Vollständige Version anzeigen : Gernhardt-Sportgedicht der Woche ...
the grip
27.12.2014, 13:10
Welt
Die Welt ist unermeßlich.
Mal schön, mal schrecklich häßlich.
Zum Glück lebt man vergeßlich.
the grip
28.12.2014, 12:37
Balladette
Das war die sonst noch ziemlich fesche
Marie, die ihrem Prinzipal
In der Fabrik für Sterbewäsche
Drei schwarze Unterhosen stahl.
Und sandte, als es ruchbar wurde,
Dann das Gestohlene zurück.
Und diese mindestens absurde
Idee gereichte ihr zum Glück.
Der Prinzipal für Sterbewäsche,
Der nicht Karrieren gern verdarb,
Gab ihr so viel verdiente Dresche,
Dass sie ein Kind gebar und starb.
bellamartha
28.12.2014, 13:32
Puh, grauenhaftes Gedicht...
the grip
29.12.2014, 12:25
Das Löwenreh
Das Löwenreh durcheilt den Wald
und sucht den Förster Theobald.
Der Förster Theobald desgleichen
sucht es durch Pirschen zu erreichen,
und zwar mit Kugeln, deren Gift
zu Rauch verwandelt, wen es trifft.
Als sie sich endlich haben, schießt
er es, worauf es ihn genießt.
Allein die Kugel wirkt alsbald:
Zu Rauch wird Reh nebst Theobald ...
Seitdem sind beide ohne Frage
ein dankbares Objekt der Sage.
the grip
30.12.2014, 13:52
Bei der Geburt eines Sohnes
Familien, wenn ihnen ein Kind geboren ist
Wünschen es sich intelligent.
Ich, der durch Intelligenz
Mein ganzes Leben ruiniert habe
Kann nur hoffen, mein Sohn
Möge sich erweisen als
Unwissend und denkfaul.
Dann wird er ein ruhiges Leben haben
Als Minister im Kabinett.
the grip
31.12.2014, 13:42
Neujahr bei Pastors
Mama schöpft aus dem Punschgefäße,
Der Vater lüftet das Gesäße
Und spricht: "Jetzt sind es vier Minuten
Nur mehr bis zwölfe, meine Guten.
Ich weiß, dass ihr mit mir empfindet,
Wie dieses alte Jahr entschwindet,
Und dass ihr Gott in seinen Werken
– Mama, den Punsch noch was verstärken! –
Und dass ihr Gott von Herzen danket,
Auch in der Liebe nimmer wanket,
Weil alles, was uns widerfahren
– Mama, nicht mit dem Arrak sparen! –
Weil, was geschah, und was geschehen,
Ob wir es freilich nicht verstehen,
Doch weise war, durch seine Gnade
– Mama, er schmeckt noch immer fade! –
In diesem Sinne meine Guten,
Es sind jetzt bloß mehr zwei Minuten,
In diesem gläubig frommen Sinne
– Gieß noch mal Rum in die Terrine! –
Wir bitten Gott, dass er uns helfe
Auch ferner – Wie? Es schlägt schon zwölfe?
Dann prosit! Prost an allen Tischen!
– Ich will den Punsch mal selber mischen."
the grip
01.01.2015, 13:09
Glückwunsch
Ein Glückwunsch ging ins neue Jahr,
Ins Heute aus dem Gestern.
Man hörte ihn sylvestern.
Er war sich aber selbst nicht klar,
Wie eigentlich sein Hergang war
Und ob ihn die Vergangenheit
Bewegte oder neue Zeit.
Doch brachte er sich dar, und zwar
Undeutlich und verlegen.
Weil man ihn nicht so ganz verstand,
So drückte man sich froh die Hand
Und nahm ihn gern entgegen.
the grip
02.01.2015, 12:31
Die Heimkehr (Auszug)
In mein gar zu dunkles Leben
Strahlte einst ein süßes Bild;
Nun das süße Bild erblichen,
Bin ich gänzlich nachtumhüllt.
Wenn die Kinder sind im Dunkeln,
Wird beklommen ihr Gemüt,
Und um ihre Angst zu bannen,
Singen sie ein lautes Lied.
Ich, ein tolles Kind, ich singe
Jetzo in der Dunkelheit;
Klingt das Lied auch nicht ergötzlich,
Hats mich doch von Angst befreit.
the grip
05.01.2015, 16:48
Hochzeitsnacht
Ausgezeichnet, ausgewechselt
Hat das Paar den Tag gedrechselt
Traute sich und tanzte dann
In die Nacht: als Frau und Mann
Unentschieden, unentschlossen
Weder lustlos noch verschossen
Trunken: fern von Freud und Kummer
Schob das Paar die Hochzeitsnummer
Auf den nächsten Tag und schlief
Als die Tochter „Mama“ rief
Wachte auf und hauchte: Morgen
Werden wir’s und schwer besorgen
Dankeskarten, Postwertzeichen
Da! Erstand in ihren weichen
Händen eine Erektion –
„Mama, komm!“
„Ich komm ja schon.“
the grip
05.01.2015, 16:51
Der Tod des Kabeljaus
Ein neunmalschlauer Kabeljau
sprach auf dem Sterbebett zu seiner Frau:
Ich bin, das weiß ich ganz genau
sehr bald ein toter Kabeljau.
So versprich, wenn ich dann scheide
lass keinen Doktor zu mir rein.
Auch das Beten bitte meide
und die Organe bleiben mein!
Mein Herz, mein Hirn und meine Leber
lass keinesfalls rausoperieren.
Ich war noch nie ein großer Geber
und will nicht hohl reinkarnieren.
Vergrab mich nicht in dunkler Erde
und bitte äscher mich nicht ein.
Denn heißt es nicht auch: stirb und werde –
oder wie war das gemeint?
Da fuhr ein Fischer längs am See
und käscht die zwei aus dem Palaver.
Jetzt sindse beide Fischfilet
bestattet in Pannade – schade.
the grip
05.01.2015, 16:55
Die Zeit
Es gibt ein sehr probates Mittel,
die Zeit zu halten am Schlawittel:
Man nimmt die Taschenuhr zur Hand
und folgt dem Zeiger unverwandt,
Sie geht so langsam dann, so brav
als wie ein wohlgezogen Schaf,
setzt Fuß vor Fuß so voll Manier
als wie ein Fräulein von Saint-Cyr.
Jedoch verträumst du dich ein Weilchen,
so rückt das züchtigliche Veilchen
mit Beinen wie der Vogel Strauß
und heimlich wie ein Puma aus.
Und wieder siehst du auf sie nieder;
ha, Elende! - Doch was ist das?
Unschuldig lächelnd macht sie
wieder die zierlichsten Sekunden-Pas.
the grip
07.01.2015, 00:16
Wen die Götter lieben
Die Jugend liebt junge Leichen,
die nie das kritische Alter erreichen.
Verstehe, dachte auch so:
wen die Götter lieben?
Ein kurzen Leben und kippen.
Mit Mick Jagger’s Lippen ins Gras beißen.
Kulturen und Kontinente verlassen,
jung sein und Hoffnung hassen?
Waffenhandel statt Poesie,
der letzte Rebell –
das ist vorbei, die Nacht
kommt schnell.
Ein Vaterland gibt es nicht mehr.
Der Friede herrscht härter als Krieg.
Glück macht keinen mehr glücklich.
Träume enden mit dem Rücken zur Wand,
allein im Todesbett, das Bein verfault,
den Ärzten unbekannt.
Ich trinke aus.
Die Wirtin kassiert.
Was soll sich vollenden,
wenn nichts mehr passiert.
the grip
08.01.2015, 11:10
Das Fest des Wüstlings
Was stört so schrill die stille Nacht?
Was sprüht der Lichter Lüstrepracht?
Das ist das Fest des Wüstlings!
Was huscht und hascht und weint und lacht?
Was cymbelt gell? Was flüstert sacht?
Das ist das Fest des Wüstlings!
Die Pracht der Nacht ist jach entfacht!
Die Tugend stirbt, das Laster lacht!
Das ist das Fest des Wüstlings!
(Zu flüstern)
the grip
08.01.2015, 14:54
DU MACHST ES, WIE DU EINE FLIEGE KILLST: MIT LINKS
Bach hatte zwanzig Kinder.
Tagsüber hat er auf Pferde
gewettet, nachts hat er gefickt
und am Vormittag gesoffen.
Komponiert hat er zwischendurch
… sagte ich, als sie
von mir wissen wollte
wann ich eigentlich
meine Gedichte schreibe.
the grip
09.01.2015, 14:10
Methusalem als alter Mann,
ging es beim Sex so langsam an,
dass seine Frau sich wundert.
Schon für das Vorspiel braucht er
manchmal fast ein Jahrhundert.
the grip
10.01.2015, 23:06
Meine erste Liebe?
Erste Liebe?
Ach, ein Wüstling, dessen
Herz so wahllos ist wie meins, so weit,
Hat die erste Liebe längst vergessen,
Und ihn intressiert nur seine Zeit.
Meine letzte Liebe zu beschreiben,
Wäre just so leicht wie indiskret.
Außerdem? Wird sie die letzte bleiben,
Bis ihr Name in der „Woche“ steht?
Meine Abenteuer in der Minne
Müssen sehr gedrängt gewesen sein.
Wenn ich auf das erste mich besinne,
Fällt mir immer noch ein früh‘res ein.
the grip
12.01.2015, 14:21
Du, dem ich angehöre, laß, wenn ich gestorben,
Was von mir übrig, meine Asche, bei dir sein.
Und deine Hand, um die mein Leben einst geworben,
Tauch in den Staub, der einst dein Fleisch war, ein.
Läßt du den trüben Strom durch deine Hände fluten,
Die einst, wie Frühlings Hauch aufzückt im jungen Stamme,
Berührend diesen Leib entzündeten zur Flamme,
Fühlst du ihn plötzlich wohl erglühn in alten Gluten.
the grip
13.01.2015, 10:06
N schönes Leben hab ich doch,
ich kann mir nicht beklagen.
Pfeift auch der Wind durch`s Ärmelloch –:
Das will ich schon ertragen.
Des Morgens, wenn mir hungern tut,
freß ich ne Butterstulle.
Dazu schmeckt mir der Kümmel gut
aus meine volle Pulle.
Und sagt der Tod eins: „Nante, du,
komm mit die kurze Strecke“,
spring ich bloß auf und ruf ihm zu:
„Ick bin schon um die Ecke.“
Und hört er nicht auf diesen Witz,
dann seufz ich: „Line… Kümmel…“
Dann kauf ich mir den letzten Spitz
Und nimm dir mit in Himmel.
the grip
14.01.2015, 10:17
Vorschlag zur Güte
Er
Du gefällst mir so wohl, mein liebes Kind,
Und wie wir hier beieinander sind,
So möcht' ich nimmer scheiden;
Da wär' es wohl uns beiden.
Sie
Gefall' ich dir, so gefällst du mir;
Du sagst es frei, ich sag' es dir.
Eh nun! heiraten wir eben!
Das übrige wird sich geben.
Er
Heiraten, Engel, ist wunderlich Wort;
Ich meint', da müßt' ich gleich wieder fort.
Sie
Was ist's denn so großes Leiden?
