Es war an der Zeit, etwas Geld in die Hand zu nehmen, damit Wim Hof seine neue Villa schuldenfrei bauen kann.
Ich habe die Wim Hof Method App gekauft. 180 Euro für das 10-Wochen-Programm wollte ich ihm nicht in den Rachen werfen, aber 3,93 Euro incl. MwSt. für eine App hielt ich für eine vertretbare Investition.
Was kriegt man für das Geld? Die Durchführung der Übungen wird in Schriftform und Videos erklärt, dann gibt es Videos, die einen während der Durchführung anleiten, eine Stoppuhr für die Atemübungen und ein generelles Tracking mit Kalender um den Fortschritt festzuhalten. Nichts Weltbewegendes aber handwerklich relativ solide gemacht, man hat alles kompakt zusammen und für den Preis ist das okay.
Angeregt von den beruhigenden Worten des Meisters, der hinsichtlich der kalten Duschen sagt, man solle sich langsam hineinfinden und einfach am Ende des warmen Duschens jeden Tag eine etwas kühlere Runde anschließen, habe ich meinen ersten Versuch in dieser Richtung unternommen. Überraschenderweise endete er damit, dass ich tatsächlich ca. eine halbe Minute kaltes Wasser über meinen Körper laufen lies - so kalt wie es die Karlsruher Stadtwerke hergeben - und es nicht besonders schlimm fand. Eigentlich fand ich es sogar super - weil es eben nicht so furchtbar war, wie ich vielleicht erwartet hätte. Am Schluss war es dann so, dass sich mein Kopf, den ich ziemlich geschont hatte, ungewöhnlich heiß anfühlte und ich ihn zur Abkühlung noch kurz kalt "nachduschen" musste.
Vieles ist tatsächlich eine Frage der Einstellung und abhängig davon, ob man den starken Drang verspürt etwas zu tun oder eine starke Abneigung dagegen hat. Ich will ganz ehrlich sein: Dafür hätte ich Wim Hof nicht gebraucht. Ohne ihn wäre ich aber auch nie auf den Gedanken gekommen, solche Experimente zu machen.
Ich habe es nicht formal festgelegt aber es läuft auf diese beiden Punkte hinaus:
Ich möchte sehen, ob ich als alter Warmduscher auch ohne jahrelange Übung dahin komme, ohne Kälteschock in kaltem Wasser schwimmen zu können.
Ich möchte herausfinden, ob ich darüber hinaus durch die Übungen eine wie auch immer veränderte Körperwahrnehmung entwickle.
Darüber hinaus treibt mich einfach die Neugierde und ich möchte am eigenen Leib erfahren, ob es Humbug ist, was da verkauft wird.
Ach ja: Im Zusammenhang mit Triathlon erwarte ich gar nichts, weil mir dazu aktuell zwei Sportarten fehlen.
Also ich steh dazu, bin Warmduscher und das bleibt auch so. Mein Gemächt wird nicht länger nur weil ich kalt dusche...eher das Gegenteil...
Trotzdem kann ich ein gewisses Interesse an deinen Erfahrungen nicht leugnen.
1. Ich betreibe im Winter regelmäßig Eisbaden in Abwechslung mit Sauna. Hier in Frankfurt hat es da ein nettes Spa. Also ja, das lernt der Körper. Um mir zerebral in den Arsch zu treten und so der Kälte länger zu widerstehen, brauch ich aber keinen Wim. Spätestens wenn die Lippen blau werden, solltest du aber raus aussem Wasser...
2. Da deine Synapsen jetzt darauf eingestellt und somit auf Erwartungshaltung programmiert sind, wirst du ziemlich sicher eine, wie auch immer geartete, veränderte Körperwahrnehmung entwickeln. Das bekommst aber auch mit Yoga, x-beliebiger Atemübung(ich empfehle da autogenes Training), und/oder x-beliebiger bewusstseinsveränderten Substanz hin. Mit einer Ketodiät ebenso.
Viel Spass und erzähl mal. Vielleicht lad ich mir die App auch mal als Jux runter...
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Wenn man denkt man wäre fit und macht dann seinen ersten Triathlon...
...Herz:"bist du bekloppt?"...Hirn:"quäl dich du Sau!"...Beine:"gib mir Tiernamen!"
Ich betreibe im Winter regelmäßig Eisbaden in Abwechslung mit Sauna.
Da haben wir es schon - beides eigentlich komplett undenkbar für mich.
