Man sollte sich mal überlegen, was man von der HRV-Messung überhaupt erwartet und worauf die verschiedenen Verfahren der HF-Messung basieren.
Bei der Messung mit Gurt werden Ströme gemessen. Diese Ströme lösen den mechanischen Herzschlag (also die Muskelkontraktion des Herzens) aus und der Zeitpunkt dieses Stromimpulses lässt sich nunmal sehr präzise (mit geeigneten Messapparaten) bestimmen. Genaugenommen misst man die R-Zacke der Ekg-Kurve.
Bei der Messung am Handgelenk misst man nur (optisch) die Pulswelle, die durch die Muskelkontraktion des Herzens zustande kommt. Wenn sich das Herz zusammenzieht, wird Blut aus dem Herzen ausgestoßen, die roten Blutkörperchen setzen sich in Bewegung und irgendwann (mit etlichen hundertstel Sekunden Verzögerung) kommt diese Pulswelle am Handgelenk an (in Abhängigkeit von der Stärke des Herzschlages, der Elastizität der Gefäße und noch von ein paar anderen Faktoren). Genaugenommen schwillt die Pulswelle an, erreicht nach einigen hundertstel Sekunden ihr Maximum und schwillt dann wieder ab, bis nach rund einer Sekunde die nächste Pulswelle folgt.
Für die Bestimmung der Variabilität braucht man aber einen exakt definierten Zeitpunkt, den die EKG-Kurve naturgemäß hat, um damit Messungen im Millisekunden-Bereich anstellen zu können, aber die Pulskurve am Handgelenk erlaubt nur Abschätzungen, die maximal im Zehntelsekundenbereich liegen, so dass man daraus auch mit den allergenauesten optischen Sensoren niemals die nötige Messgenauigkeit im Millisekundenbereich zustande bringt.
Messbare Herzströme am Handgelenk gibt es zwar, aber um die praktisch zu nutzen bräuchte man zwei Sensoren an zwei verschiedenen Handgelenken. Damit könnte man eine genauso exakte Messung bewerkstelligen wie mit dem Brustgurt, aber es ist die Frage, ob Läufer eine Uhr plus einen Extra-Sensor am anderen Handgelenk leichter akzeptieren würden, als einen Pulsgurt.
Mit der derzeitigen rein optischen Pulsmessung, egal ob von Apple, Garmin usw. kann man nie die Genauigkeit der HRV erreichen, die mit einem präzise messenden Gurt nach dem EKG-Prinzip möglich ist.
Mit der derzeitigen rein optischen Pulsmessung, egal ob von Apple, Garmin usw. kann man nie die Genauigkeit der HRV erreichen, die mit einem präzise messenden Gurt nach dem EKG-Prinzip möglich ist.
Danke Harald
meine Gewerkschaft hat mir als langjähriges Mitglied einen sehr einfachen "Activity Tracker" geschenkt. Ich war anfangs sehr enttäuscht von der Ungenauigkeit der HF Messung. Als ich nun hier gelesen habe, daß andere Geräte das besser könnten, dacht ich schon über eine Investition nach.
Dein Sachverstand hat mir somit geholfen, Geld zu sparen und weniger nicht notwendige Gadgets anzusammeln. Den Unteschied zwischen Schlaf und Wach (sogar im Büro) kann mein Gewerkschafts Gadget nämlich sehr wohl messen.....
Danke Hafu für die Erklärungen, die plausibel klingen. Ich muss am Wochenende mal mehr zu dem Thema recherchieren. Die Versprechen der Hersteller (zB Oura) sind ja viel rosiger als das, was du beschreibst.
Vielleicht werd ich dann doch mit Brustgurt schlafen .
Auch wenn ich nicht verstehe, wie es theoretisch möglich ist, scheinen die empirischen Studien doch eher darauf hinzudeuten, dass die HRV-Messung mit optischen Sensoren (Uhr, Handy) funktioniert. Zumindest habe ich keine Studie gefunden, die das Gegenteil behauptet (für Messung im Ruhezustand).
Purpose: To establish the validity of smartphone photoplethysmography (PPG) and heart rate sensor in the measurement of heart rate variability (HRV). Methods: 29 healthy subjects were measured at rest during 5 min of guided breathing (GB) and normal breathing (NB) using Smartphone PPG, heart rate chest strap and electrocardiography (ECG). The root mean sum of the squared differences between R–R intervals (rMSSD) was determined from each device. Results: Compared to ECG, the technical error of estimate (TEE) was acceptable for all conditions (average TEE CV% (90% CI) = 6.35 (5.13; 8.5)). When assessed as a standardised difference, all differences were deemed “Trivial” (average std. diff (90% CI) = 0.10 (0.08; 0.13). Both PPG and HR sensor derived measures had almost perfect correlations with ECG (R = 1.00 (0.99; 1:00).
Conclusion: Both PPG and heart rate sensor provide an acceptable agreement for the measurement of rMSSD when compared with ECG. Smartphone PPG technology may be a preferred method of HRV data collection for athletes due to its practicality and ease of use in the field.
Habe auch unabhängige(?) Studien zu Apple Watch und ner anderen Uhr gefunden.
Zum Tragen über Nacht finde ich den Oura Ring am praktischsten; bin schwer am Überlegen, ihn zu kaufen. Auch um eine echte resting heartrate zu haben (vs. morgens nach dem Aufwachen, wenn man schon alle mögliche Gedanken hat). Für untertags werde ich mit dem Polar H7 Brustgurt experimentieren, den ich schon besitze (meiner liegt blöderweise daheim in Österreich, sodass sich das Experiment verzögern wird).
Hi Anna, hast du mittlerweile schon Erfahrungen mit dem Oura Ring gemacht?
Vielleicht noch als zusätzliche Frage (ich hoffe, du erlaubst, dass ich deinen Thread dafür nutze):
Prinzipiell gebe ich sehr sehr viel auf das eigene Körpergefühl. Vor allem, wenn es darum geht morgens zu evaluieren, wie ich mich fühle. Habe jetzt aber aus Interesse (und da meine Garmin 935 ja das Tool bereithält) täglich direkt nach derselben morgendlichen Routine die 3-minütige HRV-Messung gemacht. Interessant ist, dass sich ein gewisses Muster (in Relation zu meinem Trainingsplan) erkennen lässt, der Stresswert jedoch oft sich nicht mit meinem Gefühl deckt. Z.B. hatte ich Tage, da war der Wert moderat-hoch und ich fühlte mich prächtig und das (harte) Training ging wunderbar.
Andersherum aber auch. Da fühlte ich mich mächtig paniert und hatte, laut Uhr, sehr niedrige Stresslevel.
Hat hier jemand ähnliche/andere Erfahrungen gemacht?