Mega, Danke für die Bilder! Blauer Himmel war offensichtlich auch dabei, passt doch. Dass man das Wetter am Polarkreis noch weniger planen kann als in gemäßigten Breiten macht die ganze Sache ja nochmal faszinierender, wenn man dann mal Top-Bedingungen hat ist es umso eindrücklicher wenn man auch das andere kennt.
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Grüße
Tri-K
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slow is smooth and smooth is fast
swim by feel, bike for show, run to win
… wenn schon am Kapern und es um eine Kombination aus 3 Rennen geht:
… bleibt noch der letzte Teil, wahrscheinlich das anspruchsvollste der drei Rennen: der Ultra, 100 Meilen, gespickt mit ein paar Höhenmetern.
Eigentlich ein Hochgenuss, die Lofoten fast komplett von West nach Ost zu durchqueren, abwechslungsreich entlang traumhafter Strände und über den ein oder anderen Berg. Die Aufgabe, das in maximal 38 Stunden zu absolvieren? … ambitioniert, für mich immer noch unverständlich, das zu schaffen, komme ich eigentlich so gar nicht aus der Ultraläufer Ecke.
Der Weg zum Erfolg führt sicher über eine gute Streckeneinteilung, das richtige Pacing, eine gute Ausrüstungswahl, Glück bei der Verpflegung und reichlich Trittsicherheit und Gelassenheit was wechselnde Wetterbedingungen angeht:
Auf dem Weg zum Start, den man nach Busfahrt von Svolvaer nach Reine und netter Fahrt mit der Elektrofähre in den Fjord erreicht. Das Wetter vielversprechend und die ersten Kilometer ein Traum, wenn auch mit steilen Anstiegen gepaart. Belohnt wird man mit dem unglaublichen Ausblick auf Traumstrände:
Die ersten 40km sind nicht unanstrengend, aber technisch noch recht einfach, dann wird es nach Aussage des Rennleiters „a little bit technical“ geht die Strecke entlang der Küste mit felsigen Abschnitten, teils ausgesetzt und ab und an kommen auch die Hände zum Einsatz.
Belohnt wird man mit netter Verpflegung und seinem ersten „Special-needs-bag“ bei Kilometer 56. Ein nicht unerheblicher Teil der Teilnehmer beendet da das Rennen.
Schön, die ersten Abschnitte bei schönem Wetter zu absolvieren, nicht nur, weil die Aussicht besser ist, sondern die felsigen Abschnitte bei Nässe nicht einfacher werden.
Nach der Verpflegung eine spannende Erfahrung, durch einen Tunnel unter dem Meer zur nächsten Insel zu gelangen (bei Regen sehr angenehm, man bleibt trocken ) und bereits in der Nacht - es bleibt zum Glück immer hell - hüpft man an der Küste entlang von Stein zu Stein, bevor es auf einen längeren Straßenabschnitt geht.
Etwa alle 20 Kilometer erreicht man eine Verpflegungsstation, die gut ausgestattet sind und v.a. mit wahnsinnig netten Personen, die hochmotiviert sind, alles zu tun, dass es einem gut geht.
Am frühen Morgen der Blick auf Unstad (3. Bild), ein weltbekanntes Surf-Mekka, im Wissen dort knapp die ersten 100 Kilometer geschafft zu haben und mit Mega Verpflegung (sensationelle Zimtschnecken) versorgt zu werden. Leider hatte der Wetterbericht recht und das Wetter änderte sich komplett - er die nordischen Wetterverhältnisse kennt, hat eine Vorstellung, was das bedeuten kann: Regen, Sturm, Kälte …
… schwer sich wieder zu motivieren, den angenehmen Ort des Arctic Surf zu verlassen und entlang des ausgesetzten Küstentrails weiterzulaufen. Nach 22 Stunden Renndauer begann leider wie angekündigt der Regen. Kurz darauf die nächste Verpflegungssation mit dem 2. Special needs bag - besonders schön dabei in frische Socken und Schuhe zu schlüpfen - man freut sich über die kleinen Dinge.
