So, mit einer Nacht drüber Schlafen fühle ich mich nun auch bereit, zu einem kurzen Erlebnisbericht meines ersten Triathlons; der MD in Limmer.
Ich habe super gut geschlafen, und da ich erst um 11:30 starten sollte, konnte ich auch ausschlafen und hatte morgens noch genug Zeit für ein gemütliches Frühstück und um nochmal meine Sachen durchzugehen.
Zwar war es mir um 9:30, als sich mein Mitstreiter und ich auf den Weg machten, schon viel zu heiß; aber das trübte Meine Laune in dem Moment nicht. Ich war freudig aufgeregt, mit einem leichten Hang zur Panik.
Als wir auf dem Gelände ankamen, ging es erstmal in die Wechselzone. Alles neu für mich; ich hab mir also erstmal in Ruhe angesehen, was die anderen da so treiben. Da gab es dann so kleine Irritationen wie: ja, die Radschuhe dürfen beim Rad stehen. Nein, die Socken aber nicht. Auch nicht in den Radschuhen. Ich richtete mich also in aller Ruhe ein, und beruhigte so langsam meine Nerven. Noch ein paar Happen zu essen, immer wieder ein Schluck zu trinken.
Eine dreiviertel Stunde vor Start war dann die Wettkampfbesprechung, der einige der Damen doch tatsächlich schon mit halb angezogenem Neo beiwohnten. Ich wäre den Hitzekollaps gestorben. Meinen Neo habe ich direkt bis zum Wasser getragen, dort angezogen, und bin dann sofort in den Kanal. Eigentlich die ideale Triathloneinstigesschwimmstrecke. Einfach nur geradeaus, das Wasser angenehm, kein Wellengang, halbwegs sauber. Das einzige was störte, waren die Unmengen an Wasserpflanzen; aber da ich die auch alle gesehen habe, hatte ich keine „Angst“ davor. Was ich beim Freiwasserschwimmen nämlich überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn mich irgendwo irgendwas berührt, und ich nicht weiß was es ist.
Pünktlich um 11:30 fiel der Startschuss, ich hab den Knopf auf meiner Uhr gedrückt, und bin losgeschwommen. Es ging sehr gesittet zu, und ich hatte sofort Platz, um mein Ding zu schwimmen. Ich bin ja im Wasser immer recht zeitlos, aber ich merkte recht schnell, dass das Kraulen (für meine Verhältnisse gut lief), und ich gar keine Ambitionen hatte, ins Brustschwimmen zu verfallen. Ich schwamm also so vor mich hin, und dann war auch schon die Boje da. Einmal drum rum, und den gleichen Weg zurück. Und während ich so schwamm, freute ich mich, dass alles so mühelos läuft, und dass es ja ideal ist, dass man sich im Kanal (der nicht so breit ist) gar nicht orientieren braucht, und ich, da ich sowieso nur nach links atme, einfach nur das Ufer im Auge behalten muss. Ich schwamm also munter weiter, immer am Ufer entlang als plötzlich: dong. Ich war gegen eine Wand geschwommen. Völlig panisch blickte ich mich um, und musste dann zu meinem Leidwesen feststellen, dass der Kanal keineswegs einfach nur schnurgerade war, sondern dass er eine Ausbuchtung hatte, die ich munter komplett geschwommen bin, weil ich mich ja so toll am Ufer orientiert hatte. Kein Plan, was mich dieser schöne Umweg an Zeit gekostet hat; er hat mich zumindest ziemlich aus dem Konzept gebracht, und ich schwamm hastig zurück zur Gruppe, und ärgerte mich über die Kanufahrer, die gefühlt alle anderen in die richtigen Bahnen lenkten, und denen scheinbar überhaupt nicht aufgefallen war, dass ich völlig falsch schwamm. Von da an wollte ich einfach nur zu Ende schwimmen, und hab mich tierisch über mich geärgert.
Das erste was ich also an diesem Tag gelernt hatte: Orientieren ist auch im Kanal sinnvoll. Ein Blick auf Google Maps im Vorfeld macht auch Sinn.
