Oder es wird einer 27jährigen Frau, die zur Geburt des 2. Kindes in die Klinik kommt, angesichts des notwendigen Kaiserschnitts gesagt: „Da machen wir die Sterilisation gleich mit, ist ein Abwasch, wenn der Bauch mal auf ist.“ (Berlin Charité 1996)
Die Frau ist heulend geflüchtet und heute glücklich Mutter von vier Töchtern…
Repektable Entscheidung, die meiner Erfahrung nach eher wenige Männer treffen (ich hatte jetzt keine Lust, alle Beiträge seit 2019 zu lesen). Auf diese Weise einen aktiven Beitrag zur Familienplanung zu leisten und der Frau dadurch die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva respektive Anlage eines IUD zu ersparen, ist m.E. keine Selbstverständlichkeit, wie ich den Klagen etlicher Patientinnen in meiner Gyn-Praxis entnehme. Angst vor nachfolgender Impotenz lautet häufig die Befürchtung, wenn es mal auf die Essenz runtergebrochen werden darf.
Offensichtlich also fürchten nicht wenige Männer, mit der operativ herbeigeführten Impotentia generandi ginge automatisch eine Impotentia coeundi einher, was physiologisch natürlich völliger Blödsinn ist. In allgemeinverständlicher Sprache formuliert: aus einer Vasektomie resultiert natürlich keine erektile Dysfunktion oder noch plakativer: nach dem Durchtrennen der Samenleiter ist die Erektion dieselbe wie zuvor und beim Orgasmus kommt auch entgegen aller Befürchtung nicht nur heiße Luft. Das Ejakulat sieht genauso aus, riecht genauso, schmeckt genauso und ist exakt genauso zusammengesetzt wie vor dem Eingriff - unter Abzug natürlich der 20-150 Millionen Spermien, welche nicht mal ein Prozent des Gesamtvolumens ausmachen. Insofern besteht physiologischwerweise auch nicht Grund zur Annahme, der Eingriff wirke sich nachteilig aus auf Libido und/oder Erektionsfunktion. Physiologischerweise.
Und jetzt wird es halt tricky.
Welches ist das wichtigste Sexualorgan? Und welches, bei den meisten zumindest, auch das Grösste?
Richtig geraten, es ist nicht der Penis. Es ist das Gehirn.
Und wenn in selbigem eine noch so irrationale Furcht vor erektiler Dysfunktion assoziiert mit der Durchführung einer Vasektomie, dann kann das tatsächlich (und sei es nur zeitweile) für Stress im Bett sorgen. Daher rate ich der Frau, welche Beratung suchend in meiner Sprechstunde auftaucht und sich über einen vasektomieunwilligen Mann empört, dringend von Überredungsmanövern oder Druckmitteleinsatz ab. Dieser Eingriff ist eine wunderbare Lösung für Männer, die das wirklich möchten.
Ich erlebe es allerdings auch umgekehrt, nämlich dass Mann die Entscheidung zur Vasektomie quasi im Alleingang fällt, ohne die Partnerin emotional mitzunehmen. Dies kann durchaus als kränkend empfunden werden, weil nicht immer beide Beziehungspartner:innen zum Zeitpunkt X exakt gleich weit sind in der Vorausschau ihrer Lebensplanung.
So oder so ist eine Sache doch als gesichert zu betrachten: die Irreversibilität einer Vasektomie. Die potentielle Möglichkeit einer späteren Refertilisation soll nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass eine Durchtrennung der Samenleiter als definitiv anzusehen ist. Es ist eben nicht so „Wasserhahn auf, Wasserhahn zu“-mäßig. Die Rekanalisationsraten sind eher ernüchternd.
Interessanter Weise scheinen (man korrigiere mich bitte, falls ich falsch liege) Männer mit Wunsch nach einer Sterilisatio deutlich weniger bis gar nicht mit den ärztlichen Kolleg:innen über den Eingriff diskutieren zu müssen. Wünscht eine Frau die Sterilisatio, so muss sie mindestens bereits drei Kinder genoren haben und dabei idealerweise auch schon Ende dreißig sein. Andernfalls sie quasi einen Gesinnungsaufsatz schreiben muss, in welchem sie glaubhaft darlegt, dass sie sicher.keine.weiteren.Kinder.möchte.
Nein, auch nicht in 10 Jahren.
Natürlich ist eine Steri weder bei ihm noch bei ihr ein Eingriff, welches mal eben so spontan durchgeführt werden sollte und es ist zwingend Bedenkzeit zu fordern, damit die Rate der regrets möglichst gering bleibt.