Geht's nicht, so lassen wir uns scheiden.
the grip
15.01.2015, 10:41
Meine erste Liebe?
Erste Liebe?
Ach, ein Wüstling, dessen
Herz so wahllos ist wie meins, so weit,
Hat die erste Liebe längst vergessen,
Und ihn intressiert nur seine Zeit.
Meine letzte Liebe zu beschreiben,
Wäre just so leicht wie indiskret.
Außerdem? Wird sie die letzte bleiben,
Bis ihr Name in der „Woche“ steht?
the grip
18.01.2015, 14:06
In Gemäldegalerien
Siehst du oft das Bild des Manns,
Der zum Kampfe wollte ziehen,
Wohlbewehrt mit Schild und Lanz.
Doch ihn necken Amoretten,
Rauben Lanze ihm und Schwert,
Binden ihn mit Blumenketten,
Wie er auch sich mürrisch wehrt.
So, in holden Hindernissen,
Wind ich mich in Lust und Leid,
Während Andre kämpfen müssen
In dem großen Kampf der Zeit.
the grip
20.01.2015, 10:11
Hätt' ich gezaudert zu werden,
Bis man mir’s Leben gegönnt,
Ich wäre noch nicht auf Erden,
Wie ihr begreifen könnt,
Wenn ihr seht, wie sie sich geberden,
Die, um etwas zu scheinen,
Mich gerne möchten verneinen.
the grip
22.01.2015, 11:01
Aus Cezannes Äpfeln hätte sie Apfelmus gemacht –
das alles beeindruckt sie nicht,
solange folgende Fragen ungeklärt sind:
wer kocht und wäscht und sorgt für mein Kind?
Das hat Vorrang vor aller Kunst.
"Wenn ich sterbe" schreibt sie, "was dann?"
Vom beigelegten Geld für ein gutes Essen
kaufe ich Zigaretten und Papier,
rauche und schreibe
und liebe sie.
Sie ist meine Bäuerin,
sie kennt die Absturzstellen
meiner Höhenflüge.
So müßte das Leben sein:
das Mißlungene vollenden
mit einem selbstgebackenen Kuchen.
the grip
23.01.2015, 09:46
Das Tanzen gilt als ein Vergnügen,
Bei dem sich zwei zusammenfügen,
Und sich – statt gradeaus zu gehen –
Nach links und rechts im Kreise drehen.
Wenn wir sein Wesen recht erkennen,
Wird man das Tanzen Arbeit nennen,
Man hat den triftigsten Beweis
In dem dabei vergossnen Schweiß.
Hier untersucht nun der Gelehrte:
Zum ersten schafft sie keine Werte,
Zum zweiten aber hat davon
Der Arbeitnehmer keinen Lohn.
Er dreht von acht bis morgens fünfe
Und immer gratis eine Nymphe.
Dies bildet doch ein Unikum!
Und deshalb frage ich: warum?
Erfolgt es wirklich unentgeltlich?
Geschieht es nicht doch vorbehältlich?
Entledigt man sich seines Speckes
Ganz ohne Hinblick eines Zweckes?
Hier ist der Angelpunkt der Frage,
Und ihre Lösung tritt zutage:
Der Tänzer leistet nur so viel
In Hoffnung auf ein Nebenziel.
(Auszug)
the grip
24.01.2015, 11:09
Kritik des Herzens
Er stellt sich vor sein Spiegelglas
Und arrangiert noch dies und das.
Er dreht hinaus des Bartes Spitzen,
Sieht zu, wie seine Ringe blitzen,
Probiert auch mal, wie sich das macht,
Wenn er so herzgewinnend lacht,
Übt seines Auges Zauberkraft,
Legt die Krawatte musterhaft,
Wirft einen süßen Scheideblick
Auf sein geliebtes Bild zurück,
Geht dann hinaus zur Promenade,
Umschwebt vom Dufte der Pomade,
Und ärgert sich als wie ein Stint,
Daß andre Leute eitel sind.
the grip
25.01.2015, 10:57
Die Grippewelle
Erst da keuchten die Sardellen
und bald hustete der Hecht.
Böse röcheln die Forellen
und den Heringen ist schlecht.
Kopfweh, Fieber bei den Fischen
keiner mehr verlässt das Haus.
Denn den Wal darfs nicht erwischen
wenn der niest, ist alles aus
the grip
27.01.2015, 09:33
Such
Der Hund springt aufs Bett und robbt
über mich.
"Weißt du das Wort?" frage ich ihn.
Er gibt keine Antwort.
"Weißt du das Wort? Ich such das
richtige Wort."
Er sieht mich mit seinen ernsten
Braunen Augen an.
"Ich warte auf das richtige Wort"
erkläre ich ihm. "Ich komme mir vor
als würde ich durch eine große heiße
Bratpfanne schnalzen."
Er wedelt und versucht, mein
Gesicht zu lecken.
"Hör mal", ruft sie aus dem Bade-
zimmer, "kommst du jetzt endlich
aus den Federn und hörst auf,
mit dem Hund zu reden?!"
Meine Eltern haben mich auch
nie verstanden.
the grip
29.01.2015, 09:41
Mag draußen Schnee sich türmen,
Mag es hageln, mag es stürmen,
Klirrend mir ans Fenster schlagen,
Nimmer will ich mich beklagen,
Denn ich trage in der Brust
Liebchens Bild und Frühlingslust.
the grip
01.02.2015, 20:50
Gizeh
Der Typ tut nichts
Sitzt in der Wüste rum
Die Sonne scheint
Nur er sieht Schnee
Ein Typ wie du
Genau der gleiche Zeitvertreib
Sitzt in der Wüste rum
Und hält den Sand am Horizont für ihren Unterleib
Der Typ sagt sich
Mal sehen was jetzt passiert
Dann hört man lange nichts von ihm
Dann – Jahre später – taucht er wieder auf
Von Kopf bis Fuß mit Sonnenzeichen tätowiert
Ein Typ wie du
Der glaubt er hat’s kapiert
Und sich aus Liebe zu Kleopatra
Vollständig einbalsamiert
Der Typ tut nichts
Sitzt in der Wüste rum
Die Sonne scheint
Nur er sieht Schnee
the grip
05.02.2015, 11:03
Der Gotteserde lichten Saal
Verdüstern sie zum Jammertal.
Daran entdecken wir geschwind,
Wie jämmerlich sie selber sind.
the grip
07.02.2015, 10:29
Der Gefangene
Oftmals hab ich nachts im Bette
Schon gegrübelt hin und her,
Was es denn geschadet hätte,
Wenn mein Ich ein andrer wär.
Höhnisch raunten meine Zweifel
Mir die tolle Antwort zu:
Nichts geschadet, dummer Teufel,
Denn der andre wärest du!
Hilflos wälzt ich mich im Bette
Und entrang mir dies Gedicht,
Rasselnd mit der Sklavenkette,
Die kein Denker je zerbricht.
the grip
10.02.2015, 16:03
Das ist die Stunde kurz nach Mitternacht,
die Katze, die dich anschaut
und nicht lacht.
Es ist nichts mehr zu tun.
Du öffnest die Finger,
siehst die Morgenröte
und den Engel, der geht
um sich auszuruhn.
the grip
12.02.2015, 10:44
Wenn ich mir in stiller Seele
Singe leise Lieder vor:
Wie ich fühle, daß sie fehle,
Die ich einzig mir erkor –
Möcht ich hoffen, daß sie sänge,
Was ich ihr so gern vertraut;
Ach, aus dieser Brust und Enge
Drängen frühe Lieder laut.
the grip
15.02.2015, 14:18
Den Gärtner nährt sein Spaten,
Den Bettler sein lahmes Bein,
Den Wechsler seine Dukaten,
Mich meine Liebespein.
Drum bin ich dir sehr verbunden,
Mein Kind, für dein treuloses Herz;
Viel Gold hab' ich gefunden
Und Ruhm im Liebesschmerz.
Nun sing‘ ich bei nächt’ger Lampe
Den Jammer, der mich traf;
Er kommt bei Hoffmann und Campe
Heraus in Klein-Oktav.
the grip
19.02.2015, 09:29
Sie stritten sich beim Wein herum,
was das nun wieder wäre;
Das mit dem Darwin wär gar zu dumm
Und wider die menschliche Ehre.
Sie tranken manchen Humpen aus,
Sie stolperten aus den Türen,
Sie grunzten vernehmlich und kamen zu Haus
Gekrochen auf allen vieren.
the grip
21.02.2015, 12:06
Jesuitendebatte
Der Fuchs stand vor dem Hühnerstalle
Und merkte in der Winternacht,
Die Einschlupflöcher waren alle
Just seinetwegen zugemacht.
Da fing er jämmerlich zu klagen
Und bitterlich zu weinen an:
Warum wollt ihr nur mich verjagen,
Der euch doch nie ein Leids getan?
Ihr guten Hühner, hört die Bitte!
Ihr seid so viele, ich allein, –
Der kleinste Platz in eurer Mitte
Genügt, und ich will glücklich sein!
Das Federvieh hat lang beraten
Und manches wohlerfahrne Huhn
Vermeinte, was sie früher taten,
Das würden Füchse immer tun.
Doch gab es viele ganz Gerechte,
Die waren aus Prinzip dafür,
Daß keinem aus dem Tiergeschlechte
Verschlossen bleibe ihre Tür.
Kaum war die weise Tat geschehen,
War von dem ganzen Hühnerhof
Nichts mehr als das Prinzip zu sehen
Und Krallen und ein Federschwof.
the grip
22.02.2015, 13:51
Klavia-tiere, Spezies: Pianisten
Pianisten sind oft große Tiere,
Zum Lärm dressiert auf dem Klaviere.
Mit Löwenmähne, Tigerpfoten
Mißhandelt mancher es nach Noten.
Ein Pi-a-nist, wenn malträtiert,
Ist selten nur wohltemperiert.
Wenn sich die Damen auch verlieben,
– Weit wichtiger ist ihm das Üben!
(Zur Zeit, als Hans zur Liese ging,
Da übte brav der Gieseking …)
the grip
24.02.2015, 14:56
Die Kelche, oft im Traum erschaut,
Wo Singvögel sich wiegen,
Sind deine Lippen – und der Laut
Melodisch draus entstiegen –
Dein Augenstrahl, mir sanft erglüht,
Fällt mitten in dem Dunkel
Auf mein undüstertes Gemüt
Wie eines Sterns Gefunkel.
Dein Herz – dein Herz, seufz‘ ich gepreßt
Und träume bis zum Tage
Vom Glück, das sich nicht greifen läßt,
Doch will, daß man es wage.
the grip
26.02.2015, 09:53
Schaudervoll: Es zog die reine,
Weiße, ehrbar keusche Clara
Aus dem Sittlichkeitsvereine
Eines Abends nach Ferrara.
Schaudervoll: Dort, irgendwo,
Floß der Po.
Schaudervoll, doch es geschah
In Ferrara, daß die Clara
Aus dem Sittlichkeitsvereine
Nachts den Po doppelt sah.
the grip
02.03.2015, 09:32
Der Regenwurm
„Sich regen bringt Segen!“
sagte sich der Regenwurm.
Drum kroch er verwegen
auf den höchsten Glockenturm.
