Dass Du die fundamentalen (vollkommen divergierende) Werteeinstellungen der beiden geschilderten Menschen zum Leben, zur Demokratie und zu den Menschenrechten aus dem Begriff der "kulturellen Identität" herausnimmst und einfach als persönliche Unterschiede klassifizierst, erstaunt mich, und das zugunsten der Musik, des Kleidung, des Sonntagsbraten und der örtlichen Feste. Darf ich daran bei Gelegenheit wieder erinnern, z.B. wenn es um die Gleichberechtigung von Mann und Frau geht
Darfst Du, wobei ich nicht verstehe, was das eine mit dem anderen zu tun hat. wir wissen nicht, ob die beiden Mädels aus Deinem Beispiel unterschiedliche Vorstellungen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau hatten - evtl. ja, evtl. nein. Menschen aus einer Kultur können eben sehr verschieden sein, das ist in jedem Land so. Nur in Ländern wie Nordkorea oder dem 3. Reich ist es riskant, diese Unterschiede zu zeigen oder auszuleben.
Zitat:
Ich würde diese Erwartung als Assimilation und nicht als Integration bezeichnen. Ich meine, die Bürger eines Landes können auch durch die Migranten neue Sachen kennen lernen.
Natürlich vermittle ich gerne auch einiges aus meiner Heimat gerne - aber nicht in dem ich eine Lebensweise führe, die hier auffällt und aneckt. Z.B. auch wenn ich gewisse Vorstellungen habe, wie für mich sinnvoller Deutschunterricht aussehen sollte, und ich darüber auch gerne mit Bekannten spreche - ich würde nie in der Schule fordern, daß der Unterricht an meine Vorstellungen oder für mein Kind speziell angepasst wird. Integration ist auf lange Sicht (1 - 2 Generationen) fast wie Assimilation, mit dem Unterschied, daß man sich der Wurzeln bewußt bleibt, und kleine private Reste der alten Kultur ím Privaten lebt und weitergibt, während Assimilation eine komplette Aufgabe des Alten bedeutet.
Aber ich habe den Eindruck, wir driften arg vom Thema weg, ausgehend von einer Bemerkung zu Ursachen der Abwendung vieler Menschen von den etablierten Parteien und deren Flüchtlingspolitik, was m.M.n. mehr an begründbaren kulturellen Verlustängsten als an wenig begründbaren finanziellen liegt. Der Rest der Diskussion würde besser in ein Thread zu Migration, Integration, Interaktion zwischen Kulturen passen, da es um Begriffsdefinitionen und unterschiedlichem Verständnis dieser geht, nicht um die Politik.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Also wenn ich es richtig verstanden habe hast Du über Gewalt durch kriminelle Vereinigungen geschrieben. Das gehört doch auch zur christliche abendländischen Kultur. Mafia Strukturen sind doch nicht so ungewöhnlich für unser Land.
Kriminelle Vereinigungen die in einem anderen Land aktiv sind und nicht nur der Sprache wegen ausschließlich Landsleute teilweise extra da hin holen. Wenn du schon einmal mit Ex-Jugos zu tun hattest oder gar eine Meinungsverschiedenheit hattest, ob Mafia oder nicht, dann weißt du was ich meine…. Ich vermute aber, dass es bei dir nicht der Fall ist und du Kroatien und die Gastfreundschaft vom Radfahrurlaub her, berechtigt, als sehr angenehm empfindest..
Die Jugoslawen haben das Rotlichtmilieu vom Boxermanni übernommen, weil sie bezüglich der Fähigkeit Gewalt anzuwenden im average viel breiter aufgestellt sind als der moderne Mitteleuropäer....
ausgehend von einer Bemerkung zu Ursachen der Abwendung vieler Menschen von den etablierten Parteien und deren Flüchtlingspolitik, was m.M.n. mehr an begründbaren kulturellen Verlustängsten als an wenig begründbaren finanziellen liegt.
Wer sind denn die etablierten Parteien?
Haben etwa CSU und FDP gleiche Ansichten zur Flüchtlingspolitik?
Was ist mit der Linken?
Was wird einem Bürger in Bautzen, Freital, Dresden und Heidenau genommen wenn dort nach einem festgelegten Schlüssel Flüchtlinge untergebracht werden/wurden?
Was wird den Menschen in den Teilen Deutschlands, in denen die Bewältigung hoher Flüchtlingszahlen ebenfalls schwierig und zähneknirschend aber gewaltfrei verlief, im Vergleich zu den Menschen in Sachsen nicht genommen?
