließend nicht sofort genug Essen konnte. Kurz danach bekam ich eine Erkältung. Seither versuche ich das zu vermeiden.
Werner
OPEN WINDOW ist ein relativer diffuser Begriff für einen einfachen Sachverhalt:
Nach einem trainingswirksamen Reiz (das kann lang und langsam oder kurz und knackig sein oder beides;) ) ist der Körper natürlich geschwächt und muss an verschiedenen Fronten (Zellerneuerung, Infektabwehr) kämpfen, wenn zusätzlich noch Keime eindringen.
Dann ist er sicher überfordert. Zusätzlich spielt die Schleimhautdurchblutung/befeuchtung ne große Rolle. Je mehr desto besser!
Wenn also nach ne kalten Wettkampf bei womöglich noch kaloricher Unterversorgung infizierte Personen den Kontakt suchen, dann gilt OBACHT!:Cheese:
Wenn also nach ne kalten Wettkampf bei womöglich noch kaloricher Unterversorgung infizierte Personen den Kontakt suchen, dann gilt OBACHT!:Cheese:
Wer Kindergarten- oder Schulkinder hat, ist dann natürlich gekniffen, die schleppen ständig irgendeine Seuche mit sich 'rum. :Traurig:
Wer Kindergarten- oder Schulkinder hat, ist dann natürlich gekniffen, die schleppen ständig irgendeine Seuche mit sich 'rum. :Traurig:
meine freundin ist grundschullehrerin...:(
legt sich das nicht irgendwann? Apotheker oder ärzte sind ja auch nicht alle nase lang krank....ein bis zwei winter isses hart, aber danach ist das immunsystem wohl "geschult" und kommt damit klar
legt sich das nicht irgendwann? Apotheker oder ärzte sind ja auch nicht alle nase lang krank....ein bis zwei winter isses hart, aber danach ist das immunsystem wohl "geschult" und kommt damit klar
wie gesagt, das problem scheint multifaktoriell...
ne, ich meinte das jetzt auf aoptheker etc. bezogen....also ohne sport. Menschen die viel mit kranken zu tun haben. Mir bekanntes medizinisches personal spricht oft davon dass man ein oder zwei jahre braucht, auch öfter mal was hat in der zeit, sich danach aber daran gewöhnt und dann nicht häufiger krank ist als die andern auch.
Hier spielen ja belastungsdauer und intesität, kh-mangel oder trockene schleimhäute keine echte rolle
Ich denke es kommt vor allem auf die Intensität und den Umfang an. Zumindest würde ich das aus eigener Erfahrung so einschätzen. Generell habe ich wesentlich weniger Erkältungen seit ich regelmäßig laufe. Trotzdem hab ich mir schon einige Male vor allem nach sehr langen Einheiten eine fiese Erkältung eingefangen.
aber da sind wir wieder am anfang.
Welcher mechanismus im körper sorgt dafür dass es diesen effekt gibt? der lange/intenssive lauf allein kann es ja nicht sein.
is ja nich so dass der körper sagt: "uj, das war heut aber n langer lauf...zurbelohnung gibts jetzt ne grippe, und nächste woche sind die windpocken dran"
aber da sind wir wieder am anfang.
Welcher mechanismus im körper sorgt dafür dass es diesen effekt gibt? der lange/intenssive lauf allein kann es ja nicht sein.
is ja nich so dass der körper sagt: "uj, das war heut aber n langer lauf...zurbelohnung gibts jetzt ne grippe, und nächste woche sind die windpocken dran"
ich denke dass kann man nicht pauschal beantworten. da sind zuviele faktoren dran beteiligt. man kann sich nach dem laufen verkühlen, wenn man durch zuviel kleidung schwitzt und dann auskühlt. es kann falsch ernährung schuld sein... etc. etc.
jeder körper reagiert anders.
das is auch son punkt....durch kälte wird man nicht krank sondern durch krankheitserreger.
daher würds mich schon interessiern welche rolle "kälte" bei dem Open-window-effekt spielt.
trockene schleimhäute kann man sich recht einfach vorstellen, da können sich dinge einnisten die nich reingehörn.
Aber wieso ist kälte z.b. förderlich?
Gleiches bei den Kohlehydraten und eiweißen? Wahrscheinlich braucht das "immunsystem" dieses und noch viel mehr um zu funktionieren, aber braucht es das zeug wirklich genau in der zeit die wir als "open-window" bezeichnen
wie siehts denn mit hormonen aus? Steht da vielleicht was im verdacht?
Den "einen" mechanismus wirds wohl nicht geben, da sind wir uns wohl alle einig, aber es wär wirklich interessant zu wissen weshalb dieses oder jenes infektionen begünstigt
Für das "open window" scheint ein vorrübergehend erhöhter Cortisol-Spiegel, insbesondere nach starker körperlicher Belastung, eine Rolle zu spielen, was wiederum zu einer gewissen Immunsuppression führt.
Man geht davon aus, dass durch die rasche Kohlenhydrataufnahme nach körperlicher Belastung, der Anstieg des Cortisol-Spiegels nicht so stark ist, was eine positive Beeinflussung der Infektanfälligkeit bewirken kann (d.h. man bekommt eher weniger Infekte).
Eine zusätzliche Aufnahme von Vitamin C, Zink usw. scheint den Effekt des "open windows" nicht zu beeinflussen.