Das Ejakulat sieht genauso aus, riecht genauso, schmeckt genauso und ist exakt genauso zusammengesetzt wie vor dem Eingriff - unter Abzug natürlich der 20-150 Millionen Spermien, welche nicht mal ein Prozent des Gesamtvolumens ausmachen.
Das kann ich grundsätzlich bestätigen. Bis auf einen kleinen, aus meiner Sicht völlig irrelevanten Aspekt: Es ist etwas dünnflüssiger/wässriger. Mag das an den fehlenden 20-150 Millionen Bro's liegen.
Edit sagt noch: Den aller größten Vorteil, den ich bei meiner Vasektomie (is ca. 20 Jahre her oder so) sehe ist, dass meine Frau die Pille nicht mehr nehmen muss. Seitdem ist sie ein neuer Mensch. Unglaublich was von außen zugeführte Hormone für (negative) Auswirkungen haben. Krass.
Repektable Entscheidung, die meiner Erfahrung nach eher wenige Männer treffen (ich hatte jetzt keine Lust, alle Beiträge seit 2019 zu lesen). Auf diese Weise einen aktiven Beitrag zur Familienplanung zu leisten und der Frau dadurch die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva respektive Anlage eines IUD zu ersparen, ist m.E. keine Selbstverständlichkeit, wie ich den Klagen etlicher Patientinnen in meiner Gyn-Praxis entnehme. Angst vor nachfolgender Impotenz lautet häufig die Befürchtung, wenn es mal auf die Essenz runtergebrochen werden darf.
Danke für die Blumen - schade, dass du dich dieser Erfahrung (Lesen der alten Beiträge) nicht ausgesetzt hast, sie war durchaus Männerlastiig.... (dem vermuteten Gender-Mix dieses Forums angemessen )
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Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Ich muss, weil treu seit 25 Jahren nicht mehr verhüten! Hormone sind leider aber immer noch ein Thema.
Es war selbstverständlich für meinen Mann, nach der Geburt unserer gemeinsamen 3. Tochter,den Eingriff machen zu lassen.
Danke für die Blumen - schade, dass du dich dieser Erfahrung (Lesen der alten Beiträge) nicht ausgesetzt hast, sie war durchaus Männerlastiig.... (dem vermuteten Gender-Mix dieses Forums angemessen )
Die meisten Männer die in diesem Faden schreiben sind bzw waren ja schon mal bereit, sich überhaupt damit zu befassen, das ist leider immer noch die Ausnahme („Man(n) weiß ja nicht“, stimme Steffi da komplett zu.
Ich habe das ja ebfls schon lange machen lassen und bereu(t)e es noch keinen Augenblick, kenne auch keinen anderen, dem es so gegangen wäre.
Viele Frauen sind für vasektomierte Männer (Achtung tolles Wortspiel) by the way sehr empfänglich. Die Verhütung ist übrigens auch nach der Ehe kein Thema mehr , STIs natürlich anders Thema.
Glück Auf,
in meinem Bekanntenkreis ist das bei den Männer eher ein NoGo
liegt vielleicht auch am alter 50+
Im Arbeitskreis (Feuerwehr) sieht die ganze Sache total anders aus. Ich schätze
30-40% der Kollegen bei denen die Familie voll ist bzw, bei denen kein Kinderwunsch mehr besteht und die sich sicher sind auch bei einer Scheidung/Trennung keinen Nachwuchs mehr in diese verrückte aber total schöne Welt setzen zu wollen, gehen den Schritt. Ach ne die gehen den Doppelschnitt ein
Ich glaube die jungen stehen der ganzen Sache offener gegenüber als die Ü45+ Generation.
Bei uns kam der Vorschlag zur Vasektomie von meinem Mann.
Wir waren schon mehr als 10 Jahre zusammen und es war für uns beide immer klar, dass wir keine Kinder wollen.
Er meinte irgendwann, dass die jahrelange hormonelle Verhütung meiner Gesundheit schaden könnte und die “Sterilisation” beim Mann wohl der harmlosere Eingriff ist als bei der Frau,
Allerdings hat erst der dritte Urologe zugesagt den Eingriff zu machen.
Die beiden davor haben das bei einem kinderlosen Paar Mitte 30 abgelehnt, mit der Begründung wir könnten uns ja trennen und mein Mann könnte eine neue Frau kennen lernen und die will vielleicht Kinder
Ich dachte immer von der hormonellen Verhütung merke ich gar nichts, habe aber nach deren Wegfall sehr wohl den Unterschied wahrgenommen und mich deutlich wohler gefühlt (bis zu diesen sch… Wechseljahren)