Ich gehe vielleicht aus Geselligkeitsgründen, wenn ein alter Spezi zu Besuch kommt oder ich selbst zu Besuch bin, einmal im Jahr in die Sauna. Ansonsten ist mir das viel zu heiß. Und trotz Sauna empfinde ich den kalten Guß danach als Tortur.
Zitat:
Zitat von Triathlonator
Das bekommst aber auch mit Yoga, x-beliebiger Atemübung(ich empfehle da autogenes Training), und/oder x-beliebiger bewusstseinsveränderten Substanz hin. Mit einer Ketodiät ebenso.
Vermutlich. Oder sogar sehr wahrscheinlich. Aber da müsste ich erst lange aktiv suchen und den entsprechenden Wunsch haben. Wim Hof habe ich durch Zufall entdeckt ("Something-Hoff blablabla"*, "Like Wim-Hoff, hahaha"... Was zum Teufel ist "Wim-Hoff"? - Google angeworfen, einen Menschen im Eiswasser gesehen, so ging es los.) und war gleich so interessiert ("Yes! I can teach you! Immediately!"), dass ich zur Tat schreiten wollte. Einen unverhofften derart drängenden Impetus sollte man ausnutzen, speziell wenn man wie ich eher zur Lethargie neigt.
*Ich will jetzt niemanden dazu verführen, den Podcast anzuhören. Falls es doch jemand tut: Die von Dominic Latella vorgeschlagene Form der Atemkontrolle (z.B. keinen stetigen Luftaustausch, d.h. Pause vor dem Ausatmen, und dann größenordnungsmäßig nur 10% ausatmen) schien mir für mich aus meiner bisherigen Erfahrung heraus nicht erstrebenswert. Ich habe es aber auch nicht ausprobiert.
Autogenes Training habe ich vor vielen, vielen Jahren mal selbst anhand eines Buches ausprobiert und habe keinen Zugang dazu gefunden. Ich hätte vermutlich jemanden gebraucht, der mich anleitet. Ich habe als permanent klammer Primaner aber lieber mein Geld in die Kneipe getragen, wenn ich mich recht erinnere.
Zitat:
Zitat von Triathlonator
Viel Spass und erzähl mal. Vielleicht lad ich mir die App auch mal als Jux runter...
Danke! Den Inhalt der App kann man sich selbstverständlich anderweitig zusammensuchen; ich finde es aber praktisch, das nicht tun zu müssen und das war mir die paar Kröten wert. Ich mag es, wenn etwas Struktur vorgegeben ist. Es gibt Leute, die schreiben sich zum Beispiel gerne selbst Trainingspläne und wälzen dafür Literatur ohne Ende. Für mich sieht das doch sehr nach Arbeit aus, für die man mich eigentlich bezahlen müsste, deswegen lasse ich es bleiben.
Und gerade der sehr schnelle Atemrhythmus ist etwas, bei dem ich dankbar bin, wenn man mir auf die Sprünge hilft. (Ja, ein Metronom hätte es auch getan, aber das hört nicht nach der richtigen Zahl von Schlägen auf und sagt mir dann, was ich jetzt tun soll. Kleinigkeiten halt.)
klar kann man sich alles irgendwo zusammensuchen. Und sich auch aufs kalte Duschen mental selbst vorbereiten. Geht alles.
Aber da bin ich bei Schnodo, warum sollte man das tun wenn es schon jemand vor einem getan hat.
Das mit der Sauna kenne ich. Die kalte Dusche danach empfinde ich auch jetzt noch als echten Spasskiller. Kalt duschen nach dem normalen Duschen geht aber gut.
Auch im kalten See schwimmen kriege ich ganz gut hin. Friere aber beim normalen Schwimmen oder so im Alltag ziemlich schnell. Hab lieber ne Jacke mehr an als eine zuwenig.
Danke! Heute habe ich 45 Sekunden kalt geduscht (nach der warmen Dusche). Ich frage mich, warum ich mich vorher wegen ein wenig kaltem Wasser so verrückt gemacht habe. Wenn man sich darauf einlässt, ist das echt kein Ding.
Unglaublich, wie sich manche Dinge im Lauf der Zeit in der eigenen Vorstellung verhärten ("eine kalte Dusche ist etwas, das ich nur unter größter Überwindung aushalten kann"), so dass nicht einmal der Ansatz eines Zweifels aufkommt.