Dem Küster hingegen –
entnervt vom bösen Wirbelsturm –
kam er ungelegen.
Er trat ihn platt, den Regenwurm.
Sich regen brächte Segen?
Von wegen.
the grip
03.03.2015, 10:39
Niedergeschrieben in einem Exemplar von Goethes „Faust“
Dieses Buch sei dir empfohlen,
Lese nur, wenn du auch irrst:
Doch wenn du’s verstehen wirst,
Wird dich auch der Teufel holen.
the grip
05.03.2015, 10:44
Die Lehre von der Wiederkehr
Ist zweifelhaften Sinns.
Es fragt sich sehr, ob man nachher
Noch sagen kann: Ich bin’s.
Allein was tut’s, wenn mit der Zeit
Sich ändert die Gestalt?
Die Fähigkeit zu Lust und Leid
Vergeht wohl nicht so bald.
the grip
08.03.2015, 15:25
Ruhestörung
Es war Sonntagmorgen
kurz vor halb elf
als sie mich raus-
klingelten.
Ich zog den Bademantel meines
toten Vaters über, an dem
der eine Ärmel fehlte,
und machte auf.
Eine Frau mit Sonnenbrille
und ein Mann.
„Wie geht es Ihnen heute?“
fragte er.
„Nicht besonders.“
Er hielt mir ein paar
fromme Broschüren hin.
„Nein danke. Will ich nicht.“
„Uns hat alle derselbe
Schöpfer gemacht“, sagte er.
„Ich bin hier der
Schöpfer“, sagte ich und
machte die Tür zu.
Sie gingen nach hinten zu
dem anderen Trinker
und drückten bei ihm
auf die Klingel.
Er schrie sie an, sie
sollten ihn gefälligst
in Ruhe lassen, Herrgott
sack.
Der liebe Gott kuriert
dir keinen Kater.
the grip
10.03.2015, 10:28
Kaum hab ich die Welt zu schaffen begonnen.
In einer Woche war’s abgetan.
Doch hatt ich vorher tief ausgesonnen
Jahrtausendelang den Schöpfungsplan.
Das Schaffen selbst ist eitel Bewegung,
Das stümpert sich leicht in kurzer Frist;
Jedoch der Plan, die Überlegung,
Das zeigt erst, wer ein Künstler ist.
Ich hab allein dreihundert Jahre
Tagtäglich drüber nachgedacht,
Wie man am besten Doctores Juris
Und gar die kleinen Flöhe macht.
the grip
12.03.2015, 11:59
Gingo Biloba
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei? die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn:
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?
the grip
15.03.2015, 13:11
Schatten Riß
Jetzt haben wir uns
Eine Sonne geschaffen und haben sie über
Uns angemacht und sind dann
Druntergestanden bis wir Bilder warfen
Die Welten glichen und da lobten wir uns
Unkenntlich lang
Wuchsen wir und liefen
Breit, taub und lichtlos, und da ist was
Dazwischen
Gekommen
Und das geht mitten durch
Uns.
the grip
17.03.2015, 17:48
Ewige Liebe
Er hat gesagt,
diese Nacht dauert ein Leben.
Da hat sie sich hingegeben.
So haben sie eine Nacht
Verbracht.
the grip
19.03.2015, 09:48
Das Paradies
Sein Glück für einen Apfel geben.
O Adam, welche Lüsternheit!
Statt deiner hätt' ich sollen leben,
so wär' das Paradies noch heut. –
Wie aber, wenn alsdann die Traube
Die Probefrucht gewesen wär'?
Wie da, mein Freund? – Ei nun, ich glaube –
Das Paradies wär' auch nicht mehr.
the grip
20.03.2015, 09:43
Ich bin das Riesenkrokodil.
Meine Großmutter war ein Drachen.
Ich verschlucke, wenn ich will,
Einen Esel und noch größere Sachen.
Ich liege oft tausende Jahre still
Und klappere dann mit den Zähnen.
Ich bin das Riesenkrokodil.
Ich kann entsetzlich gähnen.
Klapp klapp
Schnapp schnapp
Uohahhh …
the grip
21.03.2015, 11:16
Unter Zeiten
Das Perfekt und das Imperfekt
tranken Sekt.
Sie stießen aufs Futurum an
(was man wohl gelten lassen kann).
Plusquamper und Exaktfutur
blinzten nur.
the grip
22.03.2015, 19:06
Daneben
Stoffel hackte mit dem Beile.
Dabei tat er sich sehr wehe,
Denn er traf in aller Eile
Ganz genau die große Zehe.
Ohne jedes Schmerzgewimmer,
Nur mit Ruh, mit einer festen,
Sprach er: Ja, ich sag es immer,
Nebenzu trifft man am besten.
the grip
24.03.2015, 09:42
Zauberschwestern
Zwiefach sind die Phantasien,
Sind ein Zauberschwesternpaar,
Sie erscheinen, singen, fliehen
Wesenlos und wunderbar.
Eine ist die himmelblaue,
Die uns froh entgegenlacht,
Doch die andre ist die graue,
Welche angst und bange macht.
Jene singt von lauter Rosen,
Singt von Liebe und Genuß;
Diese stürzt den Hoffnungslosen
Von der Brücke in den Fluß.
the grip
25.03.2015, 11:27
Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküßt,
daß sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müßt.
Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschen leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
the grip
26.03.2015, 10:49
Mythologie
Ja, Europa ist erlegen –
Wer kann Ochsen widerstehen?
Wir verzeihen auch Danäen –
Sie erlag dem goldnen Regen!
Semele ließ sich verführen –
Denn sie dachte: eine Wolke,
Ideale Himmelswolke,
Kann uns nicht kompromittieren.
Aber tief muss uns empören
Was wir von der Leda lesen –
Welche Gans bist du gewesen,
Dass ein Schwan dich konnt betören!
the grip
29.03.2015, 20:12
Der Alte
Mein alter Hut aus jungen Tagen,
So keck die Krampe aufgeschlagen,
Stülpt‘ ich vorzeiten dicht aufs Ohr;
Da wußten sie in jeder Gasse,
Wie grimmig ich die Fürsten hasse,
Und hatten ihre Angst davor.
So du wie ich, wir beide waren
Ein Schrecken den Philisterscharen,
Sie sahen recht. Der Heckerhut
Weckt die verwegensten Gedanken
Und Wünsche ohne Ziel und Schranken
Und heißen Drang und Übermut.
Doch hinterdrein kam der Zylinder
Und dürre Zeit und Weib und Kinder,
Die schöne Jugend war vorbei.
Du lagst in einer Waschkommode,
Ich suchte nach dem lieben Brote,
Die Schaben fraßen an uns zwei.
the grip
31.03.2015, 13:39
Mir träumt‘: ich bin der liebe Gott,
Und sitz im Himmel droben,
Und Englein sitzen um mich her,
Die meine Verse loben.
Und Kuchen ess ich und Konfekt
Für manchen lieben Gulden,
Und Kardinal trink ich dabei,
Und habe keinen Schulden.
Doch Langeweile plagt mich sehr,
Ich wollt, ich wär auf Erden,
Und wär ich nicht der liebe Gott,
Ich könnt des Teufels werden.
Klugschnacker
31.03.2015, 14:37
Sehr schön! Drum handelte schon Eva auf die einzige vernünftige Weise, indem sie in den Apfel biss.
:Lachen2:
the grip
02.04.2015, 10:00
Ich liebe Frauen –
Ich liebe Frauen, die vor tausend Jahren
Geliebt von Dichtern und besungen waren.
Ich liebe Städte, deren leere Mauern
Königsgeschlechter alter Zeiten betrauern.
Ich liebe Städte, die erstehen werden,
Wenn niemand mehr von heute lebt auf Erden.
Ich liebe Frauen – schlanke, wunderbare,
Die ungehorsam ruhn im Schoß der Jahre.
Sie werden einst mit ihrer sternenbleichen
Schönheit der Schönheit meiner Träume gleichen.
the grip
06.04.2015, 17:24
Wend die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
„Glockenklingen“ sich auf „Lenzesschwingen“
Endlich reimt,
Und der Osterhase hinten auch schon presst,
Dann kommt bald das Osterfest.
Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen
Ostern naht auf Lenzesschwingen, – – –
Dann mit jenen Dichterlingen
Und mit deren jugendlichen Bräuten
Draussen schwelgen mit berauschten Händen – – –
Ach, das denk ich mir entsetzlich,
Ausserdem - unter Umständen –
Ungesetzlich.
Aber morgens auf dem Frühstückstische
Fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe, frische
Eier. Und dann ganz hineingekniet!
Ha! Da spürt man, wie die Frühlingswärme
Durch geheime Gänge und Gedärme
In die Zukunft zieht
Und wie dankbar wir für solchen Segen
Sein müssen.
Ach, ich könnte alle Hennen küssen,
Die so langgezogene Kugeln legen.
the grip
07.04.2015, 18:03
Der Aesthet
Wenn ich sitze, will ich nicht
sitzen, wie mein Sitz-Fleisch möchte,
sondern wie mein Sitz-Geist sich,
säße er, den Stuhl sich flöchte.
Der jedoch bedarf nicht viel,
schätzt am Stuhl allein den Stil,
überläßt den Zweck des Möbels
ohne Grimm der Gier des Pöbels.
the grip
09.04.2015, 17:19
Die Haushaltung
Zankst du schon wieder? sprach Hans Lau
Zu seiner lieben Ehefrau.
„Versoffner, unverschämter Mann“ -- -- --
Geduld, mein Kind, ich zieh’ mich an – --
„Wo nun schon wieder hin?“
Zu Weine. Zank’ du alleine.
„Du gehst? -- -- Verdammtes Kaffeehaus!
Ja! blieb’ er nur die Nacht nicht aus.
Gott! ich soll so verlassen sein? –
Wer pocht? -- -- Herr Nachbar? -- -- nur herein!
Mein böser Teufel ist zu Weine:
Wir sind alleine.“
bellamartha
09.04.2015, 18:35
Ich mag es noch, mag es immer wieder:
∼ Er ist's ∼
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
bellamartha
09.04.2015, 18:48
Er ist's wurde von den jungen Dichtern und Denkern auch vertont. Ich finde aber kein Video davon. Deshalb hier ein Link zu einem anderen vertonten Gedicht von den Kids: Klick! (https://www.youtube.com/watch?v=FJw2LsXHrzY)
Mir gefällt's sehr, was die so machen. Euch auch?
Gruß, J.
bellamartha
09.04.2015, 18:56
Ich mag eh vertonte Gedichte. Hier (https://www.youtube.com/watch?v=H3wa077Uvac) noch mal der Erlkönig, diesmal von den großartigen Jungs von Maybebop dargeboten.
the grip
13.04.2015, 08:44
Wohl, ich weiß es, widerstehen
Mag man nicht dem süßen Kosen,
Wenn aus Büschen duft‘ger Rosen
Süße Liebeslaute wehen.
Will das trunkne Aug‘ dann sehen,
Wie die Holde kommt gesprungen,
Die da lauscht an Blumenwegen,
Kaum ist Sehnsuchts-Ruf erklungen,
Hat sich schnell hinaufgeschwungen.
Liebe kommt uns rasch entgegen.
