Wenn man sich an der offensichtlichen Spannung zwischen eigenem Anspruch (Wissenschaft) und tatsächlich vorgebrachter Argumentation (unkontrollierte theolog. Spekulation) nicht stört, dann soll durch mich niemand aufgehalten sein jetzt wieder zu diesem Kern zurückzukehren.
...wenn Du Dich mehr mit Wissenschaftstheorie sowie der Unterscheidung der Wissenschaft von anderen Kulturphänomenen beschäftigen würdest...
Ich habe meinen Standpunkt ja nun versucht einigermaßen darzustellen..
Deinen Standpunkt verstehe ich inzwischen (vermutlich). Ich verstehe, dass du Normatives von Deskriptivem unterscheiden willst. Aber mich überzeugt nicht, dass letztlich jede Idee des Normativen gleich gesetzt wird. Es gibt Überzeugungen, die man mangels Wahrscheinlichkeit einfach für einen Schmarrn halten kann auch wenn man höflicherweise sagt, dass man es ja nicht so genau weiß. Als Beispiel nenne ich Wunderglauben oder UFOs. Wir würden über den Text der Bibel sicher nicht so diskutieren, wenn er heute auftauchen würde - wir würden ihn wohl eher belächeln als offensichtlich zeitgebundenes Weltbild. Die gewaltige Wirkungsgeschichte bis heute macht den Unterschied.
Ob dein akrobatischer (wie ich das meine, habe ich oben erklärt) wissenschaftstheoretischer Ansatz dem Text der Bibel gerechter wird als Jörns Ansatz, ist vielleicht eine normative Fragestellung?
Um zu erkennen, was im Namen der Bibel geschah und geschieht, braucht man diese Unterscheidung aber nicht unbedingt, glaube ich. Die Überzeugung, dass die sich immer wieder wandelnde Wissenschaft sich einem Bereich nicht nähern dürfe, halte ich für falsch. Das Transzendente wird nicht von Transzendenwissenschaftlern, sondern von Menschen betrachtet.
Wenn man sich an der offensichtlichen Spannung zwischen eigenem Anspruch (Wissenschaft) und tatsächlich vorgebrachter Argumentation (unkontrollierte theolog. Spekulation) nicht stört, dann soll durch mich niemand aufgehalten sein jetzt wieder zu diesem Kern zurückzukehren.
Was ist denn eine kontrollierte theologische Spekulation?
Wir müssen es nicht feststellen. Es reicht die Erkenntnis, dass wir nicht von Dingen tangiert werden, die uns nicht tangieren können.
Daraus folgt, dass Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Jenseits für uns nicht relevant sind. Wenn es uns tangiert, ist es relevant, aber dann ist es nicht mehr das Jenseits.
Indem postuliert wird, das Jenseits sei jenseitig, entfällt zugleich die Relevanz für uns. Sofern man jedoch auf der Relevanz besteht, ist es automatisch diesseitig (wirksam).
Die Betrachtungen über das Jenseits führen nirgendwo hin, bzw. ins Jenseits. Es hat keine Bedeutung. Die Bedeutung wird nur vorgetäuscht.
Es tangiert uns insofern, als dass sich Menschen an normativen Systemen orientieren und diese (in diesem Fall Glaubens-)Normen (mehr oder weniger erfolgreich) versuchen in die Lebenspraxis umzusetzen. Das ist doch, was Du auch anprangerst. Und spätestens dann tangiert es uns sehr konkret.
Und dann kann man es auch untersuchen. Eingebildete Gesetze, die tatsächlich befolgt werden, sind wirksam. Folglich auch real. Aber nur in ihrer Wirksamkeit.
Der eingebildete Gesetzgeber ist hingegen nicht real. Er wird es auch dann nicht, wenn wir uns an Gesetze halten, die wir ihm zuschreiben.
Die Kirche sagt: Die Tatsache, dass wir beten, beweist, dass es einen Gott gibt. Denn sonst wären die Gebete ja sinnlos. In Wahrheit beweisen die Gebete nur, dass wir beten. Unsere Gebete sind real. Gott nicht.
Die Kirche sagt: Die Tatsache, dass wir beten, beweist, dass es einen Gott gibt. Denn sonst wären die Gebete ja sinnlos. In Wahrheit beweisen die Gebete nur, dass wir beten. Unsere Gebete sind real. Gott nicht.
Hab heute mal kurz überlegt, was "Gott" für eine immense Datenverarbeitungskapazität haben müsste, um bei Milliarden Menschen gleichzeitig alles was sie sagen und denken(!) zu scannen, um da die Gebete herauszufiltern.
Die NSA wäre sehr neidisch!
Oder weiß er eh ohne zuzuhören, was sie beten, da er ohnehin allwissend ist?
Oder weiß er eh ohne zuzuhören, was sie beten, da er ohnehin allwissend ist?
Vielleicht gibt es so viel Leid auf der Welt, weil Gott nicht differenziert, welcher Mist gebetet wird und fast alles durchwinkt, ohne Rücksicht auf Kollisionen oder Sinnhaftigkeit...
Aber mich überzeugt nicht, dass letztlich jede Idee des Normativen gleich gesetzt wird. Es gibt Überzeugungen, die man mangels Wahrscheinlichkeit einfach für einen Schmarrn halten kann auch wenn man höflicherweise sagt, dass man es ja nicht so genau weiß.
Um zu erkennen, was im Namen der Bibel geschah und geschieht, braucht man diese Unterscheidung aber nicht unbedingt, glaube ich.
Wer hat denn behauptet, dass jede Idee des Normativen gleichgesetzt wird? Und wie würdest Du Normatives bewerten wollen ohne selbst normativ zu sein? Wer definiert denn Normatives entlang welcher Kriterien als einen "Schmarrn"?
Die Trennung von Normativem und Deskriptivem in der Bibel hilft für das Verständnis, dass, obwohl empirische Aussagen falsch sein können bzw. sind, normative Ansprüche für ein weltanschauliches Bild existieren und diese nicht unmittelbar auch "falsch" sein müssen. Diese oft exklusiven und absoluten Normen einer Weltanschauung müssen wir ja nicht teilen, darüber lässt sich auf normative Ebene gerne streiten.