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Zitat von locker baumeln
Startnummern ?
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458 wird "Langhose's" Ironman-ID sein - sein Userbild lässt hier ja keine Zweifel aufkommen...
Und allen Granten wünsche ich einen tollen Samstag im Paradies!!!
Auch wenn gelegntlich die Info kursiert, dass es dort pippieinfach ist, kräfteschonend im Sog durch die Schwimm- und über die Radstrecke zu kommen, um dann ausgeruht den Marathon runterzuballern - alles Humbug!
Allein den scharfen Start halbweg frisch zu erleben - nach 30 Minuten wassertretendem Vollkontakt in der Sardinenbüchse der Kailua-Bay ein Ding der Unmöglichkeit!
Gefolgt von der besten Klopperei mit klassischen Bud-Spencer-Dampfhammermoves auf alle Gliedmaßen!
Und die Body Glove als Wendemarke kommt einfach nicht näher!
Hast Du sie endlich erreicht, gibt es hier den nächsten unfreiwilligen Tauchgang, da gefühlte 2.000 Topathleten zur selben Zeit vorn um das Ankerseil hämmern wollen - und DU bist mitten drin statt nur dabei!
Und dann kommt dieses verfickte Kamehameha-Hotel stundenlang nicht näher. Auch wenn der Blick zum Pier immer die Ideallinie verspricht - in Wahrheit schwimmst Du - je nach Tagesform der Strömung - fast an Captain Cook oder eben Waikoloa vorbei, als dass Du den direkten, kürzesten Rückweg schaffst!
Endlich kommt der handtuchbreite Sandstreifen, die Treppe in Griffweite - und jetzt wäre es hilfreich, noch einige Folgen "American Ninja" vorher geschaut zu haben, denn der Weg zum Beton ist gepflastert von Bodychecks, Wrestlingattacken und Rugby-Tacklings.
Man bin ich neidisch auf Dich, es ist einfach so geil!!!
Auf dem Rad saugt sich der fettarme Athletenmob wie ein gigantischer Hovertank nach ein paar Schlenkern vorbei am Airport raus nach Kawaihae.
Und jetzt kommt die Stunde von uns Fernsehglotzern: "Alles Betrug! RTF-Lutscher! Totale Scheiße! Würd' ich nie machen!" usw.
Kann man nicht widersprechen, sieht ein paar Stunden vom couchgefläzten Blickwinkel der OldSchool-Puristen in der Tat ungünstig für die Athleten vor Ort aus.
Aber das zählt in der Endabrechnung genauso viel wie an der ersten Aidstation eine Pulle mit Wasser statt mit Gatorade gegriffen zu haben, denn das Rennen beginnt nach der S-Kurve im Anstieg nach Hawi, dort wartet der Mumuku - und der Kampf dauert jetzt den ganzen monotonen&flirrenden Weg zurück.
Vergiss die Idee, Kräfte für einen Marathon in der brütenden Lava zu sparen - es geht nicht!!!
Der Läuferkörper ist schon beim Abbiegen von der Palani rüber zum Ali'i im Survival-Mode.
Wenn Du jetzt den kleinen Demokraten in Dir über Dich bestimmen lassen willst und nach drinnen Deine Muckis und Organe nachfragst, wer noch Bock auf's Daylightfinish hat, ist das Rennen keine 5 Schritte später zu Ende.
Einfach Schnauze halten, denn:
Die nächsten Stunden sind mental sehr einfach gestrickt:
"Links-rechts-links-rechts-links-rechts-ich bin der Größte-links-rechts-links-rechts-da vorne den Kerl schnapp ich mir-links-rechts-links-rechts-Cola-Wasser-Iso-Eis-Wasser-ist das geil-HAWAII!!!"
Und zack, ist die erste Meile ja fast schon geschafft.
Nur noch 25 Mal...
Was ungemein hilft, sind sich Abschnitte zu setzen:
"Einlaufen" bis zur Blue Church - der Ali'i ist zwar das abwechslungsreiche Stück beim Lauf, aber auch der heisseste Abschnitt und nach dem Rad ist es hier meist sehr schwer, seinen erhofften Rythmus zu finden.
Gedanken wie" Fuck, in der Ironweek bin ich hier doch noch langgeschwebt, jetzt könnt' ich grad noch gehen" sind normal.
Einfach ignorieren und in's Laufen kommen!!!
Der zweite Abschnitt ist dann bis hoch zur Palani-Road - hier noch einmal megagut verpflegen, Eis in alle Ritzen stecken und den Laufrythmus nach dem Berg wieder finden, jetzt kommt das einfache Stück!
Bis zur Wende im Energy Lab den Tunnelblick halten, hier gilt es, mental stark zu bleiben. Denn die gefühlte Breite der Straße entspricht dem Platz des himmlischen Friedens in Beijing - man hat das Gefühl, kaum noch vorwärts zu kommen, die Geschwindigkeit erscheint Dir auf diesem unendlich breiten und langen Abschnitt deprimierend gering.
Geht hier allen so, einfach an den nächsten Sportler ansaugen oder mit einer Leidensgemeinschaft durchlaufen, die nächste Verpflegungsstelle kommt immer näher!
Na und nach der Wende im Energy Lab geniesst Du den Todesabschnitt zurück zum Queen K. - hier ist die Wiege der Wiege des Mythos!
Oben angekommen ist es grad noch die kleine Trainingsrunde von zu Hause - 10 Kilometer gehen immer und vor allem jetzt, inmitten der vielen anderen Athleten.
Dir geht es schlecht?
O.K., aber das sind Dutzende um Dich rum, denen geht es definitiv noch viel schlechter!
Und ausserdem brauchst Du Material für die gigantischen Helden-Stories danach.
Der Magen rumort? Schwamm geschnappt, in's nächste Dixi und weiter gehts, noch 7 km!
Dir ist übel? Man kann total gut im Laufen reihern, Rübe nach rechts und mit Schwung, zack, alles ist sauber raus! Ein paar Reste dröppeln die Hightechfaser ungebremst runter bis in die Schuhe und die schwabbern jetzt sowieso bereits vom reinpinklen und all dem geschmolzenen Eis - that's the true Kona-Spirit!
Jetzt noch kurz mit dem Schwamm über die Gusche und nur noch 4 Kilometer!
Kilometer 40 erreicht, es geht die Palani steil runter, plötzlich Krämpfe im Oberschenkel!
Global betrachtet ist dass jetzt bloß noch eine Lapalie, Du hast ja nur noch knapp 10 Minuten Quality-Time bis zur Finishline!!!
Und wenn das hilft - Scott Tinley fuhr in den Achtzigern auf Big Island geschmeidige 160 Kilometer im Wiegetritt nach Sattelbruch und lief wahrscheinlich sämtliche 42195 Meter mit Krämpfen.
Finishline abfeiern, Atletengarten geniessen, Mitternacht ein paar Longboard-Hopfentee auf dem Ali'i Drive schlürfen und ab jetzt beginnt die Zeit der Legendenbildung.
Wird geil für Dich!