Dieses Sehnen, dieses Schmachten
Kann wohl oft den Sinn berücken,
Doch wie lange kann’s beglücken,
Dieses Springen, Rennen, Trachten!
Holder Freundschaft Trieb‘ erwachten,
Strahlten auf bei Hespers Scheine.
Und den Edlen brav und rein,
Ihn zu finden, den ich meine,
Klettr‘ ich über Mau’r und Zäune,
Aufgesucht will Freundschaft sein.“
the grip
14.04.2015, 10:27
Du willst, daß man dich liebt, so weiche
Nie davon, was dein Wesen ist.
Bleibe nur immerdar die Gleiche,
Sei nichts, was du nicht wirklich bist.
Dann wird auch deine sanfte Weise,
Die mehr als Schönheit noch besticht,
Verleiten alle Welt zum Preise
Und Liebe werden – eine Pflicht.
the grip
17.04.2015, 08:16
Die feine Familie.
Papa ist geheimer Kommerzienrat,
Mit vielen Orden für das, was er hat.
Mama trägt ein Diamantenkollür,
Um den Fetthals zwei Meter Perlenschnür.
Die Tochter hat jetzt schon ein Doppelkinn,
Ist nebenbei Wagnerianerin.
Der Sohn war bei den Dentzer Kürassür,
Und kommt sich drum als der Vornehmste für.
Zum Glück hat die Bande ziemlich viel Geld,
Sonst wär’s für sie eine traurige Welt.
Hätt’ ‘s Vermögen nicht für alle gekleckt,
Dann wären sie in drei Tagen verreckt,
Weil keines zur Arbeit die Hände hätt’;
Sie rühren sie nur am Wasserklosett.
the grip
18.04.2015, 11:03
Ohrwurm und Taube
Der Ohrwurm mochte die Taube nicht leiden.
Sie haßte den Ohrwurm ebenso.
Da trafen sich eines Tages die beiden
in einer Straßenbahn irgendwo.
Sie schüttelten sich erfreut die Hände
und lächelten liebenswürdig dabei
und sagten einander ganze Bände
von übertriebener Schmeichelei.
Doch beide wünschten sie sich im stillen,
der andre möge zum Teufel gehn,
und da es geschah nach ihrem Willen,
so gab es beim Teufel ein Wiedersehn.
the grip
19.04.2015, 10:11
Wir fuhren allein im dunkeln
Postwagen die ganze Nacht;
Wir ruhten einander am Herzen,
Wir haben gescherzt und gelacht.
Doch als es morgens tagte,
mein Kind, wie staunten wir!
Denn zwischen uns saß Amor,
Der blinde Passagier.
the grip
20.04.2015, 07:31
Fortschritt
Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter,
als ob es jetzt in breitern Ufern ginge.
Immer verwandter werden mir die Dinge
und alle Bilder immer angeschauter.
Dem Namenlosen fühl ich mich vertrauter:
Mit meinen Sinnen, wie mit Vögeln, reiche
ich in die windigen Himmel aus der Eiche,
und in den abgebrochnen Tag der Teiche
sinkt, wie auf Fischen stehend, mein Gefühl.
the grip
21.04.2015, 16:08
Schicksal
Der Wolke Zickzackzunge spricht:
ich bringe dir, mein Hammel, Licht.
Der Hammel, der im Stalle stand,
ward links und hinten schwarz gebrannt.
Sein Leben grübelt er seitdem:
warum ihm dies geschah von wem.
the grip
23.04.2015, 11:07
Der Amboß sprach zum Hammer:
„Es ist ein großer Jammer,
Dass du so sehr versagst,
Zu hämmern nicht vermagst.
Du, du bringst es nicht.“
Da sprach der Hammer zum Amboß:
„Früher, da war der Mann der Boss!
Doch heute im Geschlechterkrieg
Ist dein Sieg ein schlechter Sieg.
Aus dem Mangel meiner körperlichen Regung
Geh ich in die erotische Friedensbewegung.“
the grip
26.04.2015, 14:59
Verzeihlich
Er ist ein Dichter, also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Lügenbeutel
So allerlei Brimborium.
Juwelen, Gold und stolze Namen,
Ein hohes Schloß im Mondenschein
Und schöne höchstverliebte Damen,
Dies alles nennt der Dichter sein.
Indessen ist ein enges Stübchen
Sein ungeheizter Aufenthalt.
Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen,
Und seine Füße werden kalt.
the grip
29.04.2015, 16:27
Auf Posten
Es prangen in den Straßen
Die Reichen auf und ab,
Das muß mich denken lassen,
Daß ich kein Geld nicht hab'.
Die Mädchen promenieren
Sich stolz an mir vorbei,
Da muß ich es verspüren,
Wie ich alleine sei.
Ich möchte, Mond und Sterne
Wär lauter bares Geld,
Das hätt' ich wohl so gerne
Und wär ein feiner Held.
Das Glück muß andern winken,
Kommt aber nicht zu mir,
Kein Geld nicht zum Vertrinken,
Kein Mädchen zum Pläsier.
the grip
30.04.2015, 10:26
Psyche
In der Hand die kleine Lampe,
In der Brust die große Glut,
Schleichet Psyche zu dem Lager,
Wo der holde Schläfer ruht.
Sie errötet, sie erzittert,
Wie sie seine Schönheit sieht –
Der enthüllte Gott der Liebe,
Er erwacht und er entflieht.
Achtzehnhundertjährge Buße!
Und die Ärmste stirbt beinah!
Psyche fastet und kasteit sich,
Weil sie Amorn nackend sah.
the grip
03.05.2015, 18:25
Liebe und Heuschnupfen
Es blühn die Akazien und Linden,
die Nachtigall singt: Tirilie.
Die Maid schwärmt von „Herzen sich finden“.
Der Jüngling niest dauernd „Hatschi!“
Was nützt alles Blühen und Sprießen
und die herrlichste Lenzpoesie?
Sie legt ihm ihr Herzchen zu Füßen,
er gibt ihr als Antwort „Hatschi!“
Es waren zwei Königskinder,
die setzten sich nieder ins Moos.
Sie konnten zusammen nicht kommen,
sein Heuschnupfen war viel zu groß.
the grip
05.05.2015, 12:23
Mägde am Sonnabend
Sie hängen sie an die Leiste,
die Teppiche klein und groß,
sie hauen, sie hauen im Geiste
auf ihre Herrschaft los.
Mit einem wilden Behagen,
mit wahrer Berserkerwut,
für eine Woche voll Plagen
kühlen sie sich den Mut.
Sie hauen mit splitternden Rohren
im infernalischen Takt.
Die vorderhäuslichen Ohren
nehmen davon nicht Akt.
Doch hinten jammern, zerrissen
im Tiefsten, von Hieb und Stoß,
die Läufer, die Perserkissen
und die dicken deutschen Plumeaux.
the grip
07.05.2015, 10:01
Der sächsische Dialekt
Wenn man den sächsischen Dialekt
Ein bisschen dehnt und ein bisschen streckt
Und spricht ihn noch ein bisschen tran’ger;
Dann hält ein jeder für einen Spanier!
the grip
11.05.2015, 08:13
K.O.
Er war ein leichter Gegner, fett
wie eine Hummel, ich brachte ihn
außer Atem, die Linke ein paarmal vor,
die Rechte unter seiner Deckung durch,
ich ließ mir Zeit; alle tranken Bier
und warteten auf den Hauptkampf
und ich dachte dran, wie wir uns
das Haus einrichten würden, ich
würde eine Werkbank brauchen,
diverses Handwerkszeug, und da
kam er mit einer Rechten
bei mir durch –
ich hatte zu den Deckenlampen hoch-
gesehen, und im nächsten Augenblick
war die Meute am Schreien und ich
lag auf den Knien, wie zum Gebet,
und als ich hochkam, war er stark
und ich schwach; naja, sagte ich mir,
geh ich halt wieder zurück auf die Farm,
ich war schon immer ein
schlechter Sieger.
the grip
12.05.2015, 17:28
Lehrhaftes Gedicht
Adolf war der Sprosse guter Leute,
Ehelichen Ursprungs, legitim;
Anders Jakob, denn sein Vater scheute
Sich und sagt', er wäre nicht von ihm.
»Süßes Wunder« hieß der Eltern Liebe
Unsern Adolf, der »von Gott gesandt«;
»Die unsel'ge Frucht verbotner Triebe«
Wurde Jakob meistenteils genannt.
Adolf konnte man den Freunden zeigen;
Man entdeckt' an ihm des Vaters Art.
Über Jakob herrschte tiefes Schweigen,
Von ihm sprechen galt als wenig zart.
Dieser Unterschied verblieb im Leben;
Adolfs Laufbahn war solid und leicht.
Zwar Talent war ihm nicht viel gegeben,
Für den Staatsdienst hat es doch gereicht.
Jakob war, so wie er einst geboren,
Stets der Tante Minna ihr Malör.
Feine Kreise gaben ihn verloren,
Und er wurde später Redakteur.
the grip
14.05.2015, 13:57
Reue
Die Tugend will nicht immer passen,
Im ganzen läßt sie etwas kalt,
Und daß man eine unterlassen,
Vergißt man bald.
Doch schmerzlich denkt manch alter Knaster,
Der von vergangnen Zeiten träumt,
An die Gelegenheit zum Laster,
Die er versäumt.
the grip
18.05.2015, 07:58
Maischnee
Sie sagte nichts, als ich ihr offen sagte:
„Es hängt von mir ab, wann ich wieder geh“
Ihr damit sagend, anstatt daß ich klagte
Wie gern ich sie besäh von Kopf bis Zeh.
Der Regen wärmte, als wir raschen Schrittes
Uns suchten einen Ort, daß dies gescheh.
Da sagte sie: „Nur dieses und kein Drittes:
Bis morgen oder bis zum ersten Schnee.“
Sie lag im weißen Laken und sie litt es.
Erst nach der ersten Frühe sprach sie: „Ach
Ich bin ein Haus mit siebenfachem Dach.“
Dann sahen wir: Es schneite.
Sie bestritt es.
Ich merkte wohl: Es ist mit ihr was Bittres.
Und war zum Gehen wiederum zu schwach.
the grip
19.05.2015, 13:30
Der Sperling und das Känguru
In seinem Zaun das Känguru –
es hockt und guckt dem Sperling zu.
Der Sperling sitzt auf dem Gebäude –
doch ohne sonderliche Freude.
Vielmehr, er fühlt, den Kopf geduckt,
wie ihn das Känguru beguckt.
Der Sperling sträubt den Federflaus –
die Sache ist auch gar zu kraus.
Ihm ist, als ob er kaum noch säße …
Wenn nun das Känguru ihn fräße?!
Doch dieses dreht nach einer Stunde
den Kopf, aus irgend einem Grunde,
vielleicht auch ohne tiefern Sinn,
nach einer andern Richtung hin.
the grip
21.05.2015, 11:12
Ohne Titel
Alle Theorien
wie Klischees
verpufft; all die
kleinen Gesichter
wie sie aufschauen
so gläubig und schön;
mir ist nach Heulen
aber Kummer ist
blöd. Ich möchte
glauben können
doch glauben ist
ein Friedhof.
Wir haben es auf
dem Punkt:
Schlachtermesser und Spottdrossel.