Und das wir alle kulturelle Verluste hinnehmen müssen, zeigte diese Woche im Bundestag. Da sind -wieder eínmal- bewährte kulturelle Gepflogenheiten durch die AfD-Fraktion aufgekündigt worden:
Die Fraktion der AfD forderte die Bundesregierung auf, eine Missbilligung der Inhalte von zwei Kolumnen des Journalisten Deniz Yücel in der Tageszeitung "taz" im Jahre 2011 und 2012 auszusprechen.
Geht's noch? Die AfD die immer von Systempresse und staatsgelenkten Medien spricht und diese verurteilt und abschaffen will, fordert eine Einmischung der Bundesregierung? Man verlangt Zensur? Wie lachhaft ist das denn?
Man kann der AfD einiges anlasten, aber wenn Cem Özdemir komplett inhaltslos fünfeinhalb Minuten schimpft, hat er das selbst entschieden.
Meine Frau hatte mir erzählt, dass viele von der Rede begeistert waren, deshalb haben wir sie uns angeschaut um kein politisches Highlight zu verpassen. Nach seinen Ausführungen war völlig unklar, worum es überhaupt ging und was er inhaltlich auszusetzen hatte, man wusste nur, dass er die AfDler für Rassisten und Vaterlandsverräter hält und dass er stolz darauf ist, ein Schwabe zu sein.
Eine historische Rede war das nicht, ich fühlte mich eher an Herbert Wehner erinnert, der ein ähnlich sympatischer Typ war aber auch nicht die beste Kinderstube hatte.
Die Jugoslawen haben das Rotlichtmilieu vom Boxermanni übernommen, weil sie bezüglich der Fähigkeit Gewalt anzuwenden im average viel breiter aufgestellt sind als der moderne Mitteleuropäer....
Exakt. Und um schnell noch ein weiteres Klischee zu bedienen, Albaner sind noch mal ne ganz andere Marke, is so. Und wer als Jugendlicher Kontakt zu Problem-Vierteln hatte weiß auch, das türkische Jugendliche eine ganz andere Einstellung zu körperlicher Konfliktlösung haben. Is so.
Man kann der AfD einiges anlasten, aber wenn Cem Özdemir komplett inhaltslos fünfeinhalb Minuten schimpft, hat er das selbst entschieden.
Das vermeintlich inhaltslose Schimpfen mag man als solches empfinden...wenn man aus Überforderung oder aus Zweckmäßigkeit (für die eigenen Zwecke) den Kontext ignoriert.
All die, die in den letzten Jahren im Bundestag keiner Allein-Entscheidung der Kanzlerin auch nur leise widersprachen, egal wie juristisch grenzwertig es gewesen sein mag, sondern einfach abnickten - egal ob es um Aussetzen der Grenzkontrollen und Dublin-Abkommen, Euro-Rettung oder Atomausstieg ging (übrigens überwiegend Entscheidungen, die dem CDU-Grundsatzprogramm diametral widersprechen).
Zitat:
Was wird einem Bürger in Bautzen, Freital, Dresden und Heidenau genommen wenn dort nach einem festgelegten Schlüssel Flüchtlinge untergebracht werden/wurden?
Z.B. die Freiheit, als Frau ohne Begleitung unbesorgt Joggen zu gehen, oder als ältere Frau zur Tafel zu gehen, ohne Angst, bedroht oder bedrängt zu werden - bloß um zwei aktuelle Themen zu zitieren. Übrigens, die Probleme wie auch die Proteste sind nicht auf Sachsen begrenzt, auch wenn es aktuell Mode ist, die Sachsen als böse Buben zu beschimpfen.
Zitat:
Und das wir alle kulturelle Verluste hinnehmen müssen, zeigte diese Woche im Bundestag.
Wie war das mit Whataboutism? Nur weil die AfD Unsägliches macht, wird nichts besser, was andere tun und sagen. Es ist m.M.n. nicht Sache des Bundestags, über unsachliche Provokationen von Deniz Yücel oder Henrik Broder zu debattieren, das ist Thema der Pressefreiheit, und ggf. juristisches Vorgehen der konkret Betroffenen. Wenn die anderen Parteien auf sowas von der AfD eingehen, scheinen sie wohl nichts Sinnvolles zu tun zu haben (ich wohl auch nicht, sonst würde ich nicht hier sitzen und tippen ). Und was Zensur betrifft: Ich mache mir auf jeden Falle eher Sorgen um die praktizierte Zensur (besonders um die aktuelle, durch gesetzlich an private Firmen ausgelagerte Version).
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