So Kinnners, bin gerade eben zurückgekommen und ........... wir haben es geschafft !!!!!
Da es sich ja um eine relativ ungewöhnliche Sache handelte, habe ich mal einen ausführlichen Roman verfaßt, wo ich aber auf die Schnelle bestimmt noch einiges vergessen habe:
War mal ein völlig neues "Erlebnis", was ich aber nie wieder machen möchte. Ich dachte mir schon, daß es knüppelhart wird, aber die Realität war tausendmal schlimmer. Wir sind alle zusammen um 14:00 Uhr gestartet. Es gab keinen festen Zeitplan unsererseits und auch keine Vorgaben, wann Pausen gemacht werden können/sollen und auch nicht wie lang die sind. Jeder hatte also seinen eigenen Plan (oder gar keinen), wie er das für sich handhaben will. Da ein Rutschvorgang ca. 1:30 dauert und 640 Vorgänge im Schnitt zu absolvieren waren, war durchnittlich pro Person 960min. zu rutschen, was 16 Stunden entspricht. Ergibt also 8 Stunden Pause (wenn man will....). Ist zusammen eine rechnerisch schön einfache Relation von 2:1. Einige wollten 8 3er-Blöcke machen (2 Stunden Rutschen, 1 Stunde Pause), andere 12 2er (1:20 Rutschen, 40 min. Pause) usw.
Soweit zur Theorie.
In der Praxis sah alles ganz anders aus. Die meisten wollten sich für die Nacht ein Sicherheitspolster verschaffen, um nicht durchrutschen zu müssen, sondern ein wenig schlafen zu können. Ich selbst wollte eigentlich mit 5-6 Stunden beginnen, da man ja noch frisch ist, und hintenraus kürzer werden. War aber genau umgekehrt: 2,5 Stunden - 3 Stunden - 4 Stunden - Schlafen - 8 Stunden (!). Als ich in meinen Schlafsack kroch, hatte ich 400 Turns absolviert und das beruhigende Gefühl im Hinterkopf, die 250 restlichen auf einer Backe abzurutschen.
Weit gefehlt. Dadurch, daß einer mit Gehirnerschütterung ausfiel, mußten alle anderen ja weit mehr als den üblichen Durchschnitt leisten. Da auch das Trainingslevel recht unterschiedlich war und nach anfänglicher relativer Ausgeglichenheit größere Unterschiede deutlich wurden, blieb die größte Last davon auf 6 Schultern verteilt. Also war heute im Gegensatz zu gestern, wo auch nach kürzeren Blöcken mal 30min. Pause gemacht wurde, um sich mal richtig abzutrocknen und ein wenig hinzulegen oder massieren zu lassen, Dauerbetrieb angesagt, nur unterbrochen von Pausen von 5-10min., um sich mal Ruhe und Zeit zu nehmen, zu essen und zu trinken und nicht wie an einer Verpflegungsstelle eines Triathlon im Vorbeigehen irgendwas zu erhaschen und auch in Bewegung zu verdrücken. Da mir bereits die erste Session von 2:30 gestern schwer fiel, habe ich nicht den Hauch eines Schimmers, wie ich das heute 8 Stunden am Stück gemacht habe. Sicherlich hilfreich war, das Helfer und Besucher in den letzten 3 Stunden dermaßen "Alarm gemacht haben", das man gar nicht anders konnte, als robotergleich weiterzumachen.
Klasse war auch (und das war auch einer der Punkte, sich trotz der monotonen Stupidität der Endlos-Wiederholung zusammenzureißen), daß
jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten wirklich
alles gegeben hat und so eine sehr starke Solidarität aufkam, auch im Sinne des Gemeinschaftsziels voll mitzuziehen. Zusammen mit der Motivation von außen sind wir da so gepusht worden, daß nach gewissen Zweifeln am Gelingen des Projekts in der Endphase die Leute wie gestört die Treppe raufgestürzt sind
, so daß wir das Ding schon eine Stunde vor Zeitablauf im Sack hatten
Allgemein lag die größte Herausforderung (zumindest für mich) sowieso nicht im Treppensteigen. Sicher, auch da werden nach Stunden die Beine etwas dick, aber es ist rein gar nichts gegen die mentale Herausforderung. Immer wieder die gleiche Betonwendeltreppe hoch, nur um sich in dieses grauslige Rohr zu schwingen (wie schon erwähnt: 1. sehr kurvig, und zwar unrhytmisch mit sanfteren und schäferen Kurven; 2. 80% stockdunkel, da schwarz beschichtet), das einen dann in das Auffangbecken ausspuckt, nicht ohne Begleiterscheinungen wie Chlor-Wasserschwälle in Augen und Nase. Dazu ständig nasse Klamotten und Haare, die Füße und Hände trotz Neopren(hand)schuhen und Vaseline aufgeweicht und verschrumpelt. Fein waren auch die asymmetrische Belastung der Beine durch die rechtsdrehende Wendeltreppe und die Finger voller Blasen vom unterstützenden "am-Geländer-hochziehen", was die Beine doch entlastet hat. Dazu muskuläre Dauerbeanspruchung von Bauch- und Nackenmuskeln (leichtes Kopfanheben in Rutschphase in Liegeposition; seitliche Fliehkräfte in den Kurven). Hört sich vielleicht alles pillepalle an, aber nach dem 348sten Durchgang merkt man das ganz anders. Ich bin mal gespannt, wie ich morgen aus dem Bett komme, da ist es bestimmt schlimmer als heute.
Gemessen wurde das Ganze übrigens durch eine Lichtschranke, die jeder nach Verlassen des Beckens passieren mußte. Zusätzlich war eine Batterie von 10 Schaltern installiert, auf die jeder entsprechend seiner Nummer nach jedem Rutschvorgang draufgedrückt hat. Alles war an einen Laptop angeschlossen, der über eine Beamer die ganze Rutschstatistik (absovierte Einheiten pro Teilnehmer, dgl. des Teams, Soll/Ist-Vergleich, prozentualer "Erreichtheitswert", Rückwärtszähler des Teams ausgehend vom bestehenden Weltrekord usw.) an eine Leinwand geworfen hat. Zusätzlich zur Technik wurde alles noch durch manuell geführte Strichlisten doppelt abgesichert.
Auch der sonstige logistische Aufwand war nicht ohne (Essen, Trinken, Verbindung zur Hallenbadküche für Sonderwünsche, Ruheraum, Schlafmöglichkeiten, Absperrungen, Musikanlage, 2 Masseure mit Massagebank u.v.m.). Der ganze "Betreuerstab" waren mindestens nochmal 20 Personen.
Hoffe, das war interessant für Euch
Gonzo
P.S.: die Frage mit dem Durchrutschen der Bekleidung --> jeder hatte an den entsprechenden Stellen eine ca. 2mm dicke Teichfolie draufgenäht, die sich nicht durchrutschen kann.