Es gab früher einen amerikanischen Radiosender, den ich als Junge immer gehört habe, weil auf Bayern 3 keine ordentliche Musik lief und da kam einmal pro Woche ein Bericht, der die wahren Hintergründe einer Geschichte „offenlegte“.
Der Sprecher erzählte etwas, was man so landläufig kannte (oder zumindest der normale Ami) und dann kam der legendäre Satz:
„And now to the rest of the story …“ - hier kam dann raus, was wirklich dahinter steckte - und so mache ich das jetzt auch …
The rest of the story
Als ich am Dienstagnachmittag nach der kurzen Radeinheit zum Laufen wollte, war mir sofort klar, dass im linken Knie was massiv nicht stimmte, nicht so, wie in den Wochen davor, wo es immer mal wieder im Meniskus gezwickt hat, nein, ernsthaft.
Mittwoch war Ruhetag und donnerstags stand noch eine kurze Auflockerungseinheit auf dem Plan, die vom Rad her ordentlich ging, doch beim Laufen dasselbe wie am Dienstag: Schmerzen bei jedem Auftritt.
War ich die letzten drei Monate Power pur, so entwich diese Energie innerhalb von Minuten, ich schrieb meiner Frau, dass ich unter normalen Umständen nicht starten würde (boah, habe ich da ein paar Antworten kassiert!
).
Abends nach zwei kleinen Gläsern Rotwein auf der Pastaparty ging es wieder und nach meiner ersten Voltaren-Tablette in meinem Leben (100mg) vor dem ins Bettgehen (gesponsert von dem Triathlon-Pärchen) wachte ich am Freitagmorgen auf und das Entzündungsgefühl im Knie war tatsächlich weg.
Langsam kehrte die positive Kraft zurück, und ich fuhr spätnachmittags guter Dinge mit den Sachen zur Wechselzone, checkte ein, ging 25min gemütlich nach Hause und dachte mir, jetzt laufe mal ganz vorsichtig die restlichen Meter zum Bungalow:
Keine Veränderung, Schmerzen im Knie, keine Ahnung, wie das morgen 42 Kilometer lang funktionieren soll.
Ich sag’s nur ungern (weil's dann wieder heißt: "DAS mit den Intervallen haben wir ja schon immer gesagt, die sind des Teufels Werk!" ...
), aber ich befürchte, es kommt von den kurzen 10x30sec-Intervallen auf dem Rad.
Natürlich bin ich die weder volle Kanne noch mit extrem dickem Gang gefahren, doch meine Vermutung ist, dass ich das soundso schon lädierte Knie (aber nach Kernspin im Februar vom Arzt für den Marathon freigegeben) an irgendeiner Stelle weiter malträtiert habe.
Ein weiteres Kernspin übernächste Woche wird hoffentlich im Vergleich zeigen, was passiert ist.
Nun war ich aber aufgrund der Drohungen meiner Frau und der Exponiertheit dieses Blogs in einer denkbar ungünstigen Position, was ein DNS betraf - ich MUSSTE starten und ich MUSSTE finishen, egal wie …kreisch!
So ging ich also leicht geknickt zum Abendessen, aß einen Teller bisserl Nudeln mit Soße, bisserl Reis mit Pilzen, bisserl Kartoffeln, paar Tomaten und als Nachtisch ein paar Sahnetörtchen, die es schon ein paar Mal hier gegeben hatte.
Nun isst die Triathletin des Triathlonpaars hier im Hotel in den Wochen/Tagen vor dem WK prinzipiell nichts, was sich irgendwie „infizieren“ könnte, also alles, was mit Eiern, Sahne etc. gemacht wurde. Woran ich mich nach meiner Durchfallnacht die Woche davor auch hielt und z. B. seitdem auf das Aioli zu den Kartoffeln verzichtete.
Ich ging heim, konferierte mit meiner Frau per Whatsapp über meinen Frust wg. des Knies (denn meine Sorge war, dass das schon bei Radeln ein Problem darstellen könnte) und dachte mir so um halb neun: was grummelt da eigentlich so in meinem Bauch und warum muss ich das Essen so massiv aufstoßen?
Mein Körper reagierte schon immer blitzschnell, wenn er was im Bauch hat, was nicht gut ist - die Signale waren eindeutig.
Da ich noch mal so eine Durchfallnacht um jeden Preis verhindern wollte, war die Behandlung simpel:
Verdünnen.
Also trank ich anderthalb Liter Wasser, nahm zwei klassische Kohle- und zwei Birkenkohletabletten, machte mir nochmal einen halben Liter heißes Wasser (das hilft bei mir oft in diesen Fällen), legte mich ins Bett und hoffte.
Wie in solchen Fällen üblich ist dabei mein ganzer Körper involviert, das erste T-Shirt war daher um 1.00, das zweite um 3.00 Uhr komplett nass geschwitzt.
Danach konnte ich übrigens nicht mehr einschlafen, was schade war, denn die anderthalb Stunden Schlaf hätte ich gerne noch mitgenommen.
Ich hatte zwar nach dem Aufstehen weiter ein Ziehen im Bauch, aber ich hatte die Schüssel vermeiden können - das war das Wichtigste.
Zum Frühstück gab’s die letzte Kohletablette, vier Scheiben Weißbrot mit Butter + Honig - und für den WK war klar, dass ich nicht nur zwei Kekse brauchen würde, sondern mehr (in Summe waren es dann sechs), um dem Magen eine solide Basis zu geben, bevor die Energielösungen kamen.
Kurz, es gab wieder das Übliche bei mir: „Drama, Baby!“
(Daher auch der Hinweis auf „Die Spiele mögen beginnen.“)
Der Wettkampf - die Vorbereitung
Ich bin vor WKs noch entspannter als sonst, denn nun liegt nichts mehr in meiner Hand, warum also aufregen?
Wir waren um kurz nach halb sechs in der Wechselzone, die schon gerammelt voll war, wie die Dixies leider auch …
Es ist noch dunkel, es gibt Athleten, die sind hochkonzentriert, komplett stumm, andere reden sich die Aufregung von der Seele, die Supporter hängen an den Zäunen und versuchen, ihre/n Liebste/n (oder die/den betreute/n Athlet/in) zu sehen.
Bei mir sind die Abläufe weitgehend automatisiert, um 6.40 ging ich für fünf Minuten ins Wasser, eher plantschen als schwimmen, Neo aufwärmen …
- und um ca. 6.50 Uhr stand ich in der Box in xter Reihe und dachte mir: wieso ist der Durchgang nur 10-15m breit? Wieso öffnen die nicht ein viel größeres Stück für den Start, dann wäre das Geprügel und Getümmel um 80-90% geringer?
Egal, auch das war jetzt nicht zu ändern.
So stand ich also im sich aufhellenden Morgen, schaute aufs Meer hinaus und dachte:
Jetzt geht’s also los.
Nach drei tollen Trainingsmonaten, zehn tollen Trainingstagen und vier denkwürdigen = typischen Michel-Tagen stehst Du hier, jetzt ist payday, jetzt zahlt sich aus, was Du gemacht hast und gleichzeitig bezahlst Du für eventuelle Fehler oder Probleme.
Ich freute mich darauf.