Zitat:
Zitat von Helmut S
Servus N.!
Hast du einen Lösungsvorschlag, wie man die AfD Wähler dort "abholen" kann, wo sie jetzt stehen und ggf. an anderer Stelle/auf andere Weise in einen demokratischen Prozess integrieren kann?
LG H.
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Da muss ich mich ja jetzt seeeehr weit aus dem Fenster lehnen, mache mich angreifbar und setze mich der Gefahr des Gelächter und des Scheiterns aus.
Und wenn(!) ich AfD-Sympathisanten bekehren könnte(!), wäre ich vermutlich gut bezahlter Sonderberater in einem Ministerium oder beim Bundespresseamt oder hätte ein gut laufende "Agentur für Kommunikation" in Berlin und würde mein Konzept für viel Geld gleich mehrfach an CDU/CSU/SPD/Grüne/FDP/Linke verkaufen können.
Aber was tut man nicht alles für den inneren Frieden in Deutschland…
So würde ich es, nach deiner konkreten Frage versuchen(!):
Wenn es an mir wäre die Leute zurückzuholen, bzw. dies zu versuchen, würde ich in zwei Stufen vorgehen.
Stufe 1:
Die Leute nach ihrer grundsätzlichen Einstellung zu dem Gerüst und den Dingen befragen, die unser Zusammenleben in diesem Land prägen und regeln.
Entsprechende Fragen (aktuell ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Wie stehst Du zur repräsentativen Demokratie? Wie stehst Du zum Grundgesetz? Wie stehst Du zur Gewaltenteilung (mit einer unabhängigen Justiz)? Wie stehst Du zu Grundrechten, zur Presse- und Meinungsfreiheit (aber auch zum Tatbestand der Volksverhetzung), zur Freiheit der Kunst, zur Religionsfreiheit, zum -aus der deutschen Geschichte hervorgegangenen- Recht auf Asyl für politisch Verfolgte, zur Unschuldsvermutung?
Abschliessende Frage an ein fiktives Gegenüber: Können wir uns darauf verständigen, dass das oben aufgezählte grundsätzlich geeignet ist die Rahmenbedingungen des Zusammenlebens in unserem Land für alle Menschen zu regeln?
Die erwartete und erhoffte Antwort des fiktiven AfD-Anhänger: "Grundsätzlich ja".
Ich dann: "Sehr gute Einstellung! Aber wenn dies deine Einstellung ist und es mehrere AfD-Forderungen gibt, dass o. g. in Frage zu stellen und schwerwiegend zu ändern, ist dann die AfD jemand der deine Interessen wahrnimmt, oder ist sie jemand der sich auch gegen deine (demokratischen) Überzeugungen wendet?
Stufe 2:
Frage die Leute was ihnen nicht passt. Laß sie kommen und sich auskotzen und Dampf ablassen. Höre zu.
Frage sie anschließend ob sie sich "nur" als Bürger über ein bestimmtes Thema aufregen, oder ob sie zum entsprechenden Thema über Fachwissen verfügen.
Wenn sie sich "nur" als Bürger aufregen (z. B. über, nach ihrer Ansicht zu laxe Urteile der "Kuscheljustiz") frage sie, ob sie sich vorstellen können, dass jemand nach einem mehrjährigen Studium (der Rechtswissenschaften) und mit langjähriger Berufserfahrung eventuell über mehr Know How als sie verfügen könnte.
Frage sie was sie bis jetzt konkret gegen den von ihnen kritisierten Ist-Zustand unternommen haben. Frage sie, wann sie -wenn überhaupt- das letzte Mal sich mit ihrer Kritik an eine zuständige Behörde / Ministerium oder den für sie zuständigen Bundestags- oder Landtagsabgeordeneten gewendet haben. Frage sie, welche Antwort sie erhalten haben. Frage sie, ob sie die Antwort zufriedengestellt hat. Falls nein, frage sie ob sie wissen wie sie persönlich einen Beitrag dazu leisten können, dass sich der von ihnen kritisierte Ist-Zustand ändert. Frage sie, ob sie das jeweilige Gesetzgebungsverfahren für Bundes- und Landesgesetze kennen. Frage sie, ob sie den Art. 21(1) GG "Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit." kennen. Frage sie, ob sie Mitglied in einer politischen Partei sind. Frage sie, ob sie wissen wie man in einer politischen Partei zum Delegierten eines Landes- oder Bundesparteitages oder gar zum Kandidaten für einen Wahlkreis wird. Frage sie, ob sie wissen wie Parteitagsbeschlüsse zustande kommen, die zu einer Gesetzesvorlage werden und dann das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen. Frage sie, -wenn sie dir noch zuhören- ob sie sich vorstellen könnten viel Zeit und Grips zu investieren und an den Änderungen der von ihnen kritisierten Zustände mitzuarbeiten da Demokratie vom mitmachen lebt…oder ob sie lieber für die nächste Langdistanz trainieren, statt auf den Parteitag zum Bundesligaspiel ihres Lieblingsvereins gehen, neben der Gartenhütte grillen wollen, lieber mit ihren Kindern spielen möchten oder…weil es alles so kompliziert ist…weiterhin einfach nur "Wir sind das Volk" und "Merkel muß weg" blöken wollen und auf alle "da oben" schimpfen wollen.
Also so ungefähr jedenfalls.
Und wenn es einer besser weiß…dann soll er es besser machen. Ich werde Kommentare
zu diesem Post -wenn überhaupt- nur spärlich beantworten. Denn sonst geraten wir zu sehr ins OT.
Gruß
N.