Die nächsten 15 Kilometer gingen über eine Bergkette. Da es mittlerweile ziemlich regnete und stürmte, war die Gore Regenkombi das Mittel der Wahl. Netterweise hatte ich einen erfahrenen Läufer bei mir und zu zweit ist es in ausgesetztem Gelände im Sturm etwas angenehmer, insbesondere, wenn man vereinzelt auf das GPS zurückgreifen muss, weil das nächste Fähnchen im Nebel nicht gleich sichtbar ist. Meine norwegische Begleitung hat das Rennen zum 5. Mal absolviert und aus seinen vorausgesagten 5h für die Überschreitung wurden dann etwa 3:45h … Belohnung: eine warme Suppe und Getränke an der nächsten Verpflegungsstation.
Das Wetter wurde zunehmend schlechter, zum Glück war die Strecke zur nächsten Verpflegungsstation der Straße entlang und relativ flach, im Sturm und Regen trotzdem unangenehm genug und die Überquerung der Brücken zur Herausforderung: wir habe ein Arm am Brückengeländer eingehängt, so hat es gestürmt.
Bei Kilometer 140 leider eine kleine Enttäuschung, auch wenn die Entscheidung der Orga goldrichtig war: aufgrund der Wetterverhältnisse wurde die Strecke geändert, wir waren die ersten, die nicht mehr über die letzte Bergkette laufen durften, stattdessen über weite Stecke der Straße entlang in Richtung Svolvaer laufen mussten, dafür wurde die Strecke 7Kilometer länger.
…. nur noch 31 Kilometer bis zum Ziel …. Kein Spaziergang, war ich mittlerweile trotz guter Ausrüstung ziemlich ausgefroren, aber nach der Renndauer und in dem Wetter bleibt nicht so wahnsinnig viel Wärmereserve. Nicht leicht, die nicht enden wollenden Kilometer der Straße zu folgen
Zuletzt habe ich an den kleinen Anstiegen noch etwas das Tempo erhöht, in der Hoffnung, dabei etwas wärmer zu werden.
Die letzten 5 Kilometer wie im Rausch fast komplett gelaufen, um den Ort des Begehrens zu erreichen:
Ein unglaubliches Gefühl, das Ziel zu erreichen. Ich hatte einen wunderschönen Empfang durch meine 2 Begleiterinnen, die mich in den ersten 11 Stunden des Rennens super unterstützt haben (Treffpunkte an verschiedenen Verpflegungsstellen) und dann selbst noch auf einer kürzeren Strecke erfolgreich gestartet waren.
Ein toller Lohn nach vielen Trainingsstunden, die irgendwie im Alltag organisiert werden müssen und nach einem beeindruckenden tollen Rennen.
Was bleibt sind die unendlich vielen Erlebnisse, die man auf den Lofoten mit tollen MitstarterInnen und einem phantastisch netten Orga- und Verpflegungsteam teilen darf, gepaart mit einer unendlich schönen Landschaft.
Unglaublich der Streckenrekord, der vor einigen Jahren von Halvard Schjøllberg in unter 21 Stunden aufgestellt wurde.
Weitere Infos wie immer auf den Seiten des Arctic Tripple (thearctictriple.no) oder einfach hier anfragen …
(Originalstrecke 166km/7000Hm - auf meiner Suunto hatte ich bei geänderter Streckengführung da. 180km/5500Hm).
Fazit: wie bei allen drei Rennen eine absolut empfehlenswerte Veranstaltung, man darf ein bisschen Erfahrung mitbringen, sich freuen, dass es ein organisierter Abenteuertag und nicht ein Rennen gegeneinander ist und das Mitbringen von ein bisschen norwegischer Gelassenheit kann angesichts dessen, was einen dort im Norden erwartet, ein wichtiges Puzzleteil zum Erfolg sein.