Daneben gibt es (wahrscheinlich unendlich) viele Ursachen, die eine Rolle spielen, warum man mal mehr oder weniger infektanfällig ist (die nichts unmittelbar mit dem "open window" zu tun haben), z.B. die Möglichkeit der Ansteckung, Schlafentzug, ....
Gruß Felö
P.S.: Habe gerade noch etwas von Kälte gelesen: Da streitet die Wissenschaft seit Jahren und unzählige Versuchspersonen wurden Viren und Kälte ausgesetzt, ohne dass ein Nachweis erbracht werden konnte, dass das Frieren zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt. Fraglich noch am Ehesten eine "kalte Nase", die zu einer Minderdurchblutung der Nasenschleimhaut führt, was erklären könnte, warum man durch Nasenspülungen einen positiven Effekt erzielen kann.
Quelle: z.B. medline
Ein Kumpel von mir (Biologe) hat mal nach nem IM ein Blutbild von sich selbst gemacht - die Zahl der weissen Blutkoerperchen war wohl nahe 0. Der Koerper muss ja staendig weisse Blutkoerperchen produzieren, da die nicht besonders lange leben. Wenn nun die Muskeln stark geschaedigt und der gesamt Koerper ermuedet ist, dann hat er zuviel anderes zu tun um ausreichend neue weisse Blutkoerperchen zu generieren.
Das ist die Erklaerung, die ich eben von Biologen mal gehoert habe.
FuXX
Tieflieger
13.01.2009, 15:10
[edit: @felö]
Hast Du nähere Informationen zu der Cortisolspiegelerklärung?
Gibt es Erklärungen, warum es hierzu kommt - ich meine, liegt es z.B. eben an Unterversorgung einzelner Stoffgruppen, oder z.B. an der Arbeit, die der Körper mit der Regeneration der beanspruchzten Muskelzellen und -teilen (Mitochondrien etc.) leisten muß? (Stichwort Muskelkater kommt von vielen Microverletzungen (str.)?)
Was ist der Ursachenzusammenhang zwischen KH-Aufnahme und Cortisolspiegel?
Funktioniert das (auch/besser), wenn der KH-Spiegel möglichst konstant gehalten wird (also Zufuhr während Belastung statt Auffüllen danach?)
OK., ich gebe zu, das sind viele Fragen, um meine Vorliebe für essen beim Training wissenschaftlich zu rechtfertigen...:)
Ein Kumpel von mir (Biologe) hat mal nach nem IM ein Blutbild von sich selbst gemacht - die Zahl der weissen Blutkoerperchen war wohl nahe 0. Der Koerper muss ja staendig weisse Blutkoerperchen produzieren, da die nicht besonders lange leben. Wenn nun die Muskeln stark geschaedigt und der gesamt Koerper ermuedet ist, dann hat er zuviel anderes zu tun um ausreichend neue weisse Blutkoerperchen zu generieren.
Das ist die Erklaerung, die ich eben von Biologen mal gehoert habe.
FuXX
Das sagte Strunz auch mal: "Leichenblut"
Ich war am Anfang meiner LD-"Karriere" quasi nach jeder Langdistanz krank. Mittlerweile nicht mehr. Allerdings packe ich mich nach Wettkämpfen inzwischen auch richtig warm ein. Egal wie die Temperaturen sind (vergass dies in Hof bei der KD und war prompt ein paar Tage mit 40 Fieber im Bett).
Mafalda_Pallula
13.01.2009, 15:34
... unzählige Versuchspersonen wurden Viren und Kälte ausgesetzt, ohne dass ein Nachweis erbracht werden konnte, dass das Frieren zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. :) Wenn Frieren krank machen würde, wäre ich ja dauernd krank.
outergate
13.01.2009, 15:36
also das hat bestimmt mit dem essen zu tun :Cheese:
Mafalda_Pallula
13.01.2009, 15:36
:Lachanfall:
also das hat bestimmt mit dem essen zu tun :Cheese:
qed!:Cheese:
Tieflieger
13.01.2009, 15:48
Ich hab' mal was gefunden: http://www.gmuender.org/si/SportImmunologie2006.htm
Offenbar ist der Effekt abhängig von der Intensität, nicht der Dauer der Belastung (s. 58) (übrigens sehr schöner Hinweis am ende der Seite!).
Das deckt sich mit meinem "Gefühl", ganz lockere Einheiten "steckt der Körper einfach weg" - ach was.
@felö: auf S. 72 wird ein Zusammenhang zwischen dem abgesunkenen Blutzuckerspiegel und dann erhöhtem Cortisolspiegel hergestellt und dies als (eine) Ursache des Effektes genannt - die Empfehlung ist dann laufende KH-Zufuhr.:liebe053: Übrigens mit dem netten Hinweis auf eine Studie, die gezeigt hat, dass die Einnahme von KH-Getränken die Immunabwehrfunktion der Mundschleimhaut nicht beeinträchtigt - mein Gott, daran hatte ich noch garnicht gedacht:cool:
Am Rande: Das Dt. Ärzteblatt bestätigt zwar den Effekt, erläutern aber nicht die genaue Ursache. Gute Nachricht: Sport steigert das Immunsystem!:Blumen: Schlechte Nachricht: Nur bei moderaten Umfängen, was die 15-25 km Laufen / Woche, verteilt auf 3-4 einheiten bei Pulsen von 110-130... :Nee:
[edit:
Vielen Dank für die Quelle, hätte erstmal selbst suchen müssen...
Gruß Felö
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