Kurz vorm Ziel überholten mich dann die ersten beiden gelben Badekappen (ich war blau), die 15 Minuten später gestartet waren. Da konnte ich dann schon abschätzen, dass ich wohl knapp über 40 Minuten unterwegs sein musste. Ein Blick auf meine Uhr bestätigte dies (41:irgendwas). Noch wunderte ich mich nicht darüber, dass meine Uhr irgendwie aber komische Werte anzeigte, aber egal, ich drückte den Rundenknopf und lief in die Wechselzone. Neo Ausziehen klappte gut, Schuhe an, etwas getrunken, ein Stückchen Energieriegel aus meiner Tupperdose gegessen, Gels eingepackt, und ab zum Rad. An der Linie, an der ich aufs Rad stieg wieder den Rundenknopf gedrückt, und losgefahren. Und es lief erstaunlich gut. Ich war ziemlich euphorisiert, hab die Hitze nicht gemerkt (obwohl sich beim Schwimmen leichte Kopfschmerzen angekündigt hatten), und bin gut gelaunt und mit ordentlich Tempo losgeradelt. Mit der eher bescheidenen Schwimmzeit, habe ich auch recht schnell einige Damen eingesammelt; wenngleich von hinten schon die Männer auf ihren Zeitfahrmaschinen einer nach dem anderen an mir vorbeirauschten. Die erste Radrunde lief super, zu super ehrlich gesagt, wie ich aber der Hälfte der zweiten Runde merken musste, bin ich viel zu schnell angegangen; obwohl ich das in dem Moment gar nicht gemerkt habe. Und ich hatte komplett vergessen, zu trinken. Ich hatte auch überhaupt kein Bedürfnis nach Flüssigkeit, und quälte mir ab und an ein paar Schlückchen rein, aber nur deshalb, weil ich es für vernünftig hielt. Mittlerweile verfluchte ich meine Uhr, die immer noch komische Sachen anzeigte. Keine Herzfrequenz, keine Rundenzeit, nur eine komische Gesamtdistanz, die sich mir irgendwie nicht erschließen konnte. Mein Fahrradcomputer verriet mir allerdings schon, dass ich ab km 45 mächtig abbaute. Ich habe etwas Gel zu mir genommen, und es mit Wasser runtergespült, aber davon wurde mir nur schlecht. Und zu allem Übel spürte ich meine Füße plötzlich gar nicht mehr.
OT: ist das normal? Haben das andere auch in den Rennradschuhen?
Kurz vor Ende der Rad“tour“ war ich körperlich ziemlich am Ende. Meine Muskeln funktionierten 1a, mir war nur schlecht, ich hatte Kopfschmerzen, und ich hatte wirklich Angst, vom Rad abzusteigen, weil ich mir sicher war, dass ich direkt auf dem Boden liege. Ich konnte mir beim Besten Willen nicht vorstellen, noch zu laufen. Aber: ich bin vom Rad runter und es ging halbwegs. Also, ab in die Wechselzone getrabt, und mich vor meinem Wechselhaufen zum Schuhe anziehen erstmal hingesetzt.
Was ich noch gelernt habe: bei einer Mitteldistanz macht Stress in der Wechselzone absolut gar keinen Sinn. Die 3 Minuten mehr oder weniger sind dann auch egal (mir wären sie es zumindest).
Einen Schluck aus meiner Wechselzonenflasche genommen; das Wasser war durch die pralle Sonne gefühlt am Kochen.
Und dann bin ich absolut k.o. losgelaufen. Oder eher getrabt. Von Laufen konnte nicht die Rede sein. Beim ersten Verpflegungspunkt ist mir wieder eingefallen, dass ich in den letzten knapp 4 Stunden nichtmal 1 Liter Wasser zu mir genommen hatte, und dass ich mich als ob meines desolaten Zustands nicht wundern brauchte. Ich bin dann stehen geblieben, und hab in Ruhe zwei Becher Wasser ausgetrunken. Dazwischen etwas Gel genommen. Und dann bin ich weiter getrabt. Und getrabt. Und getrabt. Und gegangen. Die komplette Laufstrecke ähnelte eher einer Wanderstrecke. Ich hatte keine Ahnung wie weit, oder wieviel Zeit schon vergangen war. Mir war einfach nur schlecht, schwindlig, und mein Kopf tat furchtbar weh. Und irgendwann bin ich einfach rechts von der Strecke gegangen, ein Stück weggegangen und hab mich übergeben. Und bin einfach fernab der Strecke weggelaufen. Da hatte mein Kopf schon völlig abgeschalten.
DNF. Ich ärgerte mich tierisch. Über mich selbst.
Ziemlich konsterniert ging ich dann irgendwo durch Limmer zurück zum Wettkampfgelände. Hab mich dort ins Gras gelegt und die Augen zugemacht.
Als es mir körperlich etwas besser ging, und ich dann am Zielbereich auf meine Begleitung gewartet habe, die irgendwann eintrudeln musste, kam der richtige psychische Knick: alle da sind ins Ziel gekommen. Und waren glücklich. Manche sind den letzten Weg mit ihren kleinen Kindern an der Hand gelaufen. Alle k.o. Aber alle haben es geschafft. Ich fühlte mich wie der letzte Versager. Und konnte überhaupt nicht mehr verstehen, warum ich einfach aufgegeben hatte.
Auch jetzt wurmt es mich sehr. Daran ändert auch die Tatsache, dass ich nur eine von 60 Athleten war, die nicht ins Ziel kamen.
Den einzigen Vorteil den ich gerade daraus ziehen kann: dadurch dass ich so erschöpft war, habe ich heute nichtmal Muskelkater oder sonstige Schmerzen. Ich fühle mich allgemein nicht ganz so fit wie sonst, aber ansonsten merke ich von gestern nichts. Dann kann ich wenigstens umso früher ins Training einsteigen.
Ah, und als ich abgebrochen hatte, hat sich auch das Uhrenrätsel gelüftet: ich hatte den falschen Sportmodus an der Uhr ausgewählt.
Und meine Uhr dachte, ich hätte die komplette Zeit Bahnenschwimmen gemacht. Das erklärt die fehlende Herzfrequenz, Distanz und Pace. Beim nächsten Mal bekomme ich auch das hin.
Ich hab gestern ein Menge (!) gelernt, und muss das nun irgendwie als doofe Erfahrung abhaken.