Wünsch uns
Glück
the grip
22.05.2015, 09:52
Cupido warf die Fackel hin, und schlief;
Ein Mädchen der Diana stahl den Fang,
Und taucht der Liebe Feuerzunder tief
In einen kalten Quell, der dort entsprang.
Alsbald durchdrang vom heil’gen Brand die Wellen
Für alle Zeit lebendig rege Glut,
Und ward ein siedend Bad, in schlimmen Fällen
Der Menschen letzte Hülf’ und höchstes Gut.
Doch – die an Liebchens Blick frisch angefachte Kerze
Hielt mir aufs Herz der Knabe zum Versuch;
Daß ich, erkrankend von dem heißen Schmerze,
Ein trüber Gast, mich nach dem Bade trug.
Doch half mir’s nicht: Die Bäder, die mir taugen,
sind Amors Feuerquellen, Liebchens Augen.
the grip
23.05.2015, 16:14
Videonette
Hier mit dieser Löwenkralle,
mach ich meine Feinde alle,
und mit dem beschuhten Fuß
tret ich Gegner gern zu Mus.
Selbst mein Hang zur Liebe
Spielt mit dem Todestriebe.
Denn der Aggressionsverzicht
Führt zu Rheuma, Krebs und Gicht.
the grip
24.05.2015, 16:02
Berliner Pfingsten
Heute sah ich ein Gesicht,
Freudevoll zu deuten:
In dem frühen Pfingstenlicht
Und beim Glockenläuten
Schritten Weiber drei einher,
Feierlich im Gange,
Wäscherinnen fest und schwer,
Jede trug 'ne Stange.
Mädchensommerkleider drei
Flaggten von den Stangen,
Schönre Fahnen, stolz und frei,
Als je Krieger schwangen;
Frisch gewaschen und gesteift,
Tadellos gebügelt,
Blau und weiss und rot gestreift,
Wunderbar geflügelt!
Lustig blies der Wind, der Schuft,
Falbeln auf und Büste,
Und mit frischer Morgenluft
Füllten sich die Brüste;
Und ich sang, als ich gesehn
Ferne sie entschweben:
„Auf und lasst die Fahnen wehn,
Lustig ist das Leben!“
the grip
26.05.2015, 11:15
Dämmerung
Traurig ist's und jämmerlicht,
Wenn der Mensch im Dämmerlicht
Früh den Weg nach Hause sucht
Und dabei die Welt verflucht.
Aus dem grauen Pflasterstein
Grinst Verzweiflung, Laster, Pein,
Und vom schwanken Lampenpfahl
Flackert Aberwitz und Qual.
In des Menschen bangem Leid
Stöbert die Vergangenheit –
Und er steigt voll Scham und Schmach
Einer späten Hure nach.
the grip
29.05.2015, 10:30
Überall
Überall ist Wunderland
Überall ist Leben
Bei meiner Tante im Strumpfenband
wie irgendwo daneben.
Überall ist Dunkelheit
Kinder werden Väter.
Fünf Minuten später
stirbt sich was für einige Zeit.
Überall ist Ewigkeit.
Wenn Du einen Schneck behauchst
Schrumpft er ins Gehäuse,
Wenn Du ihn in Kognak tauchst,
Sieht er weiße Mäuse.
the grip
31.05.2015, 20:46
1. Die Dramen der Damen
Selter; Sekt; Salat; Gegreine;
Krähenfüße; Fliegenbeine;
Nagelbruch; Spaghettiträger
reißt – da feixt der Schürzenjäger.
nix zum Anziehn; nix zu lachen;
nix zum Leidenschaftentfachen;
Absatz ab; Laufmasche; Spliß;
Seitensprung – Gewissensbiß;
Gürtel klemmt und Zwickel kneift;
Göre flennt und Gatte keift …
Derlei schrill-illustre Dramen
sind das täglich Brot der Damen.
Und der Herr sagt ja. Und amen.
the grip
07.06.2015, 14:47
Die Pannen der Mannen
Bill’ger. Mehr. (Muß!) Dicker. Breiter.
Alu. Akku. Axt. Asbest.
DAX. Fax. Uffz. Karriereleiter.
Bier. Schnaps. Skat. Geld. Warentest.
Fußball. Ficken. Formel 1.
Brachiale Lösungsformen.
Dies ist meines. Jenes deins.
Regeln. Uniformen. Normen.
Boxen. Luder. Bruderkuß.
Heer. Hecht. Handy. Herrenreiter.
Hals- und Beinbruch. Prost. Gut Schuß.
Immer gradeaus. Und weiter.
Denkste! Schnippte die Dame. Schluß.
the grip
07.06.2015, 14:50
Vergleichende Erotik
So wird das Wunderbild der Venus fertig:
Ich nehm hier ein Aug, dort einen Mund,
hier eine Nase, dort der Brauen Rund.
Es wird Vergangenes mir gegenwärtig.
Hier weht ein Duft, der längst verweht und weit,
hier klingt ein Ton, der längst im Grab verklungen.
Und leben wird durch meine Lebenszeit
Das Venusbild, das meinem Kopf entsprungen.
the grip
07.06.2015, 14:51
Kompromissler
Das Prinzip in seiner Brust,
Tritt der liberale Streiter
Vor den Kanzler froh und heiter
Und auch stolz und selbstbewußt.
Wie er steht im hohen Saal,
Schaut er in die Gnadensonne,
Und er fühlt mit stiller Wonne
Ihren holden Wärmestrahl.
Bei der seltnen Götterkost,
Die ihm Adelige bieten,
Lockern sich des Herzens Nieten,
Taut der liberale Frost.
Selig lächelnd fällt er um.
Und in seiner Busentasche
Schmilzt zur pulverigen Asche
Müller’n sein Prinzipium.
the grip
09.06.2015, 15:43
Die Schnecken
Rötlich schimmert es im Westen
Und der laute Tag verklingt,
Nur das auf den höchsten Ästen
Lieblich noch die Drossel singt.
Jetzt in dicht belaubten Hecken,
Wo es still verborgen blieb,
Rüstet sich das Volk der Schnecken
Für den nächtlichen Betrieb.
the grip
15.06.2015, 14:03
Das Huhn
In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her ...
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh‘r?
Wird dem Huhn
man nichts tun?
Hoffen wir es! Sagen wir es laut:
daß ihm unsre Sympathie gehört,
selbst an dieser Stätte, wo es – „stört“!
the grip
15.06.2015, 14:04
Widmung
Deine Geige, lieber Meister,
Bin ich, spiele mich getreu!
Stumm kam ich zu dir und scheu,
Voller klang ich stets und dreister.
Laß sie tönend, liebend fliehen,
Und die Zeit bringt Kraftgewinn
Dir und deiner Harmonien
Schwärmenden Verkünderin!
the grip
18.06.2015, 08:35
Erinnerung
Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.
the grip
22.06.2015, 07:57
Unten wie oben
Rotes Haar. Echtes.
schlenkerte es
und fragte: „Ist
mein Arsch noch dran?“
Immer zu Späßen auf-
gelegt.
Es findet sich doch
immer eine, die dich
vor einer anderen
rettet.
Und kaum hat sie’s
getan, geht sie schon
dazu über, dich am
Boden zu zerstören.
„Manchmal hasse ich
dich“, sagte sie.
Sie ging raus, setzte sich
auf die Veranda und las
meinen Band Catull. Sie
blieb eine ganze Stunde
draußen.
Leute kamen vorbei und
fragten sich: Woher kriegt
dieser häßliche alte Kerl
so eine Schönheit?
Ich wußte es selber nicht.
the grip
22.06.2015, 07:59
So oder so
Schön
geduldig
miteinander
langsam alt
und verrückt werden
andrerseits
allein
geht es natürlich
viel schneller
the grip
25.06.2015, 08:33
Ein Blick ins Damenbad
Nicht all und jedes, meine Beste,
Ist reizend, was Ihr Kleid verhehlt.
Denn manches, was das Mieder preßte,
Wird schwabbelig, wenn dieses fehlt.
Ein hübscher Stiefel, schöne Strümpfe
Beschwindeln uns oft sonderbar.
Man sieht mit Schrecken, daß die Nymphe
Gespickt mit Hühneraugen war.
Ich spreche nicht von Hinterfronten,
Die, ungebührlich aufgebauscht,
Uns nur so lang bezaubern konnten,
Als schwere Seide sie umrauscht.
Das Nackte kann die Tugend stärken,
Und vieles reizt uns nur umflort.
Ich konnt' es durch die Wand bemerken,
Als ich ein Loch hineingebohrt.
the grip
25.06.2015, 15:25
Grausames Schicksal
Für mich der etwas weiss vom Essen,
Kann nichts Betrübteres geschehen,
Als Andre schlemmen sehn und fressen,
Die keine Spur davon verstehn.
Ja, düster ist des Schicksals Wille
Und kalt vermag es zuzusehn,
Wie ein Talent so in der Stille
Muss ungenutzt zu Grunde gehen.
the grip
28.06.2015, 15:20
Entrüstet
Zu gräßlich hatt' er mich geneckt.
Wie weh war mir zu Sinn!
Und tief gekränkt und aufgeschreckt
Zum Kirchhof lief ich hin.
Ich saß auf einem Leichenstein,
Die Augen weint ich rot.
Ach, lieber Gott, erbarm dich mein
Und mach mich endlich tot.
Sieht er mich dann in meinem Sarg,
So wird er lebenssatt
Und stirbt vor Gram, weil er so arg
Mein Herz behandelt hat.
Kaum wars gesagt, so legten sich
Zwei Arme um mich her,
Und auf der Stelle fühlte ich,
Wer das getan, war er.
Wir kehrten Arm in Arm zurück.
Ich sah ihn an bei Licht.
Nein, solchen treuen Liebesblick
Hat doch kein Bösewicht.
the grip
30.06.2015, 10:38
Such
Der Hund springt aufs Bett und robbt
über mich.
"Weißt du das Wort?" frage ich ihn.
Er gibt keine Antwort.
"Weißt du das Wort? Ich such das
richtige Wort."
Er sieht mich mit seinen ernsten
Braunen Augen an.
"Ich warte auf das richtige Wort"
erkläre ich ihm. "Ich komme mir vor
als würde ich durch eine große heiße
Bratpfanne schnalzen."
Er wedelt und versucht, mein
Gesicht zu lecken.
"Hör mal", ruft sie aus dem Bade-
zimmer, "kommst du jetzt endlich
aus den Federn und hörst auf,
mit dem Hund zu reden?!"
Meine Eltern haben mich auch
nie verstanden.
the grip
02.07.2015, 11:51
Der Papagei
Es war einmal ein Papagei,
der war beim Schöpfungsakt dabei
und lernte gleich am rechten Ort
des ersten Menschen erstes Wort.
Des Menschen erstes Wort war A
und hieß fast alles, was er sah,
z. B. Fisch, z. B. Brot,
z. B. Leben oder Tod.
Erst nach Jahrhunderten voll Schnee
erfand der Mensch zum A das B
und dann das L und dann das Q
und schließlich noch das Z dazu.
Gedachter Papagei indem
ward älter als Methusalem,
bewahrend treu in Brust und Schnabel
die erste menschliche Vokabel.
