Fortsetzung - IM UK 2014 - der Rad- und Laufabschnitt...
Der nun folgende Radparcours begann unspektakulär mit einer flachen Anfahrt über rauen Asphalt, bevor es nach ca. 20km auf den landschaftlich schönen Streckenabschnitt geht - ein längerer Anstieg gefolgt von einigen "rolling hills" mit grandioser Englandlandschaft auf hoppeligem Untergrund.
Die Info mit der Landschaft kann ich hier so großspurig verkünden, da ich die Runde ja bereits am Donnerstag bei bestem Sonnenschein gefahren bin und mir dabei einen Eindruck verschaffen konnte.
Am Rennmorgen sah man nix, maximal 10 m Straße, ansonsten NICHTS!
Es war wie erhofft, mysthisch, grau und leichter Niesel spielte um die Hügelketten.
Während des gesamten Radparts lies sich die Sonne nicht blicken, ich hatte meine Brille bereits am Fuße des Anstiegs in die Trikottasche gepackt und dort ist sie jetzt noch...
Die Strecke ist prima, unrythmisch, ständige Auf und Ab's auf groben Asphaltstraßen, schmale Gassen wechseln mit breiteren Straßen, scharfe Kurven fordern ein ständiges Reagieren und erneutes Antreten, weite Teile der Strecke sind begrenzt von Hecken, Mauern oder Reihenhäusern im typischen Baustil der Region, an denen wir im Linksverkehr vorbei kamen.
Lediglich der teilweise Verkehr auf den Abschnitten über größere Straßen gefiel mir nicht, das hatte ich nicht erwartet.
In der Summe sollten es dann doch zwischen 1.600 - 1.800 HM geworden sein (Vabrousek hatte die höhere, Kyrill Kotsegarov die niedrigere Angabe auf den jeweiligen Hightech-Geräten, ich hatte mich mit Beiden im Ziel u.a. darüber unterhalten, da ich ein wenig an mir zweifelte, wie schwer mir doch die angegebenen 1.200 HM gefallen waren).
Nachdem mein Schwimmen super und wie erhofft verlief, hatte ich auf dem Rad ziemliche Probleme, in die Gänge zu kommen.
Das "neue" Ernährungskonzept mit einer Gelflasche (12x SIS-Light Orange-Gel - sehr dezenter, fast neutraler Geschmack) und einer Getränkeflasche ging sehr gut auf, lediglich die in T1 verlorenen Salztabletten machten mich etwas nervös wegen möglicher Mineralstoffdefizite und daraus resultierender möglicher Krämpfen im letzten Drittel des Radabschnitts.
Ich denke, dass ich daher etwas unter meinen Möglichkeiten pedalierte.
Andererseits sollte sich jede sinnvoll gesparte Energie noch als absolut positiv für die nun folgende, hammerharte Laufstrecke erweisen.
Denn diese führte nach kurzem Anlauf aus T2 erst einmal über eine Privatstraße steil nach oben - wer noch den Snake Pit der alten Kona-Laufstrecke am Ende des Alii Drive kennt - in Bolton gibt's die Kopie davon...
Und weil's so schön zum Flair der Lauftrecke passt, kam jetzt auch die Sonne volle Kanne raus.
Ich hatte noch keine 3km weg und meine (andere) Brille war bereits mit Schweißbahnen zugesüfft, so dass ich die restlichen drei Stunden optisch in meiner privaten Nebelbank lief...
Nach ca. 8km, einigen Off Road Passagen entlang eines idyllischen Wasserlaufs und über stillgelegte Gleisabschnitte kamen wir dann auf die asphaltierte Hauptlaufstrecke, die grob wie eine leicht gewundene Schlange sich vom Stadtkern Bolton zur Wende über die Hauptstraße schlängelte.
