Hoffnung, Abschied, Engelchen, Schock
Ich winke einen Kampfrichter, schildere mein Missgeschick. „Wenn ich nicht gerade erster werden möchte, solle ich weiter machen“, meint er, immerhin habe ich ja auch eine GPS-Uhr.
Also schwinge, schreibt sich so schön, in Wirklichkeit wäre es zutreffender ächze ich mich aufs Rad, sehe im Vorbeifahren kurz Herzblatt(wird noch wichtig und peinsam), quäle mich durch die winkligen, engen Holpergassen, lasse eine sich freundlich bemerkbare machende Sportlerin passieren, dann gelangen wir auf die eigentliche Rennstrecke. In einem Anflug von „jetzt ist eh alles egal“
, beschleunige ich, fahre mit dicken Gängen Aero bis mich der ungeliebte abermals eckige Feldwegabschnitt ausbremst. Ich sehe immer wieder bekannte Gesichter, die ich in der Ebene oder bergauf überhole, nur um bei der nächsten Abfahrt wieder eingesammelt zu werden.
Noch ist die Laune gut, es läuft. Bei einer langen, kurvigen Abfahrt, bei der man dummerweise ganz rechts aufgrund der Straßenbeschaffenheit kaum fahren kann, werde ich massiv und knapp überholt, die Lust sinkt. Als ich später auf einer langen eigentlich geraden Abfahrt mich ungebremst ins Tal rollen lasse, kann ich vor lauter Holperei und Seitenwind das Rad kaum noch in der Spur halten, letztlich heilfroh nicht gestürzt zu sein, verfliegt die Euphorie vollends
.
Dunkle Gedanken kommen auf: „War es das mit dem Triathlon? Werde ich zu peinlich für solche Wettkämpfe? Ich komme mir vor, wie ein kleiner Bub, der gerne mit den Großen mitspielen möchte, es aber nicht kann“.
Kraft schöpfe ich aus freundlichen Wiedersehen, scherze immer wieder kurz:“Bis zur nächsten Abfahrt“, werde wiedererkannt und auch freundlich aufgemuntert.
Endlich meldet sich auch Engelchen: „Lass das Gejammer! Wen interessiert, ob du etwas langsamer oder schneller bist. Du bist nicht mehr der Jüngste, hast MS und Heilbronn ist wirklich nicht leicht.“
Eigentlich hast sie recht. Auch ohne MS wäre eine Mitteldistanz früher ein unvorstellbarer Traum gewesen.
Und ich bin immer noch im Rennen um den Augenblick des „Ich kann noch“.
Mit Pampe gestärkt bremse ich in Runde 2 auf der windigen Abfahrt, meistere sie problemlos und abermals durch eine besonders liebe, mittlerweile gut bekannte junge Sportlerin aufgemuntert
, trete ich in die Pedale, rolle sicher heimwärts, winke sie in den engen Gassen kurz vor dem Ziel vorbei und finishe den Radpart.
Doch wo war Herzblatt? Normalerweise wartet sie an der Stelle kurz vor dem Absteigen. In 20 Jahren hatten wir uns bei einem Wettkampf noch nie verpasst. Da fällt mir siedend heiß ein Grund ein
.
Auweia, noch schlimmer als ein vergessener Hochzeitstag(zumindest wenn man dem Hörensagen Glauben schenken darf
).
Fortsetzung folgt.