Zum Schlusse starb auch er am Zips.
Doch heut noch steht sein Bild in Gips,
geschmückt mit einem grünen A,
im Staatsschatz zu Ekbatana.
the grip
07.07.2015, 10:26
007, 008, 009, 000
Thriller gestern:
Der Witz des Detektivs: lakonisch.
Das Gangstergrinsen: strikt sardonisch.
Des Richters Strafmaß: stur drakonisch.
Die Liebe aber: streng platonisch.
Thriller heute:
Der Boß, der Killer: megacool.
Der Inspektor: Blut im Stuhl.
Sein Assistent: milchzuckerschwul.
Die Leidenschaft: ein Sündenpfuhl.
Thriller morgen:
Die Guten: gut. Die Bösen: schlecht.
Der Kommissar: ein toller Hecht.
Die ganze Welt: total gerecht.
Das Leben: falsch, doch täuschend echt.
the grip
09.07.2015, 16:10
Streikjustiz
Du siehst sie durchs Gefilde hupfen:
die Wangen angenehm verpudert,
frech, nicht mehr jung, und auch verludert,
verschminkt … zwei rosarote Tupfen …
Die Waage wackelt hin und her.
Das Schwert – mein Gott – es ist aus Pappe,
sie trägt es scherzhaft als Attrappe,
ein eisernes ist ihr zu schwer.
Sie richtet so! O ja – man siehts!
die schwarzen, hohen Stöckelschuhe
zertrampeln alles – schaffen Ruhe.
So tänzelt Fräulein Streikjustiz.
Es raschelt des Talars Frou-Frou …
– „Du trugst doch früher eine Binde?“
– „Die hab ich noch! Dem, den ich finde,
schnür ich damit die Kehle zu!“ –
the grip
13.07.2015, 10:40
Papageienpark
Unter türkischen Linden, die blühen, an Rasenrändern
in leise von ihrem Heimweh geschaukelten Ständern
atmen die Ara und wissen von ihren Ländern,
die sich, auch wenn sie nicht hinsehn, nicht verändern.
Fremd im beschäftigten Grünen wie eine Parade,
zieren sie sich und fühlen sich selber zu schade,
und mit den kostbaren Schnäbeln aus Jaspis und Jade
kauen sie Graues, verschleudern es, finden es fade.
Unten klauben die duffen Tauben, was sie nicht mögen,
während sich oben die höhnischen Vögel verbeugen
zwischen den beiden fast leeren vergeudeten Trögen.
Aber dann wiegen sie wieder und schläfern und äugen,
spielen mit dunkelen Zungen, die gerne lögen,
zerstreut an den Fußfesselringen. Warten auf Zeugen.
the grip
14.07.2015, 10:20
Tadelt man, daß wir uns lieben,
Dürfen wir uns nicht betrüben:
Tadel ist von keiner Kraft.
Andern Dingen mag das gelten;
Kein Mißbilligen, kein Schelten
Macht die Liebe tadelhaft.
the grip
17.07.2015, 07:29
Auf Urlaub
Die Residenz!
Gu’n Tag, du Metropole!
Da ist auch schon der Alexanderplatz …
Verstatte, daß ich mich das Schneuztuch hole,
das Herz schlägt stürmisch unterm Busenlatz.
Du gute Spree mit dem geduldigen Rücken,
der Ruderklubs und der Mamsells Entzücken –
ich seh dich still und mächtig dreckig ziehn …
Berlin!
Die Weiche knackt. Der Zug zischt an den Hallen
der Stadtbahn lang. Da liegt der dicke Dom.
Die pfui! die Friedrichstraße will mir recht gefallen,
am Charitéhaus grünt ein Appelboom.
Die Völker auf den Straßen sind nicht ohne:
dem Gang nach lauter Jrafens und Barone.
Es riecht nach Geld. Prozente, Mensch, verdien!
Berlin!
Charlottenburg. Da steht die lange Claire,
den Bastard meiner Liebe an der Hand.
Ob auch die Rationierung an uns zehre –
der Knochenbau hält allen Feinden stand.
Das wird die rechte Wiedersehensfeier!
Ich hab (im Rucksack) fünfundsiebzig Eier –
Da hält der Zug! Die Kümmernisse fliehn …
Berlin! Berlin!
the grip
20.07.2015, 11:08
Gedankenflucht
Vorläufig läuft es noch,
geht gut,
geht seinen Gang
Unsere Siege
huschen an uns vorbei
Sogar unsre Niederlagen
haben sich als flüchtig erwiesen
Vorläufer sind wir,
die hinter der Nachwelt herhinken
oder Hinterbliebene,
die ihrer Zeit vorauseilen
Auch das Ende der Welt
ist vielleicht
nur ein Provisorium
Vorläufig sterben wir
seelenruhig
in unseren Liegestühlen
Dann sehen wir weiter
the grip
20.07.2015, 11:09
Blinde Kuh
O liebliche Therese!
Wie wandelt gleich in's Böse
Dein offnes Auge sich!
Die Augen zugebunden,
Hast du mich schnell gefunden,
Und warum fingst du eben mich?
Du faßtest mich auf's Beste,
Und hieltest mich so feste;
Ich sank in deinen Schoß.
Kaum warst du aufgebunden,
War alle Lust verschwunden;
Du ließest kalt den Blinden los.
Er tappte hin und wider,
Verrenkte fast die Glieder,
Und alle foppten ihn.
Und willst du mich nicht lieben,
So geh' ich stets im Trüben
Wie mit verbundnen Augen hin.
the grip
21.07.2015, 10:10
Schnapphahn und Schnapphenne
Derweilen auf dem Lotterbette
Mich Lauras Arm umschlang – der Fuchs,
Ihr Herr Gemahl, aus meiner Buchs
Stibitzt er mir die Bankbillette.
Da steh ich nun mit leeren Taschen!
War Lauras Kuß gleichfalls nur Lug?
Ach! Was ist Wahrheit? Also frug
Pilat und tät die Händ sich waschen.
Die böse Welt, die so verdorben,
Verlaß ich bald, die böse Welt.
Ich merke: hat der Mensch kein Geld,
So ist der Mensch schon halb gestorben.
Nach euch, ihr ehrlich reinen Seelen,
Die ihr bewohnt das Reich des Lichts,
Sehnt sich mein Herz. Dort braucht ihr nichts,
Und braucht deshalb auch nicht zu stehlen.
the grip
26.07.2015, 10:01
Ich, Du, Überwir
An uns beiden abzulesen
sind die Qualen des Expander.
Mann und Frau, verdehnte Wesen,
drängt es zu- und ineinander.
An uns beiden zu studieren
ist das Überwir der Liebe.
All das Rauschen und Charmieren,
all das liebe Triebgeschiebe
(sich beriechen, sich versuchen,
sich verzehren und vermehren)
will, daß Schwanz und Mutterkuchen
Föten zeugen, Föten nähren,
Eltern werden, Eltern bleiben,
Müsli rühren, Bettchen bauen,
Fläschchen kochen, Äpfel reiben,
Nacht durchwachen, Tag versauen.
So sind wir, so geht es allen
Tief im Glück: hereingefallen.
the grip
26.07.2015, 10:03
Im alten Hause
Im alten Hause; vor mir frei
seh ich ganz Prag in weiter Runde;
tief unten geht die Dämmerstunde
mit lautlos leisem Schritt vorbei.
Die Stadt verschwimmt wie hinter Glas.
Nur hoch, wie ein behelmter Hüne,
ragt klar vor mir die grünspangrüne
Turmkuppel von Sankt Nikolas.
Schon blinzelt da und dort ein Licht
fern auf im schwülen Stadtgebrause. –
Mir ist, daß in dem alten Hause
jetzt eine Stimme „Amen“ spricht.
the grip
27.07.2015, 16:40
Rennst du gegen Wände…
Rennst du gegen Wände,
Mann, was soll der Stuß?!
Irgendwann ist Ende,
irgendwann ist Schluß.
Gestern noch paar Lieder,
allemann zusamm;
und schon seid ihr wieder
raus aus dem Programm.
Kommt´n Interviewer,
fragt nach´m Lebenssinn,
hau dem Wichtigtuer
Portion Hackfleisch hin!
Denkt er dann, er hätt was
– sagnwermal Substanz –
Du und ein zartes Etwas
fliehen außer Lands.
Bon voyage, euch beiden
rund um Welt und Uhr –
Liebe geht mit Leiden
um wie von Natur.
the grip
28.07.2015, 13:45
Touristen
Immer sitzen sie vor den falschen Cáfes
und warten auf die große Fremde,
immer finden sie alles zu teuer,
immer, im Vergleich zum Prospekt, enttäuscht:
Man kann’s ihnen einfach nicht recht machen.
Immer sind es ihrer zu viele
und reich gesegnet obendrein mit Socken,
immer stellen sie die gleichen Fragen,
immer versichern sie einander der gleichen Antworten:
Sie können’s uns einfach nicht recht machen.
the grip
30.07.2015, 10:23
Die Kronprinzenbühne
Sieh da, sieh da: am preuß’schen Hof
erblickt man einen Musenschwof.
Man spielt beim Sohn vom Vater
Theater.
Die kleine Zote, lieb und nett,
wird blank poliert für das Parkett –
und, was der Gallier schildert,
gemildert.
Auch fühlt man sich beträchtlich wohl
im reinlichen Salontirol.
Der Dichter schwingt im Gmüatl
’s Hüatl.
Und auch die Tonkunst ist allhier:
da hinten trommelt am Klavier
für viele Pinke-Pinke
Paul Lincke.
Und alles ist im Ordensfrack …
Nur leider fehlt der Kunstgeschmack.
Nun, man behilft sich ohne
beim Sohne, Sohne, Sohne –
beim Sohne.
the grip
04.08.2015, 13:49
Frühe Liebe
Meine erste Zigarette
kam von Annette.
Wir rauchten hinter einem Strauch,
worauf Sie mir erst ihren Bauch,
dann ihre Brüste sehen ließ.
Ich hatte sowas noch nie gesehen.
Alles begann sich um mich zu drehen.
Ich weiß nicht – kam das von Annette
Oder wars die Zigarette?
the grip
06.08.2015, 11:06
Der Gefällige
Die Grete steigt zum Hühnernest.
Der Hansel hält die Leiter fest.
Die Leiter bricht von dem Gewicht.
Erfreulich ist’s für beide nicht.
the grip
16.08.2015, 13:41
An der Riviera
An der langen Tafel sind wir gesessen
Im Hotel. Und ich muß sagen,
Man hat da wirklich vortrefflich gegessen,
Auch über das Trinken war nicht zu klagen.
Alle Leute, die wir gesehen,
– Man hätte das gar nicht zu sagen brauchen –
Schifften erst kurz in die Häfen der Ehen;
Es waren Deutsche mit ihren Frauchen.
Die Männchen sind sichtlich sehr stolz gewesen
Über alles, was bereits vorgefallen;
In den Siegerblicken war es zu lesen,
Sie zeigten es gerne und öffentlich allen.
Die Frauchen bewiesen mit leuchtenden Blicken,
Daß sie das Mädchenhafte bezwungen
Und fähig waren, so ganz zu beglücken
Die Männchen, welche sie sich errungen.