0,5km steile 15% bergauf, die dann in weitere gut 3km "normales" bergauf übergehen, gefolgt von 500m leicht bergab, einer Wende, 500m leicht bergauf, 3,5km bergab, gefolgt von einem Abhang a lá Palani Road, Schleife um den Marktplatz auf bestem englischen Kopfsteinpflaster.
Und noch einmal.
Und noch einmal...
Und noch einmal...
Harte Streckenbedingungen!
Aber warum nicht noch härter machen?
Geht ganz einfach, indem man lediglich im Stadtkern zwei VP's im Abstand von ein paar Metern (oder vielleicht 1.000m) platziert und dann eine luxuriöse dritte VP am Ende der Wende auf die linke Seite des Parcours versteckt.
3 VP's auf knapp 10km Berglaufvergnügen bei strahlender Sonne - die Hölle für jeden Athleten spätestens ab KM 30!!!
Ist eben ein Ironman, und da gehen dann auch mal die Profis wie der gestrige Drittplatzierte oder Tenby-Sieger Nejedly ganz demütig den steilen Anstieg im Wanderschritt hoch.
Andere wiederum rufen nach großspurigen Ankündigungen noch kurz nach Mutti und geben dann einfach und unspektakulär auf…
Respekt umso mehr an Harry und viele, viele Agegrouper, die sich geschunden haben für das Finishershirt!
You are an IRONMAN, great job, well done!
Die komplette Strecke ist gesäumt von begeisterten Zuschauern, die Stimmung ist grandios, ich mag die Engländer, sorry, isso.
Tenby ist ein ehrliches Rennen!
Und Bolton ist neben Embrun die einzige Strecke wo ich bereits am Start war, bei der die Athleten bereits im Ziel durch die Bank weg auf die Knie sinken und aus dieser Position am Liebsten bis zum nächsten Wochenende verharren möchten, so schmerzen die Schenkel und Waden vom permanenten Auf und Ab.
Mein Lauf war wie befürchtet hart, nachdem ich schwer in Tritt kam, lief es bis KM 25 optimal und ich spürte innerlich, dass heute mehr drin sein kann als in Tenby 2013.
Leider kam diese Überzeugung nicht ganz in meinen Muckies unten an, so dass ich die letzten 12 km hart am Fighten war, um nicht von der Damensiegerin Tamsy Lewis, die mich die gesamte Lauftrecke auf Sichtweite vor sich herjagte, gestellt zu werden.
Und je härter der Kampf, umso größer der Adrenalinschub im Ziel, einfach unbeschreiblich!
Auch hier ging mein "überarbeitetes" Ernährungskonzept voll auf, 5x Dextro Orange Gels, die ich nach und nach auf der "laaangen Durststrecke" zwischen den spärlichen VP's zu mir nahm, hielten mich bis KM 25 super bei der Stange und als die Gels verputzt waren, tat es Redbull, den es an einer einzigen VP gab und wo ich immer zwei volle Becher nahm und mir auf der letzten Runde sogar zwei Dosen aus der Stiege der Mädelz nahm, da ich diese länger tragen und trinken konnte.
Denn ich wollte keinen Meter gehen.
Ich kenne mich hier nur zu gut, erst sind es „nur“ ein paar Meter gehen, dann einmal noch kurz auf's Dixi, vielleicht danach noch einmal und aus 3:15h wird ruckzuck eine 3:30h - daher mein Mantra, ab KM 21 läuft nur noch der Kopf und der muß permanent "Vorwärts!!!" brüllen!
Das wär’s für den „Moment“.
Noch Fragen?
Ansonsten – wünsche allen eine gute Woche, bis demnächst, es kommt ja diesen „Spätsommer“ noch eine Zugabe, Vorbereitung darauf und das Rennen an sich werden Klasse, freu mich drauf!
Am Morgen - Gruß von Julie an der Tür unseres B&B
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T2 ist gut gefüllt...
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Zielatmosphäre vor dem Rathaus - Massage war im Prunkzimmer des Bürgermeisters untergebracht, sehr edel!
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Und fertig mit Streich Eins...
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