Und daß sie endlich begehen dürften,
Was sie bis jetzt als verboten kannten –
Und daß sie mit Freuden die Wonnen schlürften,
Auch durchaus nicht abscheulich fanden.
Es wurde mit Blicken herumgeschmissen,
So ganz, als ob sie alleinig seien
Mit den geheimen Verständnissen
Und den gesetzlichen Schweinigeleien.
the grip
16.08.2015, 13:46
Die Hexe
»Liebe Nachbarn, mit Vergunst!
Eine Hex, durch Zauberkunst,
Kann sich in ein Tier verwandeln,
Um die Menschen zu mißhandeln.
Eure Katz ist meine Frau;
Ich erkenne sie genau
Am Geruch, am Glanz der Augen,
Spinnen, Schnurren, Pfötchensaugen ...«
Der Nachbar und die Nachbarin,
Sie riefen: »Jürgen, nimm sie hin!«
Der Hofhund bellt: »Wau! wau!«
Die Katze schreit: »Miau!«
the grip
17.08.2015, 14:57
Harte Nuß
Dieser mächtige Baum
mit seinen unzähligen Nüssen
ist nur dazu da,
daß Bäume mit Nüssen entstehn
für Bäume mit Nüssen?
the grip
17.08.2015, 14:58
Zwei Jungfern
Zwei Jungfern gibt es in Dorf und Stadt,
Sie leben beständig im Kriege,
Die Wahrheit, die niemand gerne hat,
Und die scharmante Lüge.
Vor jener, weil sie stolz und prüd
Und voll moralischer Nücken,
Sucht jeder, der sie nur kommen sieht,
Sich schleunigst wegzudrücken.
Die andre, obwohl ihr nicht zu traun,
Wird täglich beliebter und kecker,
Und wenn wir sie von hinten beschaun,
So hat sie einen Höcker.
the grip
18.08.2015, 13:31
Der falsche Freund
O sei mein Freund!" so schallt's vom Heuchelmunde
Dem Falschen, der mit heimlichem Behagen
Den Vorteil überzählt von solchem Bunde;
Du traust ihm, und - schon hast du eingeschlagen,
Ein edler Tor! Naht einst die Wetterstunde,
So siehst den Schurken du mit bleichem Zagen
In seines Ichs bequeme Hütte springen,
Hinausgesperrt magst mit dem Sturm du ringen.
the grip
21.08.2015, 14:32
Die Ameisen
In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.
the grip
21.08.2015, 14:33
Volksweise
Mich rührt so sehr
böhmischen Volkes Weise,
schleicht sie ins Herz sich leise,
macht sie es schwer.
Wenn ein Kind sacht
singt beim Kartoffeljäten,
klingt dir sein Lied im späten
Traum noch der Nacht.
Magst du auch sein
weit über Land gefahren,
fällt es dir doch nach Jahren
stets wieder ein.
the grip
22.08.2015, 14:07
Vergib mir.
Ich tat,
Was Gott allein zu tun geziemt:
Nahm deine Hand für meine Hand,
Dein Herz für meines.
Mich verwirrte
Die schöne Nacht,
Der goldne Stern im Strauch
Und dann: der namenlose Duft der Linde.
Verzeih.
the grip
24.08.2015, 08:29
Wie du
Gleich geh ich zu Bett.
Da ist es meistens nett:
Ich mach‘ die Augen zu
und habe meine Ruh.
Ich träume von Krawall,
ganz ohne Schuß und Schall;
ich träume auch von Sex,
fast ohne Schuldkomplex;
ich träume, Fehler zu beheben,
und von ‘nem etwas leicht’ren Leben;
ich träume dies und träume das.
Mitunter schwitze ich etwas.
Am Morgen bin ich so wie du
Und leg‘ mich abends wieder hin.
Ich mach‘ die Augen einfach zu
Und befrag‘ mich, wer ich bin.
the grip
25.08.2015, 18:06
Mittag
Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur;
Es ist so still, daß ich sie höre,
Die tiefe Stille der Natur.
Rings Sonnenschein auf Wies' und Wegen,
Die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
Und doch, es klingt, als strömt' ein Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.
the grip
27.08.2015, 12:15
Kleines Gespräch
mit unerwartetem Ausgang
Der Herrgott saß auf Wolkenkissen
und sah sich seine Erde an.
Was braust herauf? Sieh da, das is’n
Aeroplan.
Ein Offizier grüßt freundlich lächelnd.
„Gestatten! Schwaben Nummer Vier!“
– und die Propeller surren fächelnd –
„Wir sind nu hier! –
Was sagen Sie zu unserm Siege?
Wir brachen spielend den Rekord.
Wozu? Wir brauchen das zum Kriege …“
„Zum Krieg? Zum Mord!“
„Erlauben Sie, Sie sind zu schwächlich …“
„Und wer gab euch das viele Geld – ?“
„Das Volk! Das Volk war es hauptsächlich
vom Rhein zum Belt.“
„Das Volk? Hat es so krumme Nacken?
Ist denn bei euch das Volk so dumm?“
Hier lachte Gott aus vollen Backen.
Man kippte um.
the grip
31.08.2015, 11:17
Fetisch
Immer nur
an diesen Flaum
denkt er nachts
kleiner
als eine Hand
und weiter
denkt er
an nichts
Nichts anderes
ist da
als dieses Büschel
das nicht da ist
Er stellt es sich
dunkel vor
dieses Gewölle
wie es sich bauscht
hell
Er hört förmlich
wie es knistert
unter dem Druck
der Hand
Er sieht
wie es sich kräuselt
im Licht
blond schwarz
wie es glitzert
wahnsinnig
weich und widerspenstig
und nicht weiter
nennenswert
the grip
01.09.2015, 09:18
Alter Mann spricht junges Mädchen an
Guten Tag! – Wie du dich bemühst,
Keine Antwort auszusprechen.
»Guten Tag« in die Luft gegrüßt,
Ist das wohl ein Sittlichkeitsverbrechen?
Jage mich nicht fort.
Ich will dich nicht verjagen.
Nun werde ich jedes weitere Wort
Zu meinem Spazierstock sagen:
Sprich mich nicht an und sieh mich nicht,
Du Schlankes.
Ich hatte auch einmal ein so blankes,
Junges Gesicht.
Wie viele hatten,
Was du noch hast.
Schenke mir nur deinen Schatten
Für eine kurze Rast.
the grip
03.09.2015, 11:53
Das goldene Kalb
Doppelflöten, Hörner, Geigen
Spielen auf zum Götzenreigen,
Und es tanzen Jakobs Töchter
Um das goldne Kalb herum –
Brum – brum – brum –
Paukenschläge und Gelächter!
Hochgeschürzt bis zu den Lenden
Und sich fassend an den Händen,
Jungfraun edelster Geschlechter
Kreisen wie ein Wirbelwind
Um das Rind –
Paukenschläge und Gelächter!
Aron selbst wird fortgezogen
Von des Tanzes Wahnsinnwogen,
Und er selbst, der Glaubenswächter,
Tanzt im Hohenpriesterrock,
Wie ein Bock –
Paukenschläge und Gelächter!
the grip
07.09.2015, 09:12
Liebe schwärmt auf allen Wegen,
Freundschaft bleibt für sich allein,
Liebe kommt uns rasch entgegen,
Aufgesucht will Freundschaft sein.
Schmachtend wehe, bange Klagen
Hör‘ ich überall ertönen,
Ob den Sinn zum Schmerz gewöhnen,
Ob zur Lust, ich kann’s nicht sagen,
Möchte oft mich selber fragen,
Ob ich träume, ob ich wache.
Diesem Fühlen, diesem Regen,
Leih ihm, Herz, die rechte Sprache;
Ja, im Keller, auf dem Dache,
Liebe schwärmt auf allen Wegen!
Doch es heilen alle Wunden,
Die der Liebesschmerz geschlagen,
Und in einsam stillen Tagen
Mag, von aller Qual entbunden,
Geist und Herz wohl bald gesunden;
Art’ger Kätzchen los Gehudel,
Darf es auf die Dauer sein?
Nein! – fort aus dem bösen Strudel,
Unterm Ofen mit dem Pudel,
Freundschaft bleibt für sich allein.
the grip
08.09.2015, 10:28
Strandidyll
Auf dem Rücken im warmen Sand
Nie ein schöneres Lager ich fand.
Murmelnde, kichernde Wellen zu Füßen,
Oben im Wind ein Lispeln und Grüßen
Schwankender Halme und leises Gesumm
Sammelnder Bienen, sonst Stille ringsum.
Ja, ringsum!
Nur selten, bald ferne, bald nahebei
Ein Möwenschrei.
Durch das halbgeöffnete Lid
Blinzelt das Auge hinüber zum Ried.
Blendendes, zitterndes Sonnengegleiße;
Schmetterlingsspiele. Blaue und weiße
Kinder der Stunde. Nun löst aus der Schar
Sich ein bläulich geflügeltes Paar,
Liebespaar!
Das schaukelt und gaukelt und flügelt und giebt
Sich sehr verliebt.
Plötzlich, ei fällt denn der Himmel ein?
Weitet sich, breitet sich bläulicher Schein.
Läßt sich das zärtliche Pärchen nieder
Frech mir gerad' auf die Augenlider?
Aber schon merk' ich's am salzigen Geruch,
Und schon fühl' ich's am derben Tuch,
Schürzentuch,
Und hör es am Lachen, die Grete, die Katz,
Beschlich ihren Schatz.
Seit an Seit und Hand in Hand,
Schäferstündchen am stillen Strand.
Schmeichelnder Wind und schäkernde Wellen;
Faltergeschwirr im zitternden, hellen
Sonnengeflirr überm Dünenhang;
Irgendwoher ein verwehter Klang,
Glockenklang,
Und Hundegebell und das klägliche Muh
Einer einsamen Kuh.
the grip
10.09.2015, 12:43
Spaziergang
Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,
dem Wege, den ich kaum begann, voran.
So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten,
voller Erscheinung, aus der Ferne an –
und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen,
in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;
ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen ...
Wir aber spüren nur den Gegenwind.
Was ist los?
Keine Gedichte mehr?:confused:
Bis es wieder weitergeht liefere ich mal eines,
von Michael Schönen
Überschrift Doppelpunkt Diktat
Wie soll ich Dich denn nur erreichen
Komma Geliebte Fragezeichen
Denn ich gestehe Doppelpunkt
Es hat bei mir schon längst gefunkt
Punkt Dann ein Absatz Neuer Satz
Laß dich umarmen Komma Schatz
Ausrufezeichen Neue Zeile
Bis ich in Deine Arme eile
Komma träum ich nur von Dir
Semikolon Schreibe mir
Punkt Mein Herz Gedankenstrich
es rast und brennt und schlägt für Dich
Komma nur für Dich allein
Ausrufezeichen Absatz Dein
Verehrer Klammer auf dann groß
Verwirrt Komma und ruhelos
durch Dich Komma Geliebte Du
Ausrufezeichen Klammer zu
the grip
11.11.2015, 16:01
Hatte jetzt mal meine "Arbeit" eingestellt, da ich kaum noch hier im Forum bin.
Du kannst das gerne übernehmen.
Irgendwann sind alle Themen zum x-ten Mal durchgenudelt und es gibt gewisse Themen, die ich bestimmt nicht mit Halbwissenden im Internet diskutiere.
bellamartha
11.11.2015, 16:25
Schön! Also gut:
Diktat
Wie soll ich Dich denn nur erreichen, Geliebte?
Denn ich gestehe: Es hat bei mir schon längst gefunkt.
Lass dich umarmen, Schatz!
Bis ich in Deine Arme eile, träum ich nur von Dir; schreibe mir.
Mein Herz - es rast und brennt und schlägt für Dich, nur für Dich allein!
Dein Verehrer (Verwirrt und ruhelos, durch Dich, Geliebte Du!)
Was ist los?
Keine Gedichte mehr?:confused:
Bis es wieder weitergeht liefere ich mal eines,
von Michael Schönen
Überschrift Doppelpunkt Diktat
Wie soll ich Dich denn nur erreichen
Komma Geliebte Fragezeichen
Denn ich gestehe Doppelpunkt
Es hat bei mir schon längst gefunkt
Punkt Dann ein Absatz Neuer Satz
Laß dich umarmen Komma Schatz
Ausrufezeichen Neue Zeile
Bis ich in Deine Arme eile
Komma träum ich nur von Dir
Semikolon Schreibe mir
Punkt Mein Herz Gedankenstrich
es rast und brennt und schlägt für Dich
Komma nur für Dich allein
Ausrufezeichen Absatz Dein
Verehrer Klammer auf dann groß
Verwirrt Komma und ruhelos
durch Dich Komma Geliebte Du
Ausrufezeichen Klammer zu
bellamartha
11.11.2015, 16:26
Hatte jetzt mal meine "Arbeit" eingestellt, da ich kaum noch hier im Forum bin.
Du kannst das gerne übernehmen.
Irgendwann sind alle Themen zum x-ten Mal durchgenudelt und es gibt gewisse Themen, die ich bestimmt nicht mit Halbwissenden im Internet diskutiere.
Schade!
(Aber über welche Themen hast du denn hier mit Halbwissenden diskutiert?)
Gruß
J., die hier immer gerne gelesen hat.
Da ich hier immer gerne gelesen habe, steuere ich ein Gedicht bei,
anläßlich des Thread-Titels und da ich ihn eh gerne mag, eines von Robert Gernhardt:
"Ermunterung"
Hallo, süße Kleine,
komm mit mir ins Reine!
Hier im Reinen ist es schön,
viel schöner als im Schmutz zu stehen,
Hier gibt es lauter reine Sachen,
die können wir jetzt schmutzig machen.
Schmutz kann man nicht beschmutzen,
laß uns die Reinheit nutzen.
Sie derart zu verdrecken,
das Bettchen und die Decken.
Die Laken und die Kissen,
daß alles Leute wissen:
Wir haben alles vollgesaut
und sind jetzt Bräutigam und Braut.
Mal wieder daran erinnert, dass es hier auch sooo viele schöne, witzige, anrührende, vergnügliche Beiträge gab (man müsste mal ein best-of editieren...)
Insofern Gelegenheit, einen Klassiker von Wilhelm Busch anzubringen:
INTERIMISTISCHE ZERSTREUUNG
Ratsam ist und bleibt es immer
Für ein junges Frauenzimmer,
Einen Mann sich zu erwählen
Und wo möglich zu vermählen.
Erstens: will es so der Brauch.
Zweitens: will man's selber auch.
Drittens: man bedarf der Leitung
Und der männlichen Begleitung;
Weil bekanntlich manche Sachen,
Welche große Freude machen,
Mädchen nicht allein verstehn;
Als da ist: ins Wirtshaus gehn. -
Aus gegebenem Anlass mal wieder Gernhardt:
Dichter Dorlamm lässt nur äußerst selten
andre Meinungen als seine gelten.
Meinung, sagt er, kommt nun mal von mein,
deine Meinung kann nicht meine sein.
Meine Meinung - ja, das lässt sich hören!
Deine Meinung könnte da nur stören.
Und ihr andern schweigt! Du meine Güte!
Eure Eurung steckt euch an die Hüte!
Lasst uns schweigen, Freunde! Senkt das Banner!
Dorlamm irrt. Doch formulieren kann er.
Gegen die Meinung von Robert Genrhardt lässt sich nur schwer anstinken, dafür aber hier eines mit mehr Sportbezug für alle Rekonvaleszenten.
Leider nicht von Gernhardt aber von Bert Brecht (Die Krücken):
Sieben Jahre wollt kein Schritt mir glücken.
Als ich zu dem großen Arzte kam,
Fragte er: Wozu die Krücken?
Und ich sagte: Ich bin lahm.
Sagte er: das ist kein Wunder.
Sei so freundlich, zu probieren!
Was Dich lähmt, ist dieser Plunder.
Geh, fall, kriech auf allen Vieren!
Lachend wie ein Ungeheuer
Nahm er meine schönen Krücken,
Brach sie durch auf meinem Rücken,
Warf sie lachend in das Feuer.
Nun, ich bin kuriert: ich gehe.
Mich kurierte ein Gelächter.
Nur zuweilen, wenn ich Hölzer sehe,
Gehe ich für Stunden etwas schlechter.
In einer Welt voll Unglück und Gram muss man den Trost der Gedichte mal wieder aktivieren.
daher von
Altmeister Erhardt ein Kurzes:
„
Wenn dir ein Fels vom Herzen fällt,
so fällt er auf den Fuß dir prompt!
So ist es nun mal auf der Welt;
ein Kummer geht, ein Kummer kommt.“
bellamartha
18.10.2024, 11:21
Danke, dass du diesen wunderbaren Thread mal wieder in Erinnerung rufst!
Was macht wohl the grip?
bellamartha
18.10.2024, 11:23
Danke, dass du diesen wunderbaren Thread mal wieder in Erinnerung rufst!
Was macht wohl the grip?
2017 die letzte Aktivität hier. Schade.
In einer Welt voll Unglück und Gram muss man den Trost der Gedichte mal wieder aktivieren.
...
:Danke: you made my friday...
Auch wenn wir oft differenter Ansicht sind, hier mal dickes Lob an Dich, den Thread reaktiviert zu haben.
Gute Sache, schönes WE allen
Thomas
H. Erhardt:
"Meine besten Witze hab ich erzählt,
das Publikum lächelte nur leicht gequält.
doch Heiterkeit ohne Maß und Ziel
erregte ich, als ich vom Fahrrad fiel."
Es nahen die besinnlichen Tage …:cool:
Moin "the grip",
ich hoffe, deine Frau nimmt dir den letzten Satz nicht allzu übel...nicht dass es dir so ergeht wie dem Förster in folgendem Gedicht:
Weihnachtsgedicht a'la Loriot
Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den tunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!
Eines schönen Abends wurden alle
Gäste des Hotels verrückt, und sie
rannten schlagerbrüllend aus der Halle
in die Dunkelheit und fuhren Ski.
Und sie sausten über weiße Hänge.
Und der Vollmond wurde förmlich fahl.
Und er zog sich staunend in die Länge.
So etwas sah er zum erstenmal.
Manche Frauen trugen nichts als Flitter.
Andre Frauen waren in Trikots.
Ein Fabrikdirektor kam als Ritter.
Und der Helm war ihm zwei Kopf zu groß.
Sieben Rehe starben auf der Stelle.
Diese armen Tiere traf der Schlag.
Möglich, daß es an der Jazzkapelle –
denn auch die war mitgefahren – lag.
Die Umgebung glich gefrornen Betten.
Auf die Abendkleider fiel der Reif.
Zähne klapperten wie Kastagnetten.
Frau von Cottas Brüste wurden steif.
Das Gebirge machte böse Miene.
Das Gebirge wollte seine Ruh.
Und mit einer mittleren Lawine
deckte es die blöde Bande zu.
Dieser Vorgang ist ganz leicht erklärlich.
Der Natur riß einfach die Geduld.
Andre Gründe hierfür gibt es schwerlich.
Den Verkehrsverein trifft keine Schuld.
Man begrub die kalten Herrn und Damen.
Und auch etwas Gutes war dabei:
für die Gäste, die am Mittwoch kamen,
wurden endlich ein paar Zimmer frei.
Erich Kästner
schließlich steht die Wintersportsaison vor der Tür
Verzeiht mir, falls das schon hier war, kann man aber nicht oft genug rezitieren
Ein Mensch, schon vorgerückt an Jahren,
Entschließt sich dennoch, Schi zu fahren
Und zwar, weil er einmal erfuhr,
Daß in der Freiheit der Natur
Die Auswahl oft ganz unbeschreiblich
An Wesen, welche erstens weiblich
Und zweitens, dies verhältnismäßig
Sehr wohlgestalt und schöngesäßig.
Der Mensch beschließt, mit einem Wort,
Die Häschenjagd als Wintersport.
Doch was er trifft auf Übungshügeln,
Kann seine Sehnsucht nicht beflügeln.
Dort fällt ja stets, seit vielen Wintern,
Das gleiche Volk auf dicke Hintern.
Die Häschen ziehn zu seinem Schmerz
Sich immer höher alpenwärts,
Und sind auch leider unzertrennlich
Vereint mit Wesen, welche männlich.
Der Mensch, der leider nur ein Fretter
Und kein Beherrscher jener Bretter,
Die einzig hier die Welt bedeuten,
Vermag kein Häschen zu erbeuten,
Weshalb er, anstatt Schi zu laufen,
Ins Kurhaus geht, sich zu besaufen.
In meiner Kindheit haben mein Bruder, meine Mutter und ich uns oft geschämt, wenn mein Vater im Skiurlaub dieses und andere Gedichte zum X-ten Mal rezitierte. Nun fehlen die Gedichte (und mein Vater) irgendwie....
E[I]in Mensch, schon vorgerückt an Jahren,
Entschließt sich dennoch, Schi zu fahren....
Sehr schön, vielen Dank.:Blumen:
Weihnachten
Ich sehn‘ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit.
Ich glaub‘, ich hab’s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei’s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön.
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön‘
ein’s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd‘ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, das war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb‘ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!
Hermann Hesse
Fritz J. Kopka
Zu singen auf den Bach-Choral
"Oh Haupt voll Blut und Wunden"
O Mensch voll Angst und Hochmut
Voll Lust und Lethargie
O Mensch unter dem Stahlhut
So ungeschützt wie nie
So nah an Macht und Ohnmacht
So drohend und bedroht
Es gilt nur Frieden machen
Kein anderes Gebot
Du wirst den Frieden finden
Nur hier auf diesem Stern
Kein noch so hoher Himmel
Wird einem Krieg sein fern
Kein Traum vom Überleben
Erlebt den Morgen noch
Es kann nur Frieden geben
Wer nicht verzagt: dennoch
Wer mag und kann, spielt dazu einen schönen, weihnachtlichen Gitarrensatz :)
sybenwurz
21.01.2025, 19:59
Kein Sport. Nur zeitgemäss.
During the night a circus had come into town
But I saw no lion no tiger
Just an angry old clown
I stood by the window shaking in disbelief
Rubbing my eyes and praying to still be asleep
But I was wide awake when they gave him a crown
(Pernilla Kannapinn)
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